Cover des Buches Mädchen für alles (ISBN: 9783869522982)
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Rezension zu Mädchen für alles von Charlotte Roche

Mädchen für alles

von Fantasie_und_Träumerei vor 8 Jahren

Rezension

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Fantasie_und_Träumereivor 8 Jahren

Christine befindet sich in Elternzeit. Sie muss nicht arbeiten, denn ihr Mann Jörg verdient genug. Sie kann das Geld für schöne Klamotten, Handtaschen, Alkohol und Koks ausgeben. Jörg freut sich, wenn sie sich etwas gönnt. Gut, Alkohol und Drogen sind nicht so seins, aber was er nicht weiß... Mit Sport machen hält sie es genauso, denn Sport mag ihr Ehemann auch nicht so gern.


Eigentlich hat sie alles. Einen großzügigen Ehemann, eine niedliche, kleine Tochter und seit neustem ein Mädchen für Alles. Marie kocht, putzt, wäscht, kümmert sich ums Baby und sieht auch noch gut aus. Für Christine ist sie die perfekte Möglichkeit von ihrer Langeweile wegzukommen. Auf alle ihr erdenklichen Arten.


Als Moderatorin habe ich Charlotte Roche immer gemocht. Prinzipiell finde ich sie sympathisch und lese gern ihre Interviews. Ihre Romane hingegen … tja … die sind ja doch so eine Sache für sich. „Feuchtgebiete“ fand ich so eklig, dass ich mich der Story dahinter, die eigentlich meinem Lesegeschmack entspricht, einfach nicht widmen konnte. Von „Schoßgebete“ habe ich dann lieber gleich die Finger von gelassen, aber mit „Mädchen für Alles“ erging es mir ein bisschen wie Christine beim Anblick von Marie. Es hat einen gewissen Reiz auf mich ausgeübt.


Ich dachte mir, dass es mal wieder Zeit ist für einen Roman voller Ehrlichkeit. Der nicht um den heißen Brei herum redet und auch die Dinge auf den Tisch bringt, die gerne unter den Teppich gekehrt werden. Dass eine nach außen scheinende Ehe nicht so rosig ist, wie alle denken, dass es sein kann, dass auch ein Wunschkind nicht die Erfüllung ist und dass man sich manchmal eben auch nach Sport sehnt, auch wenn man diesen mit teuren Handtaschen kompensieren kann. Es könnte so schön sein, wenn Christines Nörgeligkeit nicht so ausgeprägt wäre, dass es an meinem Lesernerv kratzt und wenn Charlotte Roche sich einfach mal auf ihre Fähigkeit Geschichten mit Hintergrund zu konzipieren, konzentrieren würde, statt in scheinbar beliebiger Form sexuelle und fäkale Szenen einzubauen. Ein bisschen ist okay und ich verstehe auch, dass Christine ihre Fantasien ausleben möchte – wofür hat man denn ein Mädchen für Alles?! - aber wenn ich das Gefühl habe, dass diese Dinge wahllos eingesetzt werden, frei nach dem Motto „sex sells“, dann finde ich es einfach nur nervig. Zumal Roche immer wieder sehr banal und flach damit umgeht.


Ich bin ganz froh mich für die Hörbuch Variante des Romans entschieden zu haben, denn hätte ich es gelesen und mich voll und ganz dem Buch gewidmet, hätte ich mich darüber geärgert Lesezeit verplempert zu haben. In dieser Form konnte ich nebenbei Hausarbeit machen, Auto fahren etc. Jessica Schwarz ist mit ihrer markanten Stimme eine perfekte Besetzung für den Roman. Problemlos switcht sie von sanft, nachdenklich hin zur nervigen Variante von Christine, die in schrillem Ton die naive Marie herumkommandiert.


„Ein Mädchen für Alles“ hat leider nicht ganz den Ton getroffen, der eine Harmonie mit meinem Romangeschmack bildet. Ich würde mir wünschen Charlotte Roche würde sich auf ihre gute Menschenkenntnis beschränken und in ihren Romanen verarbeiten und dafür gewollt sexuelle, provozierende Abschnitte daraus entfernen. Wenn das passiert, dann lese / höre ich noch eins ihrer Werke, ansonsten war es das mit uns beiden jetzt. Dann passen wir auf literarischer Ebene leider einfach nicht zusammen.

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