Rezension zu "Kleine Philosophie der Begegnung" von Charles Pépin
"Allein sind wir nichts, allein haben wir keinen eigenen Wert, werden wir nichts. Aber dir zu begegnen, reicht aus, damit alles beginnt." (S. 244)
Wow, was für eine Behauptung! Sie steht am Ende des Buches von Pépin und bis dahin macht er klar, warum er zu diesem Schluß kommt und wie sich das, auch mit Beispielen aus der Literatur, belegen lässt. Indem er dem Leser den Wert und die Wirksamkeit von Begegnung bewusst macht, lässt er ihn auch darüber nachdenken, wie man Begegnung besser steuern und von ihr profitieren kann. Pépin zeigt dem Leser, wie das geht.
Ich habe dieses Buch nicht in einem durch gelesen, musste es immer wieder zur Hand nehmen, Teile oft auch zweimal lesen, weil mir die Aussagen so wichtig erschienen, dass ich länger darüber nachdenken wollte. Auch wenn manche Sätze wie Binsen klingen, so sind sie es doch wert, sich ihren Inhalt ganz bewusst zu machen.
"Handeln bedeutet, sich in die Welt hinauszuwagen, ohne genau zu wissen, wie dieses Abenteuer sich gestalten wird, und ohne absehen zu können, welche Folgen die Begegnung zwischen unserem Handeln und der Welt haben wird." (S. 130)
"Nicht an seiner Idee festzuhalten, war die Bedingung seines Glücks. Bereitschaft ist genau diese Fähigkeit zu sehen, was sich uns darbietet und nicht unserer Erwartung entspricht; sie ist das Vermögen, das Unerwartete, Überraschende anzunehmen." (S. 146)
Wir wussten es schon: die Bereitschaft, auch die, sich auf Neues, auch auf neue Begegnungen einzulassen, liegt allein in unseren Händen. "Bereitschaft ist ein Zustand, für den wir allein verantwortlich sind." (S. 158) Und es ist gut, wenn man das so noch einmal nachlesen kann und auch den Grund dafür erfährt, Zusammenhänge mit der eigenen Entwicklung erklärt bekommt.
"Je mehr Erwartungen wir haben und je mehr wir auf die Zukunft fixiert sind, desto größer die Gefahr, dass wir das 'plötzliche Auftauchen einer Gegenwart' nicht gewahren. Umgekehrt gilt, je unkonkreter unsere Erwartungen, desto aufmerksamer sind wir für den jetzigen Augenblick und das, was er uns zu bieten hat. Ohne Aufmerksamkeit für die Gegenwart gibt es keine echte Bereitschaft." (S. 160 f.)
Wer sich selbst entdecken oder auch nur weiterentwickeln will, dabei gerne Denkanstöße von außen annimmt und diese gerne kurz und prägnant mitgeteilt bekommt - ohne auf die Darstellung von Zusammenhängen verzichten zu müssen - ist mit diesem Buch bestens bedient. Es bedeutet wirklich absoluten Lese- und Erkenntnisgewinn und steigert damit ganz ungemein den eigenen Selbstwert!