Rezension zu "Dürfen wir noch kuscheln?" von Elke Thompson
Krebs ist ein Arschloch. Immer. Doch wenn (kleine) Kinder involviert sind - egal, ob selbst erkrankt oder eine nahestehende Person -, wird es ganz besonders schwierig. Dann fehlen einem die Worte. Man versucht, über Bücher eine Brücke zu schlagen, denn Worte sind meist zu abstrakt, als dass sie sie verstehen könnten. Und was ist, wenn es kein passendes Werk gibt? Man schreibt selbst eins.
Elke Thompson hat genau dies getan.
In "Dürfen wir noch kuscheln?" wird aus der Sicht einer 3-Jährigen - ihrer Tochter - erzählt, welche Fragen seitens der Kinder auftauchen, wenn die Diagnose 'Krebs' im Raum steht.
Die Autorin hat in ihrem Werk ihre eigenen Erfahrungen verarbeitet. Genau das merkt man auch. Entstehung des Krebses, Chemotherapie, Bestrahlung, Operation - all dies wird kindgerecht erklärt. Und doch ist es ganz schön viel, was da auf Kinderseelen zukommt.
Belaste ich mein Kind zu sehr, wenn ich offen über das Thema rede?
Peter Kravitz, Psychotherapeut, beantwortet einige Frage der Erwachsenen im Anhang. Er plädiert dafür, ehrlich zu sein. Kinder spüren, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Außerdem lernen die Kleinsten auf diese Weise, dass man IMMER zu jemanden gehen kann / sollte, wenn sich etwas nicht richtig anfühlt - egal, ob etwas im / am Körper oder seelisch / Gefühle.
Dieses Kinderfachbuch nimmt sowohl Eltern als auch Kinder an die Hand, um die erste Phase - Was wird demnächst alles auf uns zukommen? - greifbarer zu machen. Dass eine 3-Jährige in der ich-Form erzählt, macht das Thema für Kinder in diesem Alter verständlicher.
Einzig über das Wort 'Indianerehrenwort' bin ich ein wenig gestolpert. Ein einfaches 'Ehrenwort' hätte hier auch gereicht.
"Dürfen wir noch kuscheln?" zeigt auf, welche Ängste Kinder entwickeln und wie Erwachsene diese auffangen können. Es ist ein gutes Buch, um einen Einstieg in diese sensible Thematik zu finden, ohne zu überfordern.
©2022 a_different_look_at_the_book