Cover des Buches Die verschollene Rasse Mensch (ISBN: B00L6H97EG)
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Rezension zu Die verschollene Rasse Mensch von Celeste Ealain

Leider blüht da nicht nur die Phantasie

von JuliaB vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Inhaltlich ganz ok, die Unterwasserwelt ist toll, aber sprachlich jenseits meiner Schmerzgrenze!

Rezension

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JuliaBvor 9 Jahren
Eigentlich hätte ich es ja besser wissen sollen, denn zumindest sprachlich wird kaum ein selbstverlegtes Buch meinen Ansprüchen gerecht, aber die Kurzbeschreibung bei BloggdeinBuch klang so spannend, dass ich „die verschollene Rasse Mensch“ dann trotzdem lesen wollte. Die Idee, dass auf einer abgelegenen Insel im Pazifik eine eigene menschliche Spezies lebt, ist ja seit der Entdeckung des Flores-Menschen gar nicht mehr so abwegig, Humanevolution hat mich schon immer fasziniert und gute Fantasy mag ich auch.

Der fantastische Teil der Geschichte hat zumindest großteils meine Erwartungen erfüllt. Die Beschreibungen der Unterwasserwelt erzeugten ein sehr plastisches buntes Bild, und Linnéas langsame Annäherung an die Meermenschen war ebenfalls schön ausgearbeitet. Gleichzeitig wäre aber gerade bei diesen „Menschen“ selbst etwas weniger Fantasy mehr gewesen, denn leider hat die Autorin die vielversprechende Grundidee ins Absurde überspitzt. Satt eines Hominiden mit leichten Anpassungen, die ihm ein Leben auch im Wasser ermöglichten und die man ähnlich jenen von Walen hätte gestalten können, taucht da ein ziemlich unplausibles Wesen auf, das Kiemen und einen Rückenkamm besitzt, Stacheln ausfahren und Betäubungsgas absondern kann und insgesamt eher einem Alien als einem Menschen oder zumindest einem Primaten gleicht. Diese Unkenntnis oder Missachtung von evolutionären Vorgängen zeigt sich auch in der Wortwahl, welche schon im Titel zu fassen ist. Was die Autorin da beschreibt, kann allerhöchstens zur selben Gattung wie der Mensch gehören, aber nicht zur selben Spezies, womit Rasse (unabhängig vom üblen Beigeschmack, den das Wort in Bezug auf Menschen hat) definitiv der falsche Begriff ist.

Damit wären wir auch beim Hauptproblem dieses Buches, der Sprache. Immer wieder bin ich beim Lesen über seltsame Vergleiche und ungewohnte Formulierungen gestolpert. Das scheint der persönliche Stil der Autorin zu sein und hat einen sehr zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Wendungen wie „ein breites Grinsen entfloh seinen Mundwinkeln“ mögen wortwörtlich genommen nicht funktionieren (ein Grinsen findet im Gegensatz um Lachen stationär in den Gesichtsmuskeln statt, kann also nicht entfliehen), aber das Bild, dass sie vermitteln, passt. Andere dagegen, wie beispielsweise der „sporadische Drehsessel", sind für mein Sprachempfinden einfach nur falsch. Und wenn ich an einer der spannendsten Stellen des Buches nicht mitfiebern kann, weil ich über die eigenartigen Formulierungen lachen muss, finde ich das nicht originell, sondern ärgerlich. Ebenfalls lästig und nicht durch den Schreibstil entschuldbar waren die vielen Fehler, vor allem die fehlerhafte Groß- und Kleinschreibung bei „Sie“ und eine kreative Kommasetzung. Leider gilt auch hier: man merkt erst, wie viel ein ordentliches Lektorat ausmacht, wenn es fehlt. Schade, denn dadurch wurde der Lesegenuss gravierend getrübt.

Fazit: ich habe mir die Bewertung nicht leicht gemacht, aber angesichts des sprachlichen Zustands dieses Buches kann ich wirklich nicht mehr als zwei Sterne vergeben.
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