Ijeoma ist gerade Teenager geworden. Ein Alter, in dem man mit Siebenmeilenstiefeln die Welt erobern kann. Sie kann lesen, schreiben, rechnen – doch von glücklicher Kindheit ist sie weit entfernt. Wieder einmal fallen Bomben vom Himmel. Es ist das Jahr 1968, das Jahr des Umsturzes überall auf der Welt. Das Jahr des Aufbruchs. Aber es war auch das zweite Jahr des Biafra-Krieges in Nigeria. In dem ging es schlussendlich – wie in jedem Krieg – ums Geld. Genauer gesagt ums Öl. Denn das Volk der Igbo, einer der größten Bevölkerungsgruppen im heute nahezu 200 Millionen Einwohner zählenden Nigeria, wurde systematisch vom Ölboom ausgeschlossen.
Bis heute ist es in dem westafrikanischen Land noch üblich ein Kind oder mehrere zu Verwandten oder nahestehenden Familien zu geben. Ijeoma, Igbo wird aufs Land geschickt. Dort lernt sie Amina kennen. Ein Haussa-Mädchen. Muslimin, während Ijeoma christlich erzogen wurde. Die Jahre vergehen und zwischen Ijeoma und Amina entwickelt sich mehr als nur Freundschaft. Beide lieben sich. Doch das geht nun gar nicht in einem Land, in dem Religion, egal welche, wichtiger ist als alles andere. Zwei Mädchen als Paar? Und dann noch ein Muslima und eine Christin? Ijeoma will sich nicht entscheiden müssen, sie will kämpfen. Das heißt aber auch, dass sie und Amina sich tarnen müssen.
Die Zeit vergeht und Amina entzieht sich immer mehr der Nähe Ijeomas. Beide wissen, dass ihre Liebe niemals akzeptiert werden kann. Stärker als Amina fühlt sich Ijeoma aber dadurch nur bestärkt.
Chinelo Okparanta schreibt über eine bisher kaum beleuchtete Seite Afrikas. Zwei Mädchen, zwei Frauen, die sich lieben und doch nicht zueinander finden dürfen. Gegen alle Konventionen, gegen alle Warnungen, wider besseres Wissen leben sie ihr Leben. Die Einfachheit so mancher Tage ist ihnen fremd. Die Autorin lässt Ijeoma und Amina sanfte Hochs erleben und dramatische Tiefs durchschreiten. Zweifel und Angst sind an der Tagesordnung, doch die gemeinsamen Stunden lassen die dunklen Wolken vorüberziehen in einem Sturm des Loslassens.
Verleugnung und Hingabe sind die zentralen Themen Chinelo Okparantas Erfolgsromans „Unter den Udala Bäumen“. Es ist kaum fassbar wie in einer Zeit, in der selbst im verstecktesten Winkel Aufklärung und Emanzipation selbstverständlich sein müssten rückständiges Gedankengut immer wieder auf fruchtbaren Boden trifft. Und das ist bei Weitem kein afrikanisches, im Speziellen nigerianisches Problem! Gleich um die Ecke werden immer noch und immer wieder Samen des Hasses gegen alles, was nicht normal scheint, gesät. Umso wichtiger ist es, das Bücher wie dieses mehr und mehr Aufmerksamkeit erhalten.