Cover des Buches Wenn wir wieder leben (ISBN: 9783426520307)
Rezension zu Wenn wir wieder leben von Charlotte Roth

Mein neues Jahreshighlight wurde gelesen!

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Mein neues Jahreshighlight wurde gelesen! Wer ein richtig gutes Buch lesen möchte, indem alles stimmt und nicht mehr aus Hand legen kann..

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Jahren


Berlin 1963
Die Geschichte, die mich so in den Bann gezogen hat, dürfen wir in diesem Buch auf zwei Zeit-ebenen lesen. Beide ereignen sich jedoch in der Vergangenheit. 1963 lernen wir Wanda kennen, sie darf als erste in ihrer Familie studieren. Eigentlich würde sie gerne Musik studieren, aber viel Sinn macht es nicht, da sie kein einziges Instrument spielt, somit studiert sie Deutsch und Geschichte als Lehramt.

Sie ist ein sehr beständiger Mensch und wünscht sich eigentlich, das sich nie etwas ändert. Sie hat noch eine Ältere- und eine Zwillingsschwester.

Charlotte Roth - Wenn wir wieder lebenIn der Universität lernt sie Andras kennen. Er öffnet Wanda die Augen, denn er kann nicht akzeptieren, dass alle Menschen nur noch vergessen wollen was vor 20 Jahren geschah. Er kämpft für die Menschen, denen eine Ungerechtigkeit widerfahren ist, und beteiligt sich an den bald beginnenden Prozesse, gegen Aufseher und mitwirkenden Arbeiter in den Konzentrationslagern.

Andras bringt in Wandas Leben ein Stein zum rollen, das sie einfach nicht mehr stoppen kann. So sehr, sie es sich auch wünscht, muss sie erkennen, dass sie eigentlich nichts über ihren Geburtsort weiß und ihre Mutter auch nicht bereit ist darüber zu sprechen.



Zoppot ( Bei Danzig) 1927

Gundi ist das Ergebnis eines Seitensprungs ihres Vaters, dieser nimmt sie in die Familie auf. Als er jedoch verstirbt, wächst Gundi bei ihrem Großvater (Pop) auf. Sie könnte glücklicher nicht sein, denn Zoppot ist ein Urlaubsort für andere und ihr Großvater ein großartiger Mensch.

Ihre Freunde Lore (Stiefschwester), Julius und Erik entschließen eine Band zu gründen, denn alle spielen ein Musikinstrument. Gundi verspricht ihnen „das“ Lied zu schreiben, das sie alle berühmt machen wird. Stets wünschen sie sich, einmal im Luxushotel „Grandhotel“ Ehrengäste zu sein.

Als die Band kurz davor ist das Handtuch zu werfen und sich auf ihre eigentliche Berufe zu konzentrieren, gelangt es Gundi durch einen Zufall, ihnen dieses Lied zu liefern, das sie an die Spitze katapultieren soll. Doch ihnen stehen schwere Zeiten bevor, auch wenn es so richtig keiner wahr haben will.



Wie ich es fand:

Zunächst kann ich sagen, das dieses Buch sich zu meinen Jahreshighlights der gelesenen Bücher einreihen darf. Wenn ein Buch mich dazu bringt 600 Seiten, an einem Wochenende zu verschlingen und ich es buchstäblich, kaum aus der Hand legen kann, ich mich durch die Wohnung, nur mit diesem Buch bewegen muss, ist schon einiges gesagt.

Im Nachwort der Autorin steht, dass es das persönlichste Buch von ihr ist, dies kann ich absolut unterstreichen. Nicht das ich die Autorin so gut kenne, aber alle Gefühle wurden absolut glaubwürdig und schmerzhaft vermittelt. Bevor ich das Nachwort las, habe ich mir beim lesen folgendes notiert: „Man könnte meinen, die Autorin hat zu dieser Zeit gelebt“.

Das Buch gibt eine Atmosphäre einer anderen Zeit, mit ihren Beschreibungen der Charakterzügen, sowie die Ausdrucks- und Sprechweisen, Witzen, Hoffnungen und Wünsche.

Die weiblichen Figuren sind klug, aber nicht über ihre jugendliche Naivität und Unwissenheit erhaben. Dadurch tun sie Dinge, bei denen man den Kopf schüttelt, sich selbst aber dennoch wieder erkennt. Sie sind nicht auf der Suche nach der großen Liebe, sondern nach sich selbst und ihrer Bestimmung. Sie tun nicht das, was man von ihnen verlangt, sondern was das Richtige für sie selbst ist. Dies ist nicht immer sympathisch, aber verurteilen kann man die Entscheidungen dennoch nicht, weil es alles menschlich ist.

Charlotte Roth erzählt über die Zeit und die Menschen mit Tiefgang, vor allem aber mit Respekt für Geschichte und die Vergangenheit. Es ist ein Unterhaltungsroman, das den Menschen aus dieser Zeit, wieder eine Stimme verleiht.

Schon nach den ersten Seiten, bekommt man einen Film vor Augen. Das ist der Moment, in dem alle Buchstaben und Wörter verschwinden und ein ablaufender Film entsteht. Das Thema Musik ist so wunderschön in die Geschichte eingeflossen, einerseits als Leidenschaft und andererseits, in der Not Hoffnung und Ablenkung in so traurigen Zeiten.

Vor allem geht es um Freundschaft und ihre Notwendigkeit in so schweren Zeiten. Das man Menschen an seiner Seite hat, auf die man sich verlassen kann. Dies kann Familie sein, aber auch Freunde und Partner.

Ganz besonders habe ich mich gefreut, als ich einen Charakter wieder begegnet bin, den ich bereits aus einem anderen Buch, bzw. aus dem Vorgänger „Bis wieder ein Tag erwacht“ kannte. Dies war auch mein erstes Buch von ihr, darauf folge „Als wir unsterblich waren“. Von beiden Bücher war ich ebenfalls sehr angetan.

Ich könnte noch so viel zu diesem Buch sagen, werde aber nun aufhören und abschließend erwähnen, dass es in diesem Buch um Polen geht und die schwierige Zeit der Besatzung, des Identitätsverlustes und den Mut der Menschen, für ihr Recht gekämpft zu haben.



Fazit:

Ein Jahreshighlight. Was Charlotte Roth hier geschrieben hat, hebt sich von allem ab. Wer mal wieder ein Buch lesen möchte, in dem die Buchstaben und Wörter verschwinden und man ein Film vor Augen hat, der ist hier genau richtig.
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