Dieses Buch habe ich erst vor wenigen Tagen erhalten, aber ich musste sofort reinlesen und aus dem Reinlesen wurde dann ein Auslesen.
Charlène Steck enttabuisiert mit diesem Buch die mentale Gesundheit, genauer Depressionen. Und dabei ist sie selbst ein offenes Buch und erzielt unverblümt aus ihrem Leben. Von dem zunächst Alkoholkranken Vater, der es schafft aufzuhören, aber dann erkrankte. Von der Mutter, die überfordert war und nicht mehr konnte und in eine Klinik kam. Von ihren älteren und ihrem jüngeren Bruder, von letzterem, von dem sie fast getrennt wurde in eine Pflegefamilie sollte. Und natürlich von sich selbst, die bereits als Kind erwachsen werden und sich kümmern musste, da es sonst niemand konnte. All das hat sie mit sich getragen und irgendwann kam dann der Punkt, an dem nichts mehr ging, obwohl sie doch alles besaß. Aber Depressionen machen vor niemandem halt, egal wie gut es ihm oder ihr zu gehen scheint. Und dann schrieb sie dieses Buch aus einem Impuls heraus, um ihre Dunkelheit zu teilen.
„Wenn ich mit diesem Buch nur einen Menschen helfen kann, von meinem Leid verschont zu bleiben, hat es sich gelohnt.“
S. 130
Charlène versuchte viele Therapien, rutschte in die Tablettensucht, versuchte dann ihre Gefühle mit Arbeit zu betäuben und unterdrücken, doch nichts half. Sie ging sogar so weit, dass die gar keinen Ausweg mehr fand und sich bei Exit, einer Vereinigung für humane Sterbehilfe in der Schweiz, anmeldete. Durch eine letzte Therapie jedoch fand sie zu ihrem Lebensmut und Lebenswillen zurück und teilt nun all ihre in dieser Zeit gewonnen Erkenntnisse mit uns. Ich habe selbst erlebt, wie dunkel und grausam eine Depression sein kann, weiß wie Therapien und Medikamente helfen (oder auch nicht) und wie sich der Wunsch zum Ende immer mehr manifestiert. Daher habe ich ihr Buch nicht nur gelesen, sondern mit ihr gefühlt und alles wieder erlebt.
Ihre Erkenntnisse waren mir meist nicht neu, aber noch einmal schön, für sich in Erinnerung zu rufen. Sie hat einige Dinge ganz klar und präzise auf den Punkt gebracht:
❗️Vergleiche machen krank
❕Social Media ist weder sozial noch authentisch
❗️Handy- und Bildschirmzeit ist verschwendete Lebenszeit
❕umgib dich mit Personen, die dir gut tun und verabschiede dich von den anderen
❗️konsumiere nicht, um dich gut zu fühlen und die Leere in dir zu füllen, sondern höre genau in die Leere hinein
❕Du lebst dein Leben für dich und nicht, um die Erwartungen von anderen zu erfüllen
❗️Hilfe zu suchen und anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke
❕sei du selbst und lasse deine Masken fallen, Perfekt zu sein ist eine Illusion und führt zu übermäßigen Druck
❗️lerne „Nein“ zu sagen, denn das ist ein „Ja“ zu dir
❕vertraue auf dein Bauchgefühl und deine Intuition: wenn es sich gut anfühlt, ist es auch gut, wenn nicht, dann nicht
❗️ Du bist gut, wie du bist mit allen Ecken und Kanten, mit all deinen Schwächen und Stärken
❕Lebe und fokussiere dich dabei auf das Wesentliche, anstatt kurzfristige und oberflächliche Ablenkung zu suchen
❗️Schätze die kleinen Dinge im Leben und sei dankbar
❕Schaffe Raum für Leere und beschäftige dich mit dir selbst, tue das, was dir Freude bereitet
❗️Verlasse deine Komfortzone und stelle dich deiner Angst, denn oft sind Ängste nur Einbildungen und das Schlimmste, das passieren kann, ist, dass du an wertvoller Lebenserfahrung gewinnst
❕Glaube an deine Vision und setze sie um
Mich hat das Buch sehr beeindruckt und mich wieder an die Dinge erinnert, die für mich wichtig sind! Danke, liebe Charlène, dass du dieses Buch geschrieben hast.