Rezension zu "Skalpell und Schwesternhäubchen. Küsse, Kaiserschnitt und andere Katastrophen. Amore mio, der richtige Mann muss her!" von Chiara Monte
Kreissaalgezwitscher
Die Leseprobe zu diesem Roman lies sich sehr vielversprechend an und somit griff ich zum gesamten Buch um ein kurzes Stück mit der Schwester Carina zu gehen und ihren Alltag zu erleben. Frauenromane lese ich ab und an sehr gerne. Nur hatte ich leider mit diesem meine argen Probleme, aber fangen wir von vorne an.
Carina arbeitet in einem Berliner Krankenhaus und ist ein Springer, sprich sie wird auf verschiedenen Stationen eingesetzt. Sie ist eine toughe, junge Frau und steht mit beiden Beinen direkt im Leben und lässt sich im Beruf so schnell nichts vormachen und hat vor Vorgesetzten, ganz ihrem sizilianischen Temperament entsprechend zuweilen eine dicke Lippe. Da wundert es den gewieften Leser schon, wie so eine starke Frau sich von so einem Arsc**** als Freund fertig machen lassen kann. Denn Carina weiß: er wird sie nie heiraten, das hat er ihr von Anfang an gesagt und eigentlich ist es doch ihr innerster Wunsch auch mal Ehefrau und Mutter sein zu dürfen.
Es war mir also völlig unklar wie viel Raum Malte (ihr Freund) in diesem Roman bekommen hat und was sich Carina von ihm alles hat bieten lassen. Ich hätte ihn schon längst in den Wind geschossen. Der Leser kann nämlich gar nicht anders als Antipathie für den Freund zu empfinden.
Die vielen, vielen, vielen Nebenfiguren in diesem Roman wirken zum Teil mehr als blass. Es gibt da die fiesen anderen Krankenschwestern die Carina den Job vermiesen, die gemeinen Oberärzte die sie nur nerven, gewissen Nachbarinnen, die sie des Diebstahls beschuldigen, nur ihre besten Freunden sind wahre Strahlemänner. Mir gefiel es so gar nicht, dass jede Figur nur schwarz und weiß war. Ausgefeiltere Charakterstudien und dafür eventuell wesentlich weniger Charaktere hätten dem Roman meines Erachtens ganz gut getan. Ebenso gewissen Szenen deren Sinn ich nicht ganz verstanden habe, weil sie so nichtssagend waren und gerne heraus gekürzt werden könnten.
Was ich außerdem schmerzlich vermisst habe, war eine große Rahmenhandlung. Die Geschichte plätschert so dahin und eine Szene nach der anderen passiert, ohne dass man den großen Sinn dahinter erkennt. So fand ich das Buch irgendwann nur noch quälend langweilig und musste mich durch die vielen eng bedruckten Seiten kämpfen.
Auch der Humor war nicht so ganz meins.
Nun ja, Skapell und Schwesternhäupchen war also alles in allem so leider gar nichts für mich. Da konnte das Happy End am Ende auch nichts mehr reißen, wobei ich es sehr schön fand, dass die letzte Szene wieder in einem Kreissaal spielt (in dieser Hinsicht ein stimmiger Abschluss). Vielleicht gefällt es den ein oder anderen der gerne Krankenhausgeschichten liest, ich habe jedenfalls viel mehr erwartet und wurde doch leider enttäuscht. Schade.