Moby Dick. Jedem von uns ist dieser Name ein Begriff. Doch fragt man dezidiert nach dessen Bedeutung und der Geschichte hinter diesem Namen, sehen wir uns oft großen Augen und hochgezogenen Schultern gegenüber. Es ist nicht unüblich, dass die meisten von uns die Klassiker der Weltliteratur benennen können, die wenigsten unter uns sie jedoch auch wirklich gelesen haben. Frohlockung erfahren all jene, denen das Lesen solcher Klassiker zu müßig ist. Denn Moby Dick ist seit einiger Zeit als Graphic Novel bei „Egmont Graphic Novel“ erhältlich.
Der Roman „Moby Dick“ beschreibt die Abenteuer, die die Besatzung des Walfangschiffes Pequod erleben. Während die Ziele der angeheuerten Männer an Bord hohe Magen an Walrat und -fleisch sind, um möglichst hohe Einnahmen zu erzielen, driften die Waljäger zunehmend in einen irrsinnigen Machtkampf zwischen dem Kapitän Ahab und dessen größten, bislang unerfüllten Wunsch. Der Tod des Weißen Wals, Moby Dick, der ihm bereits vor einigen Jahren im Kampf ein Bein genommen hat. Allen Warnungen und Bedenken seiner Mannschaft zum Trotz lautet der Befehl Ahabs, dem legendenumwobenen Meeressäuger den Garaus zu machen, um sich für das zugefügte Leid, seiner Verkrüppelung, zu rächen.
Gegenspieler des fanatischen Kapitän Ahab ist sein erster Steuermann Starbuck, der durch seine Courage und Erfahrung zum rationalen Denken in der Lage ist. Der seinem Kapitän immer wieder aufzeigt, wie sinnlos sein geplanter Rachefeldzug gegen einen Wal von unbezwingbarer Größe ist.
Doch mit seinem Fanatismus, seiner Obsession und dem unerbittlichen Willen, befeuert Ahab die Kampfbereitschaft seiner Crew und treibt sie in seinem Wahn in den tödlichen Untergang der Pequod und seiner selbst.
Dunkle und rau gezeichnete Bilder verdeutlichen das blutige und barbarische Handwerk der Walfänger. Dank des Verzichts auf Schattierungen, erzeugt Christophe Chabouté eine Graphic Novel, die sich durch mystische Finsternis auf den Betrachter überträgt und die Strapazen der Besatzung verdeutlicht. Das Verwenden von altertümlichen Begriffen aus der Seefahrt runden die Dialoge und Diskussionen an Bord des Fischerschiffes stimmig ab und versetzen den Leser in eine durch Körpereinsatz geprägte Zeit.
von Oliver W. Steinhäuser
Buch- und Medienblog