Chanel Miller wird nach einer Party an der Stanford University nahe ihres Elternhauses vergewaltigt. Sie erinnert sich an nichts und doch werden die Folgen dieses Abends sie noch jahrelang begleiten – vor Gericht wie persönlich.
Miller zeigt eindrücklich auf, wie ungerecht das Justizsystem ist, wie undurchsichtig für Laien und wie es die Verletzung noch vertieft, die einem widerfahren ist. Was sich die Opfer anhören müssen ist unglaublich! Wie ihr komplettes Leben, ihre Beziehung und ihr Verhalten seziert werden und der Täter sich mit einem einmaligen kleinen „Fehltritt“ herausreden kann. Er ist der vielversprechende junge Mann, dem man die Zukunft nicht verbauen will. Sie das unvorsichtige Mädchen, das weniger hätte trinken sollen. Wie sehr ihre eigenes Leben von der Tat auf den Kopf gestellt wurde, scheint kaum zu interessieren.
Während der Verhandlung blieb Miller anonym. Ihr „Victim impact statement“ das sie vor Gericht verlas aber ging viral. Millionen Menschen lasen den berührenden, ehrlichen, wütenden Text und fühlten sich verstanden. Nur der Richter schien sie nicht gehört zu haben; das Urteil gegen ihren Vergewaltiger war ein Witz. Umso wichtiger ist es für Miller, sich mit diesem Buch Gehör zu verschaffen!
Zusammen mit Chanel Miller durchlebt man in diesem Buch Verzweiflung, Hoffnung, Triumph, Wut, Trauer und Dankbarkeit. Es ist ein Ritt! Stellenweise fand ich es zwar etwas zu ausführlich, aber insgesamt war Millers Geschichte sehr berührend, informativ, persönlich und wichtig. Ich habe ein paar Tränchen verdrückt und habe größten Respekt vor den treffenden Worten, die Miller für ihren Schmerz findet und wie sie jede Ungerechtigkeit bloßlegt. Hut ab! Ein absolut lesenswertes Memoir!