Ich habe den Roman nach etwa einem Viertel abgebrochen. Meine Erwartung war ein literarisch anspruchsvoller Blick auf Lady Macbeth, eine komplexe, von Shakespeare geprägte Figur. Was ich jedoch bekam, war eher ein flach erzählter Fantasy-Roman, der sprachlich an Jugendromane erinnert.
Der Einstieg, der die Welt der Pikten und das Ende ihrer Traditionen schildert, hat mich noch interessiert. Doch danach verflacht die Geschichte zusehends. Die Handlung bleibt oberflächlich, die Figuren eindimensional, die Sprache simpel. Es fehlen sowohl der literarische Anspruch als auch eine glaubwürdige Charakterentwicklung. Statt einer facettenreichen Frauengestalt erhält man eine austauschbare Heldin, die sich durch eine Männerwelt kämpfen muss – ein Plot, den man in vielen Fantasy-Romanen bereits gelesen hat, nur eben besser.
Vielleicht entwickelt sich der Roman später zu etwas Tieferem, doch ich hatte nicht die Geduld, weiterzulesen. Wer eine Art „Avalon“ in seichterer Form sucht, könnte hier fündig werden. Wer auf ein sprachlich anspruchsvolles Porträt der Lady Macbeth hofft, wird eher enttäuscht.