Rezension zu Melnitz von Charles Lewinsky
Rezension zu "Melnitz" von Charles Lewinsky
von SarahCatherine
Rezension
SarahCatherinevor 15 Jahren
Bei verschiedenen Anlässen, wenn die Mitglieder der Familie Mejier, später dann auch Kamionker, zusammensitzen, taucht der längst verstorbene Onkel Melnitz auf und gibt Ratschläge, mal zur Bar Mizwe von Arthur Mejier, mal zur Verfolgung der Juden in Deutschland. Über mehrere Generationen begleitet er seine Nachkommen, die in der Schweiz leben und das große Unrecht in Deutschland fast nur aus der Ferne mitbekommen. Von 1871 bis 1945 erzählt Charles Lewinsky die Geschichte einer ganz normalen jüdischen Familie, die erlebt, wie es ist, zu lieben, zu verlieren, füreinander da zu sein, Unrecht zu erfahren, zu feiern, zusammenzuhalten und zu trauern. Lewinsky beobachtet die Familie Mejier, jeden Einzelnen von ihnen, so genau und liebevoll, dass man sich beim Lesen wie ein Mitglied der Familie fühlt. Man hat Mitleid, spürt Abneigung und Sympathie, ohne dass es je langweilig wird. Die Geschichte der Juden in der Schweiz wird ohne Pathos und Urteil geschildert. Dadurch ist dieses Buch nicht eines von vielen Büchern über die Nazi-Zeit, sondern eine wunderbare Familiengeschichte, in der man viel über die jüdische Kultur erfahren kann. Absolut empfehlenswert für all jene Leser, die sich von kanpp 800 Seiten nicht abschrecken lassen!