Ein wirklich phantastisch geschriebenes Buch mit einem grausamen Hintergrund, so subtil eindringlich, dass ich manchmal nicht weiterlesen konnte.
Für Franklin "Doc" Hata besteht das Leben in Bedley Run besonders nach seiner Pensionierung aus ewig gleichen Routinen und Gesten. Er ist der Archetyp des stets höflichen, freundlichen und mitdenkenden Japaners, eine Rolle, die ihm in Mark und Bein übergegangen ist und ihn komplett ausmacht. Doch unter der Oberfläche schlummern auch hier Konflikte, Dinge die er gesehen und erlebt hat, die er in sich vergaben hat.
Das Buch behandelt zum einen die Erlebnisse Doc Hatas während seiner Stationierung im zweiten Weltkrieg irgendwo in Südasien als medizinischer Assistent in einem Millitärlager der japanischen Armee. Dort erlebt er die Grausamkeit und Schande, die den Comfort Women (meist aus Korea entführte Mädchen, die zur Truppenmoral als Sexsklaven unter unvorstellbaren Verhältnissen gehalten wurden) aus nächster Nähe, da er für ihre "Arbeitsfähigkeit" zuständig ist. Währenddessen verliebt er sich auch in eine von ihnen, kann sie aber letztendlich nicht retten.
Der zweite Erzählstrang schildert das Verhältnis zwischen ihm und seiner koreanischen Adoptivtochter Sunny. Eine Beziehung, die trotz seiner Mühen immer kalt und seelenlos wirkt, bis er nach 10 Jahren beschließt, wieder in ihr Leben zu treten.
Die Erzählung springt zwischen den beiden Zeiten und der Leser findet mitunter einige Parallelen/ ähnliche Szenen. Mich persönlich haben die Berichte über die Comfort Women am meisten mitgenommen, aber auch der Grund für die Entfremdung zwischen Doc Hata und Sunny. "A gesture LIfe" ist ein Buch, das vom Stil her wie ein Bergbach vor sich hin plätschert, thematisch aber teilweise grausam und aufwühlend ist. Das Buch ist meines Erachtens nach sprachlich und thematisch recht anspruchsvoll und nichts, was man schnell herunterliest und wieder vergisst.
Schockierend bis zur letzten Seite