Rezension zu "Endlich angekommen" von Chira Brecht
Verena arbeitet als erfolgreiche Chirurgin in München und ist seit über zehn Jahren mit ihrem Mann Stefan verheiratet. Augenscheinlich führt sie ein glückliches Leben, in dem sie Karriere, Ehe und Kinder unter einen Hut bringt. Doch als sie auf einem Ärztekongress ihre alte Bekannte Mona aus Studientagen wiedertrifft, beginnt Verena an ihren Gefühlen zu zweifeln. Ob Verena sich vielleicht doch zu Frauen hingezogen fühlt und mehr für Mona empfindet als sie sich bisher eingestehen wollte? Kurze Zeit später führt es Verena beruflich nach Berlin in das Krankenhaus, an dem Mona arbeitet. Doch ihre Wiedersehensfreude wird von einem ungeheuerlichen Vorfall getrübt: Verena wird mit K.O.-Tropfen gefügig gemacht und von einer angesehenen Berliner Kollegin vergewaltigt...
Sehr emotional und eindringlich erzählt Chira Brecht in ihrem Roman „Endlich angekommen“ von einer Frau, die von einer Frau vergewaltigt wird – ein bewegendes Thema, das kaum angesprochen wird und zumindest von mir in dieser Form zuvor noch nicht gelesen wurde. Es ist umso schockierender, da allgemein doch eher angenommen wird, dass es sich bei Vergewaltigungen immer um Männer als Täter handelt. Dass es eben nicht so ist, zeigt dieses Buch.
Ich habe den Roman regelrecht verschlungen, da es der Autorin auf ganz wunderbare Weise gelungen ist den Leser mit ihrer Geschichte einzufangen und zu berühren. Auch die Protagonisten selbst sind so lebensnah gestaltet, als wären sie direkt aus dem Leben gegriffen. Das führt dazu, dass man sich sehr gut in die Charaktere und die Situationen einfühlen kann und in den jeweiligen Szenen teilweise richtig mitleidet oder vor Wut regelrecht an die Decke gehen könnte. Obwohl es sich bei den Protagonistinnen dieses Romans um lesbische Frauen handelt und auch der Verlag „Krug & Schadenberg“ sich extra auf lesbische Literatur spezialisiert hat, kann ich dieses Buch wirklich JEDEM uneingeschränkt empfehlen. Es ist ein echt tolles Buch, das gut zu unterhalten weiß, aber auch sehr nachdenklich macht und auch wütend – wütend darauf, dass Vergewaltigungen durch Frauen von der Gesellschaft wohl oft immer noch nicht richtig ernst genommen werden und viele Übergriffe daher ungesühnt bleiben oder Opfer gar nicht erst Anzeige erstatten. Ich hoffe sehr, dass noch viele andere dieses beeindruckende Buch lesen werden!