Cover des Buches First to Find (ISBN: 9783743196575)
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Rezension zu First to Find von Charly Essenwanger

Gute Geschichte, leider mit einigen stilistischen Schwächen

von Starsearcher vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Interessante Geschichte mit Verbesserungspotenzial

Rezension

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Starsearchervor 7 Jahren
Siegfried ist leidenschaftlicher Geocacher und ansonsten einfach ein Mensch wie du und ich. Das ändert sich, als er einem alten Bekannten begegnet, der ihn vor vielen Jahren finanziell ruiniert hat. Siegfried steigert sich dermaßen in seine Wut und seinen Hass hinein, dass er ihm eine Falle stellt und ihn ermordet. Das wiederum ruft Kommissar Vincent Zeller und seine Truppe auf den Plan.

Der Mörder ist von Anfang an bekannt, er wird sogar im Klappentext verraten. Das schafft eine interessante Ausgangslage.

Leider wird mir Siegfried nicht so richtig sympathisch. Er kommt bei mir eher spießig und trantütig an, obwohl er vermutlich einfach den ganz durchschnittlichen Normalbürger verkörpern soll, der durch ein Ereignis so aus der Bahn geworfen wird, dass er zum Mörder wird.
Vincent besitzt dagegen etwas mehr „Fleisch“, trotz seines Vegan-Fimmels. Nichts gegen vegan, aber ab und zu hat man den Eindruck, der Autor befindet sich auf seiner ganz persönlichen Vegan-Missionierung. In fast jeder Szene mit Vincent wird vegan gegessen und der neue Kollege mit veganen Speisen angefüttert. Wenn nicht gegessen wird, wird zumindest irgendwie erwähnt, dass der Kommissar vegan ist. Obwohl die Szenen ganz witzig sind, war es einfach ein bisschen zuviel für meinen (nicht-veganen) Geschmack.

Der erste Teil der Geschichte dreht sich ausschließlich um Siegfried und wie er zum Mord getrieben wird. Der Autor hat sehr gut recherchiert, diese Immobiliengeschichte fand ich wirklich interessant. Die verschiedenen Zeitebenen erzeugen zusätzlich Spannung.
Die Polizeiarbeit wird gut beschrieben, obwohl mir die Schlussfolgerung zum Täter zu weit hergeholt ist. Das wäre, als wenn das Opfer erster Kunde in einem neuen Laden gewesen wäre und nur, weil er am gleichen Tag einen knappen Kilometer entfernt ermordet wird, kann nur der Ladeninhaber der Mörder sein. Auch dass beide Männer am gleichen Tag den gleichen Cache finden, ist nicht unbedingt ein Indiz dafür, dass einer den anderen ermordet hat. Die Auflösung hat mir dann allerdings wieder gut gefallen.

Die Geschichte fand ich gut. Den Stil leider etwas unprofessionell. Die Sprache ist einfach, die Satzkonstruktion bisweilen ziemlich holprig. Einige Rechtschreibfehler sind zu vernachlässigen (und zuweilen ganz witzig, wenn zum Beispiel auf etwas nicht geschossen, sondern geschissen wird), aber die Grammatik ist verbesserungsbedürftig. Zeiten wechseln oft mitten im Satz, gerne wird mal der Konjunktiv statt einer Vergangenheitsform gewählt und leider ist ein Apostroph nun mal kein einfaches Anführungszeichen (sieht am Wortanfang unten ein bisschen doof aus). Der Autor sollte sich auch etwas mit Kommaregeln befassen. Vielleicht auch mit dem Genitiv, denn „Siegfrieds Hand“ liest sich auf Dauer einfach flüssiger als ständig „die Hand von Siegfried“.
Als Self-Publisher ohne Verlagslektorat im Rücken muss man sich um solche Dinge halt leider selber kümmern. Daran krankt das Buch noch etwas.

Mein Fazit: wer sich am mitunter leicht holprigen Stil (in der Gesamtheit ist es nicht wirklich so schlimm) nicht stört und sich über Grammatikschnitzer eher amüsiert als aufregt, kann hier durchaus eine interessante Lektüre finden. Der Autor lässt viel Wissen einfließen über Geochaching, Immobiliengeschäfte, vegane Lebensweise und Polizeiarbeit, und hat eine insgesamt spannende Geschichte geschrieben. Mir war beim Lesen keinen Moment langweilig und deshalb gibt es trotz der stilistischen Schwächen 4 Sterne. Wenn der Autor jemanden findet, der ihm sein nächstes Werk vernünftig lektoriert, bin ich auf jeden Fall wieder mit an Bord.

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