Rezension zu Cold Mountain: A Novel von Charles Frazier
Rezension zu "Cold Mountain: A Novel" von Charles Frazier
von Thaila
Rezension
Thailavor 14 Jahren
Charles Fraziers Unterwegs nach Cold Mountain ist aus dem Stoff, aus dem große Liebesgeschichte geschneidert werden. Inman, den Soldaten der Konföderationsarmee der Südstaaten, und seiner geliebten Ada stehen zwei Armeen, viele hundert Kilometer Fußweg und der einbrechende Winter im Weg, denn Inman ist desertiert und auf dem mühsamen und gefährlichen Weg nach Hause. Kaum weniger mühseliger ist Adas Leben derweil. Die verwöhnte und lebensfremde Pfarrerstochter steht nach dem Tod ihres Vaters plötzlich alleine auf ihrer großen Farm da. Zum Glück bringt ihr Ruby, ein Nachbarmädchen aus armen Verhältnissen das Überleben im einsamen Hinterland bei. Aber Cold Mountain ist viel mehr als die Geschichte großer Sehnsucht und Liebe. Es ist auch ein farbenprächtiges Portrait der Südstaatengesellschaft während des Bürgerkrieges. Diese Gesellschaft ist vorallem von einer unfassbaren Gewalttätigkeit geprägt. Es wimmelt darin von Charakteren, die mehr oder minder willkürlich Menschen und Tiere quälen und töten, die ihre Kinder vernachlässigen und verkaufen und ihre Nachbarn an die allgegenwärtige Home Guard verraten, deren Aufgabe es ist Desserteure wahlweise zu erschießen oder zu ihren Einheiten zurückzubringen - meist entscheiden sie sich für ersteres. Das Buch ist nichts für schwache Nerven, was für ein Kriegsbuch ja nicht so ungewöhnlich ist. Aber die Brutalität in dieser Welt geht viel tiefer und man ahnt, dass der Krieg eher Wirkung als Ursache dafür ist. Eine weise Frau, der Inman auf seiner Flucht begegnet, macht die Sklaverei als Grundsübel dieser Gesellschaft aus. Trotzdem habe ich das Buch auch mit Freude gelesen. Denn die Welt, die Frazier zeichnet, ist vielchichtiger. Besondern gerne mochte ich die Episoden, die Adas Leben und Arbeiten auf dem Land schildern. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass Fraziers ausufernde Detailbeschreibungen von Arbeitsvorgängen und Mahlzeiten und vor allem seine epischen Landschaftdarstellungen nicht jedermans Ding sind. Frazier lässt auch den mythischen Süden, wie man ihn beispielssweise aus den Kurzgeschichten von Mark Twain kennt, wieder entstehen. Die Southern belle, ebenso anziehend wie lebensfern, taucht dort ebenso auf wie lustige und weise Schausteller und Tramps. Ein gutes Buch für das man ein wenig langen Atem braucht.