Rezension zu "Schattenpfade" von Celine Kiernan
Stell Dir vor, du kehrst nach langer Zeit nach Hause zurück: Deine Freude ist unbändig, du willst alte Freunde begrüßen - doch alles hat sich verändert.
So geht es der jungen Wynter, die nach langer Zeit im barbarischen Norden in den Süden zurückkehrt.
Der Kontakt zu Geistern und Katzen, Wynters ehemalige Spielgefährten und Schutzbefohlenen, ist untersagt und Prinz Alberon ist verschwunden. Sein Halbbruder Razi wird nun wider Willen in die Nachfolge des Königs gedrängt, und er beginnt, sich vin Wynter zu distanzieren, ebenso wie von Christopher, seinem besten Freund.
Was hat das zu bedeuten? Weshalb ist diese Schreckensherrschaft errichtet worden? Wynter forscht nach und sieht sich plötzlich Geheimnissen gegenüber, die sie zerreißen. Und dann ist da auch noch ihr todkranker Vater...
"Schattenpfade" ist der erste Teil der "Moorehawke"-Trilogie von Celine Kiernan und das merkt man deutlich: Die Spannung bleibt etwas auf der Strecke - zeitweise plätschert die Geschichte vor sich hin - umso mehr erfährt der Leser jedoch über die Personen:
Wynter Moorehawke ist die Tochter des königlichen Protektors, die nach einer Lehre im Handwerk (bei ihrem Vater) zurückkehrt. Aufgewachsen mit den Königssöhnen Razi und Alberon, war es ihre Aufgabe sich um die sprechenden Katzen zu kümmern, die jetzt jedoch entweder tot oder geflüchtet sind.
Zwar steht Razi ihr zu Beginn zur Seite, doch er distanziert sich zunehmend, vor allem um seine Freunde zu schützen. Ein zeitlang besucht er sie nur, um seinen ärztlichen Pflichten nachzukommen.
Zugleich versucht Wynter herauszufinden, was es mit Alberon auf sich hat, und wer Attentate auf Razi verübt - angeleitet von einer grießgrämigen Katze. Doch die Wahrheit führt sie an Abgründe.
Abgründe, die sowohl ihre eigene als auch die Königsfamilie betreffen.
Wynter ist eine überzeugende, starke Protagonistin, die man ins Herz schließt. Nicht jede Entscheidung und Emotion ist rational erklärbar, und gerade das macht sie als Person glaubwürdig, denn wer handelt stets überlegt?
Gerade ihr innerlicher Konflikt, der mit der Krankheit ihres Vaters zunimmt, ist authentisch und nachvollziehbar geschrieben, und auch der Leser wägt ihre Handlungen sorgfältig ab, ist aber entzwei gerissen.
Auch Razi ist sympathisch, aber so manches Mal hätte ich ihm an den Hals fahren können, natürlich beeinflusst von Wynter, dabei ist die Geschichte aus der dritten Erzählperspektive geschrieben, was natürlich für den Schreibstil der Autorin spricht, die sehr genau die Welt und Emotionen Wynters beschreibt.
Zurück zu Razi: Er ist der farbige Sohn des Königs und will eigentlich nur Arzt sein, nicht der neue Königsthronsanwärter. Diese Rolle wird ihm aufgezwängt, doch das Volk ist gegen ihn und gibt ihm die Schuld am Verschwinden Alberons, was zu Anschlägen auf sein Leben führt, woraufhin er seine Freunde meidet: Wynter und Christopher.
Christopher ist für Wynter zunächst nur ein weiterer ungeliebter Eindringling in ihrem Leben, ein arroganter Frauenheld und Musiker, dem zudem beide Mittelfinger fehlen. Doch ihre gemeinsame Treue zu Razi eint sie und langsam näheren sie sich an. Die Beziehung der Beiden und ihre Entwicklung hat mir gut gefallen, sie ist ruhig und nachvollziehbar geschildert.
Weitere wichtige Figuren sind der König und Lorcan, Wynters kranker Vater. Ein schreckliches Geheimnis aus ihrer Jugend stellt den Ursprung der Umschwünge im Königreich dar.
Es sind die Figuren von denen die Geschichte lebt und Celine Kiernans detailreiche Beschreibungen, von denen die Geschichte lebt, denn an Spannung mangelt es, auch wenn es ein paar spannende Sequenzen gibt. Man sollte auch keinen allzu hohen Fantasyanteil erwarten, denn die Katzen und Geister spielen zwar eine wichtige Rolle, agieren jedoch recht sparsam - da ist noch Potential nach oben.
Zusätzlich ist noch eine Karte mit eine kurzen Erklärung der Autorin zu finden, wie das Land aufgebaut ist. Diese ist sehr schön gestaltet, ebenso wie das Cover, das ein halbes Katzengesicht mit einem gelb leuchtendem Auge abbildet. Das Cover ist jedoch nicht sonderlich auffällig, zumindest nicht im Vergleich zu anderen Phantasycovern.
"Schattenpfade" ist der solide Auftakt einer Reihe, der langsam die Geschichte aufbaut und die Grundlagen für die eigentliche Handlung legt, die hoffentlich in Band 2 richtig los geht und noch etwas mehr Fantasy beinhaltet. Das Potential ist da.
Ich vergebe 3 von 5 Bookworms.