INHALT:
Berlin 1986. Die 14-jährige Mexikanerin Tatiana ist mit ihrer 6-köpfigen Großfamilie unterwegs auf Sightseeing-Tour in Europa. Der letzte Stopp ist nun Berlin, wo die Familie unter anderem in eine Demonstration gegen die Berliner Mauer gerät. Auf dem Heimweg in der U-Bahn glaubt Tatiana, Hitler - als alte Frau verkleidet - zu begegnen. Ein Schlüsselerlebnis (?).
Berlin 2007. Die mittlerweile Erwachsene Tatiana lebt seit 2002 wieder in der deutschen Hauptstadt. Durch ein Universitätsstipendium war sie hergekommen, doch seit dem schlägt sie sich mit allen möglichen Gelegenheitsjobs durchs Leben. Ihr Leben erfährt erst dann eine persönliche Wendung, als sie einen Job als Transkriptorin für den Berliner Historiker Dr. Weiss annimmt...
REZENSION:
Chloe Aridjis schafft es in ihrem Debutroman, ein sehr eigentümliches und interessantes Bild von Berlin zu zeichnen. Und obwohl gar nicht so viel passiert in dieser kurzweiligen Geschichte, so muss man doch aufmerksam lesen, denn die Autorin hat so viele Details (schöne, sonderbare, nachdenkliche) eingestreut, dass man aufpassen muss, dass einem nichts entgeht.
Die Geschichte kommt mit sehr wenigen Charakteren aus. Die Handlung konzentriert sich komplett auf Tatiana und ihren Blinkwinkel auf Berlin. Und obwohl man viel über Tatiana und ihr Leben erfährt und sie einem auch sympathisch ist, so bleibt ist auch irgendwie ein wenig unnahbar. Aber dies ist ein Stilmittel, welches Aridjis generell anwendet: die Nicht-Greifbarkeit schier alltäglicher Ereignisse, als würde einem plötzlich alles entrinnen und ins traum-hafte abdriften.
Spannung wird kaum bewusst erzeugt in dieser Geschichte, aber der teilweise poetische Schreibstil und der interessante Blinkwinkel auf eine Stadt, die wir wohl alle zu kennen glauben, animieren zum weiterlesen und bieten dem Leser auch die Möglichkeit, die eigenen Gedanken treiben zu lassen.
FAZIT:
Ein Buch, auf welches ich nur durch Titel und Cover aufmerksam geworden bin, welches ich im Endeffekt aber gerne gelesen habe. Leider kommen aufgrund der individuellen Erzählweise recht viele Vokabeln vor, die ich nicht kannte. Dies hat mein Leseerlebnis leider ein wenig geschmälert.
Wer sich gerne einmal aus einem anderen Blinkwinkel mit Berlin beschäftigen möchte, wer Fan vom Schreibstil von Paul Auster ist oder wer beispielsweise gerne Geschichten liest, in denen Schreibstil und Handlung gleichermaßen wichtig sind, für alle die ist dieser Roman auf jeden Fall zu empfehlen.