Meine Meinung:
»Chalid al-Chamissi hat achtundfünfzig fiktive Monologe von Kairoer Taxifahrern mit einer derartigen Überzeugungskraft und sprachlichen Originalität verfasst, dass sie die meisten Leser für authentisch halten.« Quelle: Reuters
So ging es mir auch! Zu Anfang dachte ich, dass der Autor seine Erlebnisse mit verschiedenen Taxifahrern zusammengefasst und niedergeschrieben hat.
Ich habe sehr gerne jede einzelne Geschichte gelesen. Teilweise sind sie humorvoll oder auch traurig, es gibt auch Berichte, die mich entsetzt haben und bei einigen hätte ich sehr gerne mehr über den Taxifahrer und sein Leben erfahren.
Obwohl jedes Kapitel ein eigener Bericht ist, hat man doch immer das Gefühl, die Hauptperson des Romans, der Autor als Fahrgast, nimmt einen täglich auf seine "Reise" innerhalb von Kairo mit. Gerne hätte ich hin und wieder die Fahrt ein bisschen länger genossen und, wenn nötig, auch ohne den Autor. Doch leider leider war das nicht möglich.
Wenn man der arabischen Sprache mächtig wäre, würde man feststellen, dass es sich in Ägyptens Taxis tatsächlich so verhält. Diese Aussage stütze ich auf viele eigene Taxifahrten in Kairo, bei denen ich natürlich eine einheimische Begleitung hatte, die mir danach übersetzte, was der Fahrer erzählt hatte. Oftmals gab es Geschichten zum Schmunzeln oder aber der Fahrer hatte sich lauthals über Ägypten, die Behörden oder den Nachbarn beschwert. Die meisten sind gesprächig, deshalb wirkt das vorliegende Buch auch sehr authentisch!
Wer Ägypten durch die Augen und die Stimme des einfachen Volkes kennenlernen möchte, ist mit diesem Road-Trip in Kairo bestens bedient! Auf eine entspannte und leichte Art und Weise lernt der Leser Ägypten von einer anderen Seite kennen. Wer sich traut als "Blinder Passsagier" mitzufahren, wird bestimmt gut unterhalten werden!
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http://monerls-bunte-welt.blogspot.de/2015/04/buchvorstellung-im-taxi-unterwegs-in.html
Chalid al-Chamissi
Alle Bücher von Chalid al-Chamissi
Neue Rezensionen zu Chalid al-Chamissi
Chalid al Chamassis „Arche Noah“ ist im original bereits 2009 erschienen, was wichtig für das Verständnis ist.
Das Buch erzählt die ineinander verwobenen Schicksale von Menschen, die mangels Perspektive aus Ägypten emigriert sind oder dies vorhaben.
Die Kapitel sind jeweils nach der Hauptfigur dieses Abschnittes benannt. In ihm wird das Leben und die Entstehung des Auswanderungswunsches bzw. die konkrete Auswanderung beschrieben. Es gibt mehrere Perspektivenwechsel. Mal folgen wir dem Geschehen aus der personalen Perspektive der jeweiligen Hauptfigur, um dann immer wieder in konkrete Gedanken und Erzählungen dieser Figuren oder anderer, im Kapitel vorkommender, einzutauchen. Manchmal allerdings liest man auch zuerst die Gedanken einer neuen Figur, das führte bei mir zu Verwirrung.
Zum Schluss schließt sich quasi der Kreis und wir kommen wieder beim ersten Hauptprotagonisten an, allerdings geschildert von einer anderen Person.E ine Person zieht sich als Nebenfigur durch fast alle Kapitel.
Der deutschsprachige Verlag hätte sich einen Gefallen getan, wenn er ein Personenregister, am besten sogar eine Beziehungskarte beigefügt hätte. Denn auf Grund, der für Europäer ungewöhnlichen Namen, verliert man schnell den Überblick, darüber, wer wo schon mal auftauchte und mit wem Kontakt hatte.
Ich war ab Mitte des Buches ständig am Rückblättern, weil ich nicht sicher war, ob eine Person schon mal aufgetaucht war, oder nicht. Irgendwann hat das meinen Lesefluss so gestört, das ich es sein lies und alles quasi so hinnahm, wie es geschrieben stand.
Die Protagonisten kommen aus allen sozialen Schichten und verschiedenen regionen, allerdings überwiegt meiner Meinung der
(gehobene) Mittelstand.
Der Roman ist literarisch kunstvoll, denn die Art wie hier orientalisch erzählt wird ist, ist handwerklich gut gemacht. Auch die Bezüge auf Machfus sind sehr schön eingearbeitet.
Ich hatte mich so gefreut, endlich mal wieder einen ursprünglich arabischsprachigen Autoren zu lesen. Auch über das literarische Niveau freute ich mich grundsätzlich.
Doch leider wurde die Lektüre keine große Freude. Mit Ausnahme zweier Figuren , war mir keine einziger der Protagonisten auch nur ansatzweise sympathisch und den, vom FAZ Kritiker gelobten, Humor konnte ich nicht entdecken.
Stattdessen war ich genervt, vor allem von der Passivität, dem Selbstmitleid , der ständigen Jagd nach dem eigenen Vorteil unter dem Denkmantel des Allgemeinwohls und der Ignoranz gegenüber den anderen Kulturen, Denkweisen etc. Vor allem die Männer im Roman hätte ich gerne geschlagen, aber die Frauen stehen ihnen kaum etwas nach.
Auch ist es egal, ob es sich um muslimische, säkulare oder christliche Personen handelt.
Wer verstehen möchte welche Umstände zur Revolution führten und wie es in Ägypten ( und eventuell anderen Ländern) vermutlich momentan, nur unter anderem Vorzeichen immer noch zugeht, dem sei das Buch trotzdem ans Herz gelegt.
Würde ich nur nach den Personen gehen, bekäme das Buch 1 Stern von mir, weil ich teilweise so genervt war, aber es bekommt 2 weitere Sterne von mir, für guten Stil und neue Erkenntnisse.
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