Rezension zu Perserbriefe von Charles-Louis de Montesquieu
Rezension zu "Perserbriefe" von Charles-Louis de Montesquieu
von gorezone
Rezension
gorezonevor 17 Jahren
Eines der zentralen Werke der frühen französischen Aufklärung, verpackt in einen süffisanten Briefroman mit orientalischem Anstrich. Zwei reiche Perser unternehmen eine Bildungsreise nach Europa. In Briefen an ihre Freunde in der Heimat berichten sie von den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen, auf die sie dort stoßen. Aus der Korrespondenz erfährt der Leser zugleich einiges über das Leben im Harem, in dem die zurückgelassenen Frauen auf die Rückkehr ihrer Herren warten, Ränke schmieden und sich mit den schwarzen Eunuchen anlegen. Montesquieus Kritik zielt dabei in zwei Richtungen: auf die Dekadenz und die sklavische Unterwürfigkeit der Orientalen einerseits, auf die religiöse Intoleranz, die höfischen Verrücktheiten und die politische Mißwirtschaft in Europa andererseits. Die Romanhandlung ist dabei nur rudimentär ausgearbeitet, trotzdem ist das Werk unterhaltsamer zu lesen als ein rein wissenschaftliches Traktat.