Rezension zu "Jane Eyre" von Charlotte Bronte
Diese Ausgabe beruft sich auf die erste Übersetzung, an der nur vorsichtig Änderungen vorgenommen wurden. Daher finde ich schon bemerkenswert, wie leicht und modern sich Jane Eyre liest. Zugleich merkt man natürlich sehr deutlich, dass man sich hier auf einer kleinen Zeitreise befindet und z.B. die einen oder anderen Dialoge oder Verhaltensweisen sind schon viel umständlicher, als man es von moderner Literatur gewöhnt ist. Mir haben aber neben der Vielschichtigkeit der Handlung und den immer wieder unerwarteten Wendungen vor allem die präzisen Beschreibungen sehr gut gefallen. Man taucht so richtig ein in Janes Welt und verzeiht dadurch auch den einen oder anderen schwülstigen Liebensschwur.
Das Buch beginnt wie eine Version von Aschenputtel. Jane wächst nach dem Tod ihres Onkels als Waise bei ihrer Stieftante und den beiden eingebildeten Cousinen auf, die sie am liebsten loshaben möchten, da sie zu wild und zu eigensinnig ist. Schließlich landet sie auf einem Mädcheninternat, das eher an ein armes Kloster erinnert, überlebt dort den Thypus und wird schließlich Gouvernante im Haus eines exzentrischen Adeligen. Die beiden verlieben sich, aber Jane ist natürlich nicht die klassische Braut eines Adeligen und will es auch nicht sein. Hier endet die Geschichte der Jane Eyre auch noch lange nicht, denn ihr Verlobter hütet ein unerhörtes Geheimnis …
Das tolle an Jane Eyre ist, wie sie trotz aller Widrigkeiten und Schicksalsschlägen, die ihr Leben für sie bereithält immer wieder „aufsteht und ihr Krönchen richtet“ (würde man vielleicht heute sagen) und sich selbst treu bleibt, klare Worte findet, aus ihrer braven Rolle ausbricht, dennoch immer wieder die Contenance findet und sich mutig immer wieder alleine auf den Weg macht um ein neues Kapitel in ihrem Leben aufzuschlagen.
Fazit: Kein Buch für nebenbei, man braucht schon die Muse sich auf Janes Welt und Charlotte Brontës Schreibstil einzulassen, die über keine Szene schnell hinweggeht, sondern uns Lesern stets ein genaues Bild des Szenen vermittelt. Aber wenn man mal eingetaucht ist, dann ist es Eine wirklich lohnenswerte Lektüre.