Chris Adrian

 3,3 Sterne bei 21 Bewertungen

Lebenslauf

Chris Adrian, geboren 1970 in Washington, D. C., studierte Theologie in Harvard und ist Doktor der Medizin. Er zählt zu den originellsten Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Für sein drei Romane und einen Erzählband umfassendes Werk wurde er vielfach ausgezeichnet. The New Yorker wählte ihn unlängst zu den «20 under 40», den wichtigsten jungen amerikanischen Autoren dieser Tage.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Chris Adrian

Cover des Buches Die große Nacht (ISBN: 9783499258374)

Die große Nacht

 (20)
Erschienen am 02.12.2013
Cover des Buches Ein besserer Engel (ISBN: 9783498000868)

Ein besserer Engel

 (1)
Erschienen am 07.03.2014

Neue Rezensionen zu Chris Adrian

Cover des Buches Die große Nacht (ISBN: 9783499258374)
JessisBuchwelts avatar

Rezension zu "Die große Nacht" von Chris Adrian

Magischer Realismus
JessisBuchweltvor 4 Monaten

Wer dachte, dass Shakespeare schon alle Abgründe der menschlichen Seele ausgelotet hat, sollte einen Blick in „Die große Nacht“ werfen. Chris Adrian nimmt uns mit auf eine düstere Reise durch den Buena Vista Park in San Francisco und zeigt uns, dass selbst Elfen und Dämonen nicht vor menschlichen Tragödien gefeit sind.

Stell dir vor, du bist auf dem Weg zu einer glamourösen Party und landest stattdessen mitten in einer magischen Versammlung, wo Titania und Oberon ihre Fehde aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ in einer modernen, bittersüßen Version fortsetzen. Titania ist außer sich vor Trauer über den Tod eines von Oberon geschenkten Menschenkindes, und in ihrem Zorn bricht sie den Zauber, der den Dämon Puck in Bann gehalten hat. Klingt nach einem spannenden Fantasy-Roman? Tja, falsch gedacht. Dieses Buch ist alles andere als luftig und leicht.

Von der ersten Seite an fühlte ich mich in eine andere Welt versetzt – eine, die sowohl faszinierend als auch verstörend war. Adrian malt mit Worten ein Bild von San Francisco, das sowohl magisch als auch trostlos ist. Die Charaktere – allen voran die trauernde Titania, der ruppige Oberon und der chaotische Puck – sind komplex und vielschichtig. Sie spiegeln die tiefsten Ängste und Sehnsüchte wider, die in jedem von uns schlummern.

Adrian gelingt es, die Grenzen zwischen Realität und Magie verschwimmen zu lassen. Doch Vorsicht: Wer leichte Kost erwartet, wird hier nicht fündig. Die Themen Verlust, Trauer und die Schattenseiten der menschlichen Psyche dominieren das Geschehen. Die Lebensgeschichten der drei Menschen, die sich im Park verirren – Molly, Will und Henry – sind geprägt von Neurosen und gebrochenen Herzen. Ihre Begegnungen mit der magischen Welt sind sowohl skurril als auch tief bewegend.

Was mich besonders fasziniert hat, ist Adrians Umgang mit Sprache. Seine Sätze sind oft so kunstvoll und vielschichtig, dass man sie zweimal lesen muss, um alle Nuancen zu erfassen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich in einem Tim-Burton-Film gelandet bin, nur weniger bunt und viel düsterer. Diese Mischung aus skurrilen, fast grotesken Elementen und tiefem emotionalem Gehalt machte das Lesen zu einem einzigartigen Erlebnis.

Es gibt jedoch auch Punkte, die mich gestört haben. Einige Passagen waren so langatmig und verworren, dass ich mich fragte, ob Adrian selbst den Faden verloren hat. Die häufigen Flashbacks und detaillierten Beschreibungen der Settings zogen die Handlung oft unnötig in die Länge. Auch die derben Szenen und die gelegentlich fast pornografischen Beschreibungen empfand ich als überflüssig und störend.

Dennoch bleibt am Ende ein tiefes Gefühl der Verwirrung, aber auch der Bewunderung. Adrian hat ein Buch geschaffen, das einen nicht kalt lässt. „Die große Nacht“ ist kein Buch, das man leicht verdaut und zur Seite legt. Es fordert den Leser heraus, sich mit den dunklen Seiten des Lebens auseinanderzusetzen und hinter die Fassade der scheinbaren Realität zu blicken.

Fazit: „Die große Nacht“ ist ein ungewöhnliches, komplexes und zutiefst bewegendes Buch, das seinen Leser fordert und ihm gleichzeitig einen faszinierenden Einblick in eine Welt zwischen Magie und Realität bietet. Wer bereit ist, sich auf dieses düstere Abenteuer einzulassen, wird reich belohnt – auch wenn man dabei ab und zu über seltsame Szenen stolpert und sich fragt, ob man nicht selbst in einem irren Traum gefangen ist.

Cover des Buches Die große Nacht (ISBN: 9783499258374)
Jorokas avatar

Rezension zu "Die große Nacht" von Chris Adrian

Laufe so schnell du kannst ..
Jorokavor 2 Jahren

Drei Menschen, die intensiv an ihrem Liebesleid zu knabbern haben, werden in einem Park in San Francisco in eine Fehde der mystischen Welt hinein gezogen: Molly, deren Freund Ryan Selbstmord begangen hat; Will, der die Trennung von Carolina nicht verkraften kann und Henry, der mit seinen extremen Zwangshandlungen sein Lebensglück Bobby in die Flucht geschlagen hat.


Den Buena-Vista-Park gibt es tatsächlich, er ist ca. 15 ha groß, wurde bereits 1867 angelegt und liegt in der Nähe des Golden-Gate-Park. Unter seinen Hügeln herrscht im Roman die Elfenkönigin Titania und ihr Gatte Oberon (beide Namen kommen schon in Shakespeares Werk vor und so heißen auch zwei Uranusmonde; ein Puck ist übrigens in der Liste der Monde ebenfalls aufgeführt).


Dieser Puck ist ein Dämon, der durch einen 1000jährigen Zauber gebannt und zum Handlanger degradiert wurde. Als Titania tiefe Gefühle zu einem gestohlenen Menschenkind entwickelt (die Kinder der Menschen zu stehlen und durch Wechselbälge zu ersetzen hat wohl Tradition im Elfenreich), aber letztendlich nicht verhindern kann, dass es an Leukämie stirbt, versinkt sie in Trauer, vertreibt ihren Gatten Oberon und bricht den Bann über Puck, da ihr jeglicher Lebenswille abhanden gekommen ist, um mit der gesamten Welt unterzugehen.


Puck mutiert zur Bestie, die jedem in der Gestalt seiner schlimmsten Alpträume erscheint und entwickelt einen unstillbaren Hunger nach Elfen- und Menschenfleisch, Durch einen Schutzzauber wird eine Hülle um den Park gelegt, so dass in dieser Nacht keiner entfliehen kann. Auch nicht die fünf Obdachlose unter der Führung eines Huff, die an einem Musical proben, mit dem sie Missstände anprangern und damit den Bürgermeister beeindrucken wollen.


So beginnt eine Hatz in dieser einen großen Nacht, in der alle vor Puck fliehen, Elfen und Menschen unterschiedlich zueinander finden und jeder mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird.....


Beim vorliegenden Buch vermischt sich eine klassische Fantasiegeschichte mit Themen von Trauerbewältigung nach erlittenen Verlusten, wobei ein leichter Überhang hinsichtlich der „Menschengeschichten“ zu verzeichnen ist. Der Handlungsverlauf springt auf verschiedenen Zeitebenen stark hin und her, wobei vor allem die Vorgeschichten der drei Menschen intensiver durchleuchtet werden. Dabei wird zum Teil eine recht krasse sexualisierte Sprache verwendet und auch die gleichgeschlechtliche Komponente hat ihren Platz.


Das Ganze ist durchaus flüssig zu lesen und bietet einige überraschende Ideen, bewegt sich jedoch insgesamt auf durchschnittlichem Niveau und lässt vor allem zu Ende hin doch einige Fragezeichen auf der Stirn erscheinen. Bei mir entstand wieder einmal der Eindruck, dass etwas zu viel in ein Buch gepackt wurde.


Fazit: Interessanter Mix, ganz nett zu schmökern.



Cover des Buches Ein besserer Engel (ISBN: 9783498000868)
Nespavanjes avatar

Rezension zu "Ein besserer Engel" von Chris Adrian

Magischer Realismus
Nespavanjevor 9 Jahren

Mir hat „Die große Nacht“, Chris Adrians deutscher Debütroman, sehr gut gefallen und ganz zu Recht, wurde er von der Zeitung The New Yorker, auf die Liste „20 under 40“ gesetzt worden. Auf dieser Liste, wie dessen Titel uns bereits verrät, wurden 20 Schriftsteller unter 40 Jahren ausgewählt, deren Werke man unbedingt lesen sollte. Als nun von ihm „Ein besserer Engel“ erschien, hab ich gar nicht lang gezögert und hab auch diesen Roman gelesen.

In „Ein besserer Engel“ vereint der großartige Romancier mehrere Erzählungen in einem Band, in dem der geneigte Leser den Tod auf vielfältige Weise begegnet. Wir begegnen oft Kindern als Protagonisten, was nicht unbedingt verwunderlich ist, ist doch Chris Adrian nicht nur ein ausgezeichneter Schriftsteller, nein er ist auch Kinderarzt und Theologe.  Wir treffen auf Menschen die mit dem einhergehenden Trauma des 11. September noch nicht abgeschlossen haben. Wir treffen auf Dinge, die er selbst erlebt hat und er verpackt alles in eine Komplexität des Lebens. Magischer Realismus würde wahrscheinlich das Genre, in dem diese Kurzgeschichten spielen, am besten beschreiben. Er bedient sich dabei, einer klaren und authentischen Sprache und ist bestimmt  für eine anspruchsvollere Leserschaft gedacht. Er ist für mich ein wahrer Künstler unter den Literaten und einer meiner persönlichen Favoriten.

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