Cover des Buches Die Kreolin (ISBN: B014SLGDBG)
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Rezension zu Die Kreolin von Cheryl Sawyer

Der Weg einer Sklavin in die Freiheit

von annlu vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Obwohl ich langatmige Erzählungen nicht so mag, fand ich dieses Buch sehr interessant

Rezension

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annluvor 8 Jahren

Sie hatte ihr Leben lang in einem Zweispalt gelebt, der ihrem Dasein ein Muster aufprägte. Niemand sprach von ihrer blassen Haut, am wenigsten ihre Mutter. Und doch hatte ihre Erziehung sich in vielen Dingen von der der anderen Plantagenmädchen, mit denen sie aufgewachsen war, unterschieden.

Ayisha ist hellhäutiger als die anderen und dennoch ist sie eine Sklavin. Zwar lernt sie bei der Schwester des Masters Französisch, arbeiten muss sie aber dennoch auf den Feldern. Als der Master sie jedoch verkaufen will, nimmt ihr Leben eine neue Wendung. Sie flieht und gelangt – als Junge verkleidet – nach Frankreich, wo sie auf Guy de Richmont trifft. Er bleibt aber nicht der einzige Mann, der in ihrem neuen Leben eine Rolle spielen wird.

Die Geschichte nimmt – entgegen den Erwartungen, die der Klappentext weckt – ihren Anfang in Martinique. Nach einem Prolog, der bereits auf die Flucht von Ayisha hinweist, wird erst einmal ihr Leben als Sklavin erzählt. Dieser Part war für mich nicht einfach zu lesen und ich fand ihn sehr ausschweifend. Obwohl er durch eine kurze Episode rund um Guy de Richmont unterbrochen wird, herrscht eine hoffnungslose Stimmung, die durch die Unterdrückung der Sklaven und deren Los hervorgerufen wird. So war ich froh, als Ayisha endlich in Frankreich angekommen war, da ich das Buch ab da sehr viel lockerer zu lesen empfand – trotz der vielen Namen (samt Titel), die in diesem Teil eingeführt werden. Der Aufenthalt in Paris und die Allianz, die im Klappentext vorkommen, ereignet sich eher spät, sodass ich eigentlich von einem anderen Verlauf der Geschichte ausgegangen wäre. Auch Ayishas Ziele werden nur angedeutet und selten so explizit angesprochen, wie sie der Klappentext vorwegnimmt.

Ayisha selbst macht von ihrer Zeit als Sklavin, über die traumatischen Ereignisse vor ihrer Flucht, bis hin zu ihrer Reise nach Frankreich einen Wandel in ihrem Charakter durch. Ihre Gedanken und Emotionen werden nicht immer ausdrücklich angesprochen und so habe ich etwas gebraucht, um mir ein Bild von ihr zu machen. Ihre Handlungen hingegen unterscheiden sich, sodass ihr unterdrückter Zorn, der aber auch einen Teil an Schicksalsergebenheit in sich trug, vom Beginn der Geschichte in Mut und teils Selbstbewusstsein wandelte. Die Frau, der wir auf der Reise und besonders in Paris begegnen, hat mir jedenfalls bei Weitem besser gefallen, als die Sklaven vom Anfang der Geschichte. Dennoch fand ich ihren Plan, ihr Volk zu befreien, sehr unrealistisch und naiv. Sie selbst muss das auch bald einsehen und entwickelt einen neuen – riskanten – Plan.

Obwohl mir die Szenen in denen das Leben der Sklaven beschrieben wurde nicht so gefallen haben, kamen sie mir authentisch vor. Die Romantisierung fehlt und nichts wird beschönigt. Ebenso fielen mir danach einige Details ins Auge – und detaillreich genug ist der Erzählstil – wie z.B. die Stellung der Frauen und die Absonderung des Adels vor allen anderen, die ich als sehr authentisch empfunden habe.

Eine Liebesgeschichte wird zwar vorangekündigt, sie bleibt aber lange Zeit außen vor. Erst in der zweiten Hälfte des Buches entwickelt sie sich weiter, nimmt kurzfristig die Geschichte ein, um dann aber wieder etwas in den Hintergrund zu geraten, sodass noch offene Fragen beantwortet werden können. Das Ende empfand ich als passend zum Roman, sodass es mir glaubwürdig erschien.


Fazit: Meine Rezension ist nun genauso ausschweifend geworden, wie die Geschichte. Normalerweise mag ich zu lange Beschreibungen nicht. Auch bei diesem Buch erging es mir zu Beginn so. Danach allerdings fand ich die Geschichte interessant, wenn auch nicht immer etwas Folgenschweres passierte. Die Liebesgeschichte gab dem Ganzen noch die Extra-Würze, die mich das Buch nicht mehr aus der Hand legen ließ.

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