Die Türkei als Krimiregion. .? Was für eine Entdeckung! Durch eigene Internetrecherche wurde Ich auf diesen Autor aufmerksam. Und bin bereits jetzt sicher, dass ich die Karriere des frischgebackenen Privatermittlers Remzi Ünal aus Istanbul weiter verfolgen werde.
In vielerlei Hinsicht finde ich diesen Krimi erfrischend anders. Da ist erst einmal die Persönlichkeit Remzi Ünals. Ehemaliger Pilot, wegen nicht ganz klarer Vergehen aus dem Dienst geflogen Als Einzelgänger verbringt er seine Tage in einer kleinen Wohnung in Istanbul, raucht viel, ist recht trinkfest und betreibt Kampfsport, und spielt mit seinem Flugsimulator – das Einzige, was ihm aus seinem alten Leben noch geblieben ist. Sehr ungewöhnlich für die Türkei , hat er ein Gewerbe als „Privatermittler“ angemeldet, das es offiziell noch gar nicht gibt. In diesem Buch erleben wir Leser mit, wie er in seinen allerersten Fall stolpert - und sich recht achtbar und schlagkräftig aus dem Schlamassel zieht.
Eigentlich soll er nur einen verschwundenen Neffen ausfindig machen, der sich seit einer Woche weder an der Uni noch bei seinem Onkel gemeldet hat. Doch schon bald dämmert Remzi Ünal, dass mehr dahinter stecken muss. Denn die befragten Studenten sind merkwürdig nervös, und auch die erste unerwartete Leiche lässt nicht lange auf sich warten ..
Der Fall an sich entwickelt sich gemäß gängiger Krimistandards, ist aber weder zu sehr vorhersehbar, noch zu unerwartet. Das Ganze erhält seinen unbestreitbaren Reiz durch die exotische Kulisse, und einige überraschende Szenen.
Remzi Ünal gerät in mehrere brenzlige Situationen, aus denen er sich teils ausgesprochen energisch befreit. Sein herrlich trockener Humor hat mich dabei mehr als einmal zum Lachen gebracht! Sehr unerwartet fand ich die Motivlage rund um Geld, Sex (jawohl! ) und Drogen. Es ist eben kein reiner Hau-drauf-Krimi. Man bekommt auch gute Einblicke in das Verhältnis zwischen Stadt und Land, und Alt und Jung. Und ganz zum Schluss läuft Remzi Ünal zu wahrer kriminalistischer Hochform auf …
Das Büchlein ist nur 155 Seiten lang, und damit bequem an einem Nachmittag zu lesen. Und dennoch vermittelt es dem Leser gekonnte Einblicke in eine fremde Welt und Kultur. Remzi Ünal, wir werden uns wiedersehen …!
Celil Oker
Lebenslauf von Celil Oker
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Celil Oker
Schnee am Bosporus
Dunkle Geschäfte am Bosporus
Foul am Bosporus
Letzter Akt am Bosporus
Lass mich leben, Istanbul
Neue Rezensionen zu Celil Oker
Remzi Ünal hat sich rar gemacht in den letzten Jahren. Doch als ihn in seinem Stammcafé plötzlich jemand anspricht und als tüchtigsten Privatdetektiv Istanbuls bezeichnet, ist es schnell um ihn geschehen - ein bisschen Abwechslung und Kohle auf dem Konto, ja, das könnte ihm gut tun. Eine Frau ist schuld an seiner Misere und eine andere Frau soll er nun ausfindig machen.
Mit einem hervorragendem Gedächtnis ausgestattet, gelingt es ihm schnell erste Erfolge zu verzeichnen. Remzi wäre aber nicht Remzi wenn er einfach nur seinen Auftrag erledigt. All die neuen Fragen und Spuren, die mit der Auffindung von Begüm aufgekommen sind, will er geklärt wissen und so gehts weiter bis er definitiv am Ziel ist. Nicht jedem passt dies, deshalb gerät Remzi in manch brenzlige Situation.
Die türkische Originalausgabe stammt von 2013, da war Istanbuls Welt noch einigermassen in Ordnung. Nach all den politischen Ereignissen in diesem Jahr tut es gut vom "alten" Istanbul zu lesen. Istanbul ist wenigstens bei Celil Oker immer noch dasselbe. Der Autor nimmt uns mit quer durch die Stadt, auch an Orte, die man lieber nicht sehen möchte.
Und alles per Taxi. Ich glaube, ich kenne keinen anderen Detektiv der so oft Taxi fährt. Der Leser lernt somit viele unterschiedliche Taxifahrer kennen, die charakterlich überzeugen und prägnant dargestellt werden. Die Szenen erinnern mich an meine eigenen Erfahrungen mit Istanbuler Taxifahrer. Im vorliegenden Band freundet Remzi sich sogar mit einigen Taxifahrern an. Ich hoffe sehr, dass die bei allfälligen weiteren Büchern nochmals in Erscheinung treten.
Remzi liebt Kaffee und Zigaretten und überzeugt durch eine einzigartige Ermittlerarbeit und grandioser Merkfähigkeit. So schreibt Remzi sich nichts auf, auch keine Telefonnummern und überrascht dadurch sein Umfeld wie auch die Leser. Er kann auch mindestens so gut lügen wie alle anderen, mit denen er zu tun hat. Ein toller Typ, der Remzi - harte Schale und weicher Kern.
Wie schon in den vorherigen Büchern ist der Schreibstil dialogstark und oft herrlich ironisch. Die Ermittlungen scheinen kein Ende zu nehmen, was den Spannungsbogen weit über die Mitte hinaus hochhält, aber auf den letzten Seiten hatte ich langsam genug von all den Ablenkungen und Zwischenfällen und hätte mir gewünscht Remzi würde nicht so eine Show abziehen. Dabei macht er nicht mal viel, aber sein Auftreten allein genügt für einen Domino-Effekt. Aber alles in allem war es wieder ein packender Fall, so wie man es sich Remzi Ünal gewohnt ist.
Fazit: Aferin Remzi, gut gemacht! 4 Punkte.
Bisher erschienen:Band 1: Schnee am Bosporus Band 2: Foul am Bosporus Band 3: Letzter Akt am Bosporus Band 4: Dunkle Geschäfte am Bosporus Band 5: Lass mich leben, Istanbul
Rezension zu "Foul am Bosporus" von Celil Oker
"Der eine braucht die Werbung, der andere ha eine fußballverrückte Frau. Zwei Textilmagnaten aus Istanbul halten sich Fußballclubs, bei denen es allerdings kriselt. Der Abstieg steht bevor. Remzi Ünal soll eigentlich nur verhindern, dass die Spieler bestochen werden. Und dann läuft die Angelegenheit schwer aus dem Ruder."
Ein Einbandtext, der das Buch ganz gut zusammenfasst. Ein netter Krimi, angesiedelt in Istanbul, sehr atmosphärisch. Allerdings geht mir die unnötige Verwendung unübersetzter türkischer Begriffe sehr auf die Nerven. Wer Istanbul nicht kennt und nicht ein paar Brocken Türkisch versteht, wird sich an ein paar Stellen vielleicht schwer tun. Ansonsten - ein wirklich angenehm zu lesendes Buch.
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