Cover des Buches Die Seelenfotografin (ISBN: 9783499255120)
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Rezension zu Die Seelenfotografin von Charlotte Freise

Rezension zu "Die Seelenfotografin" von Charlotte Freise

von brenda_wolf vor 13 Jahren

Rezension

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brenda_wolfvor 13 Jahren
Klappentext: Ein Mann ohne Vergangenheit. Ein Mädchen ohne Zukunft. Eine Liebe, die nicht sein darf. Berlin in der Gründerzeit: Ein Nervenleiden zwingt die schöne, hochbegabte Isabel in den Rollstuhl. Die junge Frau blüht auf, als sie den Wanderfotografen Ruven kennenlernt. Die beiden fühlen sich seelenverwandt. Doch dann verschlechtert sich Isabels Gesundheitszustand. Fieberhaft beginnt sie an einer Erfindung zu arbeiten, durch die sie auch nach dem Tod weiterleben könnte: die Seelenplatte – ein fotografisches Verfahren, das nicht nur das Bild eines Menschen einfängt ... Wie ich inzwischen erfahren habe, ist dies bereits der zweite Roman von Karla Schmidt, den sie diesmal allerdings unter dem Pseudonym Charlotte Freise veröffentlich hat. Ihren Debütroman - ein Thriller - "Das Kind auf der Treppe" habe ich leider noch nicht gelesen, werde dies aber bestimmt bald nachholen. "Die Seelenfotografin" ist ein historischer Roman der in der Mitte des 19. Jahrhunderts spielt. Schauplatz ist Berlin. Pferdekutschen bevölkern das Bild. Ruven arbeitet auf einem Rummel als Angestellter eines Fotografen, einem ziemlich schmierigen Kerl. Bing hatte ihn vor Jahren aus dem Waisenhaus geholt. Ruven fehlt jegliche Erinnerung an die Kindheit. Für seinen Meister muss er nun Frauen in eindeutigen Positionen ablichten. Eine Aufgabe, die er innerlich ablehnt. Eines Tages bietet ihn Dr. Karl Greipel einen Job in seiner Psychiatrischen Klinik an. Er soll dort Aufnahmen von Patienten machen. Die Fotos sollen den seelischen Zustand der Patienten einfangen und sichtbar machen. Ruven nutzt diese Chance und nimmt den Job unter falschen Namen an. Aber um seinem Leben eine endgültige Wende zu geben muss er seinen Meister bestehlen. Er flieht mit der Fotoausrüstung und der Kasse, mit dem Ziel fortan ein anständiges Leben führen. In Dr. Greipels Klink lernt er die junge hochintelligente Isabel kennen, die wegen eines nervlichen Leidens im Rollstuhl sitzt. Ruven ist fasziniert von ihrer Persönlichkeit. Aber auch Peter, ein Junge aus der Nachbarschaft, liebt Isabel. Er sieht sich als ihr Beschützer. Im weiteren Verlauf der Geschichte lernen wir auch Peters Mutter Elfi kennen, die Ruven zur Untermiete aufnimmt.. Ruven, der im Umgang mit Frauen total unerfahren ist, trägt sich mit dem Gedanken Elfi zu heiraten, kann sich jedoch nicht wirklich dazu entschließen, ihr einen Antrag zu machen, denn da ist ja auch noch Isabel. Die Personen sind wunderbar charakterisiert. Karla Schmidt ist es gelungen faszinierend lebendige Figuren zu schaffen. Besonders gefällt mit Isabel. Sie ist facettenreich angelegt, ein eigenwilliges Mädchen. Sie weiß, was sie will und versteht sich darauf ihre Interessen durchzusetzen, nicht zuletzt indem sie Menschen manipuliert, deshalb wirkt sie im Verlauf der Geschichte nicht immer sympathisch. Aber ich mag Personen, deren Verhalten und Handlungsweise unberechenbar sind, sie machen eine Geschichte erst interessant. Aber auch Ruven kommt sehr gut gezeichnet rüber, auch in seiner Brust leben mehrere Seelen. Überhaupt gibt es außer Bing - seine Figur ist durchgehend unsympathisch gezeichnet - keine Person, die nur schwarz oder nur weiß dargestellt wird. Dr. Greibels Experimente mit der Elektrizität haben mich total geschockt, mir blieb beim Lesen schier die Luft weg. Aber es war eben eine andere Zeit. Die Geschichte insgesamt gibt sehr viele Rätsel, die sich alle erst zum Schluss auflösen. Und so verbirgt auch Isabels Tante Anna, bei der sie aufwächst, weil ihre Familie ums Leben kam, ein Geheimnis. Das Buch hat mich intensiv beschäftigt und ich habe es sehr gerne gelesen. Genauso soll ein gutes Buch ja sein. Die Sprache ist wunderschön bildhaft, die Atmosphäre geradezu spürbar, man kann sich die Personen und Schauplätze deutlich vorstellen. Der Spannungsbogen wird von der ersten bis zur letzten Seite gehalten. Das Buch ist keine Sekunde langweilig. Es bietet emotional eine ganze Palette an Gefühlen, ist spannend, feinfühlig, traurig, mutig, fies- eben die ganze Skala. Kurz gesagt: Es lässt nicht kalt. Fazit: ein wundervoller facettenreicher Roman in einer bildhaften Sprache. Mit tollen Charakteren.
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