Cover des Buches Die Entscheidung (ISBN: 9783764504410)
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Rezension zu Die Entscheidung von Charlotte Link

Nur mäßig spannend

von Doryzz vor 7 Jahren

Rezension

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Doryzzvor 7 Jahren
Während eines Spaziergangs entdeckt Simon eine hilflose und verwahrloste junge Frau, die er kurzerhand in sein Ferienhaus an der französischen Mittelmeerküste mitnimmt. Sie heißt Nathalie und erzählt ihm ein haarsträubende Geschichte: Sie ist auf der Flucht, weil sie in Lyon möglicherweise einen Mann getötet hat. Wider besseren Wissens beschließt Simon, ihr zu helfen. Als er die Hintergründe für ihre Flucht erfährt, ist es bereits zu spät, sich unbeschadet aus der Affäre herauszuziehen. Zu gleicher Zeit ist in Bulgarien eine Mutter auf der Suche nach ihrer Tochter, die einem Menschenhändlerring in die Hände gefallen ist und ins westliche Ausland verschleppt wurde. Beide Vorfälle haben miteinander zu tun, doch das ist den Beteiligten noch nicht klar.


Anfangs ist die Geschichte undurchsichtig, weil mehrere Handlungsstränge parallel zu einander aufgebaut werden, ohne dass sich Gemeinsamkeiten zeigen. Es dauert geraume Zeit, bis man zu den Protagonisten halbwegs positive Gefühle wie Zuneigung oder Verständnis entwickelt. Sie sind fast durchwegs negativ gezeichnet, erscheinen hilflos, labil oder verantwortungslos, durchlaufen in einigen Fällen aber eine positive Entwicklung. Nathalie als die widersprüchlichste und streckenweise unsympathischste Figur war für mich trotz allem am interessantesten. In separaten Kapiteln erzählt sie selbst ihren alles andere als einfachen Lebenslauf bis zu dem Zeitpunkt, als er mit den aktuellen Geschehnissen auf gleicher Höhe ist. Von den anderen Charakteren ist Simon noch interessant, der ebenfalls in einer Krise steckt, aber durch seine Beteiligung einen komprimierten Reifeprozess ganz persönlicher Art aufgezwungen bekommt. Die anderen Figuren lernt man nur oberflächlich kennen, obwohl zumindest im Fall der bulgarischen Mutter Ivana durchaus mehr Potenzial vorhanden gewesen wäre.

Charlotte Link hat ein aktuelles Thema in die Handlung aufgenommen: den organisierten Menschenhandel, in diesem Fall die Verschleppung junger Frauen, die in westlichen Industrieländern in die Prostitution gezwungen und dort ohne Papiere und Geld festgehalten werden. Doch neben der zerbrochenen Ehe, einer manischen Liebe und Charakteren, die emotional instabil sind, gerät der illegale Menschenhandel zu sehr ins Hintertreffen. Zwar erlebt man die Situation aus der Sicht der Eltern zur Abwechslung aus einem sonst vernachlässigten Blickwinkel, aber der große Rest blieb im Unklaren. Dagegen war der allgemeine Ablauf zu vorhersehbar. Bis auf eine oder zwei Überraschungen, die einigermaßen für Spannung sorgten, war das Niveau für einen Krimi oder Thriller zu niedrig. Echte Sympathieträger unter den Protagonisten fehlen. Ein Nachteil ist auch, dass das Ende nicht „live“ stattfand, sondern nacherzählt wurde. So endet die Geschichte ähnlich unspektakulär wie gesamte Handlung.
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