Was macht ein Mensch, der seinen Job verliert und dessen Freundin mitsamt der Scheckkarte und seinen Ersparnissen verschwunden ist? Natürlich sucht er nach neuen Verdienstmöglichkeiten, die er im Internet zu finden hofft. Am besten bei der künstlichen Intelligenz, die ja so viel mehr weiß als das menschliche Gehirn.
Zumindest denkt das der namenlose Erzähler in diesem Roman. Bisher hatte er Werbetexte über Müslis geschrieben, nun will er mit Hilfe der KI einen Roman verfassen. Dank seiner Nachbarn gerät er an einen reichen Gutmenschen, der ihm die erfundene Lügengeschichte über eine afghanische Frau glaubt und das Buch groß herausbringt.
Lewinskys Freude am spielerischen Vorgehen ist unübersehbar. Er hat einen Schelmenroman verfasst, der mich mehrmals herzhaft auflachen ließ. Leider wurde er nach und nach immer unglaubwürdiger und hat mich schließlich sogar etwas gelangweilt. Dabei gab es einige gute Ansätze.
Zum Beispiel gefiel mir, wie der Protagonist, der schon in der Schule als „Manipuliermasse“ bezeichnet wurde, sich plötzlich mächtig fühlte: „Ich kann Schabnam (die wichtigste Figur in seinem Roman) jede Charaktereigenschaft und jede Fähigkeit zuteilen, die mir in den Sinn kommt. Und kann ihr auch alles wieder wegnehmen.“ So versuchte er, die vielen Katastrophen, die sein Leben begleiteten, etwas auszutarieren. Erschreckend deutlich wurde ihm seine überbordende Phantasie zum Problem: Denn er verlor nach und nach den Überblick über Realität und Fiktion. Er machte sich die KI zum Gesprächspartner, Berater, Mutmacher und Gefährten.
Nicht gefallen haben mir die vielen angefangenen, nicht zu Ende geführten Sätze und die langen, von der KI geschriebenen Absätze, die durch die kursive Schrift gekennzeichnet waren.
Fazit: Lewinsky hat gezeigt, wofür sich die KI missbrauchen lässt. Mir macht das deutlich, wie sehr wir alle aufpassen müssen, uns nicht zu sehr manipulieren zu lassen. Auch wenn das Werk nicht zur hohen Literatur zählt, ist es doch ein wichtiges Lehrstück.