Chris Fiedler

 5 Sterne bei 4 Bewertungen
Autor von LEENA, Die 11 Sakramente und weiteren Büchern.
Autorenbild von Chris Fiedler (©Christopher Fiedler)

Lebenslauf

Chris Fiedler ist nebenberuflicher Autor, der angestellt in Vollzeit und den alltäglichen Familienpflichten, die wenigen freien Minuten dazu nutzt, dem Wunsch aus Kindertagen nachzujagen. Leser mit seinen Texten in den Bann zu ziehen. Sie in eine dunkle Welt zu entführen, die fernab des Alltags existiert. Sein erster Roman "Die 11 Sakramente" verfasste er mit 16. Die Lust zu Schreiben, begann jedoch schon zu Schulzeiten. Unzählige Kurzgeschichten und auch Fan-Storys zierten die Blöcke des Schülers, bis er sich entschloss, einen ernsthaften Versuch zu starten. Mit "Die 11 Sakramente" setzte er seinen Fuß in ein Genre, welches von vielen großen Namen dominiert wird. Er nahm sich danach eine Auszeit, ordnete seine Gedanken und konzentrierte sich auf die berufliche Karriere. Fast fünfzehn Jahre dauerte es, bis er sich mit "Leena" - der unabhängigen Fortsetzung zu "Die 11 Sakramente" - zurückmeldete. Motiviert und voller Leidenschaft schrieb er kurz darauf binnen drei Monaten den Thriller "Scherben des Seins". Aktuell arbeitet er an einem weiteren Horrorthriller, der erneut einen unbestreitbaren Platz in diesem Genre erklimmen wird.Chris ist seit 2015 verheiratet und eine Hündin begleitet das Paar auf ihrer Reise durch das Leben. Aktuell leben sie in Halle an der Saale.Der Autor stellt seine Werke auch auf der Homepage - www.11sakramente.de - vor, die von ihm selbst gehegt und gepflegt wird.


Botschaft an meine Leser

Wenn Sprache die Stille durchbricht, ein Lächeln mehr sagt, als tausend Worte und ein spannendes Buch die einzige Welt geworden ist, die Bedeutung verdient, hat ein Autor sein Ziel erreicht. Gute Unterhaltung wünsche ich Euch.

Alle Bücher von Chris Fiedler

Cover des Buches Die 11 Sakramente (ISBN: 9783748516675)

Die 11 Sakramente

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Erschienen am 02.03.2019
Cover des Buches LEENA (ISBN: 9783748509721)

LEENA

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Erschienen am 02.03.2019
Cover des Buches Der Mann nebenan (ISBN: B07L6F39Q9)

Der Mann nebenan

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Erschienen am 06.12.2018
Cover des Buches Die 11 Sakramente (ISBN: B0CRZCB6FJ)

Die 11 Sakramente

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Erschienen am 09.01.2024
Cover des Buches Scherben des Seins (ISBN: 9783748523253)

Scherben des Seins

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Erschienen am 23.03.2019
Cover des Buches Scherben des Seins (ISBN: 9783748523246)

Scherben des Seins

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Erschienen am 23.03.2019
Cover des Buches Scherben des Seins (ISBN: 9783748567288)

Scherben des Seins

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Erschienen am 27.06.2019
Cover des Buches Scherben des Seins (ISBN: 9783748567295)

Scherben des Seins

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Erschienen am 27.06.2019

Neue Rezensionen zu Chris Fiedler

Cover des Buches Die 11 Sakramente (Das Ritual der 21/Teil 1) (ISBN: B07L22V5HV)
AikasChilladises avatar

Rezension zu "Die 11 Sakramente (Das Ritual der 21/Teil 1)" von Chris Fiedler

Mörderisch gute Unterhaltung
AikasChilladisevor 5 Jahren

Das Buch beginnt ausgesprochen spannend und wirft gleich im Prolog die ersten Fragen auf. Fragen, die sich der Leser durch das weiterlesen selbst beantworten muss. Man verfolgt die Geschichte von Thaleena, die später einmal zu einer Serienmörderin wird. Grund hierfür sind die Ereignisse in ihrer Kindheit, die das Mädchen später zu ihren Taten veranlassen. Desweiteren finde ich es sehr spannend nie genau zu wissen, ob das Ritual nun wirklich funktioniert oder eben doch nur alles eine Finte ist. Das Ende ist ausgeklügelt und regt zum Nachdenken an. Ein überraschend guter Horrorthriller, dessen erzählerischer Schreibstil mir wahres Kopfkino bereitet hat.

Cover des Buches LEENA (Das Ritual der 21/Teil 2) (ISBN: B07KVQGZJ6)
Chris2104Fs avatar

Rezension zu "LEENA (Das Ritual der 21/Teil 2)" von Chris Fiedler

LEENA - Ein sehr guter übernatürlicher Horrorthriller mit Gänsehaut-Garantie
Chris2104Fvor 5 Jahren

Rezension verfasst von Chris R. auf Amazon.de

Wenn man ein Buch nicht mehr zur Seite legen kann, weil die Geschichte einen völlig in den Bann zieht, dann hat der Autor alles richtig gemacht. Das ist ein spannend und genial einfallsreicher Horrorthriller, der mich sehr gut unterhalten konnte.

Ich habe vor ein paar Wochen den ersten Teil "Die 11 Sakramente" (Das Ritual der 21/Teil 1) gelesen und war begeistert von der außergewöhnlichen Geschichte. Auch die Fortsetzung konnte mich auf ganzer Linie überzeugen. Meiner Meinung nach hat der Autor hier einen durchweg spannenden, einfallsreichen Gänsehaut-Thriller mit unerwarteten Wendungen und einer gut durchdachten, nicht vorhersehbaren Handlung geschrieben. Geschickt baut Chris Fiedler schon zu Beginn des Buches den Spannungsbogen auf und hält ihn über die ganze Story aufrecht. Die Geschichte ist Stellenweise sehr grausam, erschreckend und brutal. Also nicht für schwache Nerven geeignet. Seine lebendige und erstklassige Erzählweise hat mir sehr gut gefallen - Perfektes Kopfkino.

Alle Daumen hoch für einen Thriller, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.

Cover des Buches Die 11 Sakramente (Das Ritual der 21/Teil 1) (ISBN: B07L22V5HV)
Chris2104Fs avatar

Rezension zu "Die 11 Sakramente (Das Ritual der 21/Teil 1)" von Chris Fiedler

Die 11 Sakramente - absolut lesenswert
Chris2104Fvor 5 Jahren

Rezension geschrieben von Chris R. auf Amazon.de

Über die Handlung möchte ich eigentlich nichts mehr schreiben, da die Kurzbeschreibung den Inhalt schon sehr gut zusammenfasst. Ich bin durch Zufall auf dieses Buch aufmerksam geworden, und habe es regelrecht verschlugen.

Kompliment an den Autor, er versteht es wirklich gut, den Leser in seinem Bann zu ziehen. Das Buch ist durchweg spannend, vielschichtig, unvorhersehbar, abwechslungsreich und wird aus mehreren Perspektiven geschildert. Man erhält einen sehr guten und umfassenden Einblick in die Geschehnisse. Eine gelungene Mischung aus Horror und Thriller, mit übernatürlichen Elementen. Seine bildhafte Schreibweise hat mir besonders gefallen. Die Charaktere sind gut aufgebaut worden und wirken lebendig - keine Schwarz/Weiß Protagonisten.

Chris Fiedler hat mit diesem Thriller einen perfekt ausgeklügelten Gänsehaut-Schocker erschaffen, der mich wirklich sehr gut unterhalten konnte. Stellenweise ist das Buch unfassbar grausam, brutal und aussergewöhnlich intensiv, was dem Leser einiges abverlangt und für sensible Leser ganz sicher schwer verträglich sein dürfte.

Gespräche aus der Community

Liebe Community,

anbei möchte ich Euch die Möglichkeit geben, mit mir zusammen in den kommenden Wochen auf die Fertigstellung meines neuen Manuskriptes hinzuarbeiten. Ich werde Stück für Stück Auszüge meines Buches online stellen, die ihr hier nachlesen könnt und bereits im Vorfeld erste Eindrücke von der Geschichte bekommt. Natürlich dürft ihr auch Eure Kommentare hinterlassen.
Einen Buchtitel habe ich auch schon, diesen wwerde ich allerdings erst nach Fertigstellung bekannt geben.

Habt viel Spaß
Chris Fiedler
Zum Thema
2 Beiträge
Chris2104Fs avatar
Letzter Beitrag von  Chris2104Fvor 5 Jahren
In der Nacht, während der Himmel mit einer leuchtenden Sternendecke verziert war, fand Tom keinen Schlaf. Ashley schlummerte selig neben ihn, gab zwischendurch kurze pustende Geräusche, was ihn aber nicht störte. Viel schlimmer wäre es wohl gewesen, wenn sie schnarchen würde. Tom hatte Kopfschmerzen, da sein Verstand unentwegt arbeitete. Er grübelte über Megan und den Brief von ihr. Wie konnte er in seine Hände kommen, wenn sie tatsächlich tot war? Hatte sie jemanden den Umschlag zugesteckt, um diesen dann ganze drei Jahre aufzuheben? Nein, dies konnte sich Tom nicht vorstellen. Tief in seinem Hirn versuchte er das zu finden, was er dort vergraben hatte. Etwas, dass er seit ihrem Tod verdrängt hatte. Angefangen hatte die Krankheit vor mehr als vier Jahren mit eher unauffällig erscheinenden Symptomen. Das war das Gefährliche an Lungentumoren, sie machen sich erst spät eindeutig bemerkbar. Es begann mit einem Kratzen im Hals, ganz harmlos, was sich allerdings rasch zu einem richtig trockenem Husten entwickelte. Des öfteren plagte sie über hohe Körpertemperatur und bekam Schweißausbrüche. Es folgten Brustschmerzen, was Tom dazu veranlasste ihren Busen abzutasten, um etwaige Knoten auszuschließen. Ihr Zustand verschlechterte sich, begann mit dem Husten Blut auszuspucken, woraufhin Tom mit ihr ins Krankenhaus fuhr. Durch das Röntgen des Thorax entdeckte man das Karzinom und stellte aufgrund seiner geringen Größe fest, dass er inoperabel sei. Zumal bei der Positronen-Emissions-Tomograpie Fernmetastasen ausfindig gemacht worden waren, die sich im Gehirn und in den Knochen eingelagert hatten. Megan und er stürzten aus allen Wolken. Der Tod stand ihr unmittelbar bevor und das alles ausgelöst durch einen harmlosen Husten. Die anschließende Chemotherapie mit thorakaler Bestrahlung zerstörte ihr Immunsystem gänzlich und die Wahrscheinlichkeit für eine Lungenfibrose lag bei 1/20. Sie war diese eine Person und kämpfte fortan mit häufiger Luftnot, stetiger blutiger Husten und einem erhöhten Anstieg der Atemfrequenz. Sie war durch ihre Kraftlosigkeit und die geringe körperliche Belastbarkeit ans Bett gefesselt und die beiden wussten relativ schnell, dass sie das Krankenhaus nicht mehr lebendig verlassen würde. Megan war nicht mehr sie selbst, verlor auf dem Weg in die Ewigkeit nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Würde. Langsam schalteten sich alle Systeme nach und nach ab, sodass sie ihren Stuhlgang nicht mehr kontrollieren konnte. Tom quittierte seinen Dienst, um seine Frau zu unterstützen, ihr Mut zuzusprechen und auf ihrem letzten Weg beiseite zu stehen. Abends saß er alleine vor dem Fernseher, zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und fiel selbst in eine Art Depression. Barry Kingston, sein bester Freund versuchte ihn aufzubauen und ihn aus seiner Einsamkeit zu reißen, was ihm selbst viel Mühe kostete. Er lud Tom zu seinen Partys ein und auf einer von diesen, lernte Tom Ashley kennen. Zu dem Zeitpunkt kämpfte Megan im Krankenhaus noch um ihr Leben. Im Angesichts seiner schlimmsten Krise begann er wieder zu lieben und erfuhr Hoffnung, auf eine glückliche Zukunft. Sie hatte ihn aus seiner katatonischen Depression befreit und ihn zurückgeholt ins Leben. Tom besuchte weiterhin Megan im Krankenhaus, erzählte ihr jedoch nichts von seiner neuen Bekanntschaft und der anbahnenden Liebesbeziehung, die auf dem Vormarsch war. Wenn er bei seiner Frau war, dann gab es das alles nicht und so war es auch umgekehrt. Immer wenn er das sterile Krankenzimmer verlassen konnte war er insgeheim froh gewesen, es für den heutigen Tag geschafft zu haben, was in ihm heute, rückblickend betrachtet, ein schlechtes Gewissen auslöste. Tom drehte sich auf die Seite, weg von Ashley und starrte in Richtung des Fensters. Die Sterne leuchteten über ihn und er wünschte sich, er könnte Megan, seine Megan noch einmal in den Arm nehmen. Tränen tränkten seine Pupillen und liefen über die Wangen zum Mund, wo er den salzigen Geschmack mit seiner Zunge wahrnahm. ›Was, wenn sie wirklich auf mich wartet und ich sie in Ashford antreffe? Was sage ich ihr? Es tut mir Leid, Ashley. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du hier bist. Was? Wer das ist? Das ist Ashley. Woher ich sie kenne? Von einer Party, die Barry vor Jahren veranstaltete. Was? Ja, du warst noch im Krankenhaus und hast dich auf deinen Tod vorbereitet. Wir haben das erste Mal zusammen geschlafen, zwei Wochen vor deinem Tod. Was, ich bin ein egoistisches Arschloch?‹ Tom rieb sich die Augen und setzte sich auf, flüchtig warf er einen Blick zu Ashley, die neben ihm friedlich schlief. Er stützte einen Ellenbogen auf dem Knie ab und hielt sich mit der Hand die Stirn. Er musste herausfinden, was es mit dem Brief auf sich hatte und die Wahrheit aufdecken. ›… ich warte auf dich, an jenem Ort, an dem wir am liebsten waren.‹ Schoss es ihm durch seinen Kopf und angestrengt versuchte er die Plätze durchzugehen, die sie in Ashford besucht hatten. ›Welchen meint sie, etwa den Park am See? Vielleicht auch das Hotel oder den Freizeitpark?‹ Tom atmete tief durch, er würde morgen mit Ashley sprechen und vorschlagen nach Ashford zu fahren. Er würde ihr sagen, dass er dem Schreiben nachgehen musste und eine Antwort auf seine Fragen benötigte, vorher würde er keine Ruhe finden. Sie würde es verstehen, sie musste es. Sie wird sicher toben, wollten sie doch eigentlich die Ferien über zusammen mit Barry und dessen Freundin Kate einen Trip unternehmen. Sie hatten geplant mit einem großen Wagen Richtung Osten zu fahren, einfach drauf los, ohne jeglichen Plan. Barry war ein Fan von solchen Unternehmungen, ein kleiner verrückter Abenteurer. Dieser Ausflug musste wohl entfallen. Eigentlich sollte er morgen Vormittag starten, doch da wollte Tom schon unterwegs nach Ashford sein. Sein Entschluss stand fest, er würde dem Brief folgen und sich auf die Suche nach seiner Exfrau begeben. Er legte sich wieder hin und starrte in den mit Sternen verzierten Nachthimmel und nach einer Weile schlief er endlich ein. »Aufstehen, du Schlafmütze!« Nur langsam entkam Tom der Müdigkeit und der Traum den er eben noch durchwanderte, war im nächsten Moment verblasst. Mit schweren Lidern öffnete er die Augen und zuckte erschrocken zusammen, als er den stämmigen Mann mit der hohen Stirn realisierte, der unmittelbar vor seinem Gesicht war. »Wow, beruhig dich..« Der Mann hob beide Handflächen neben sein Gesicht, um ihn zu symbolisieren, dass er freundlich gesinnt war. »Barry?« Realisierte Tom und rappelte sich auf, darauf achtend, mit der Bettdecke seinen Unterleib zu bedeckt zu halten. »Was machst du denn hier?« »Nun, die Frage ist wohl eher, warum du noch im Bett liegst und schläfst?« Witzelte er und das breite Grinsen ließ sein Gesicht wie die Oberfläche des Mondes aussehen. »Wollten wir nicht heute wohin fahren?« Verdutzt griff Tom nach seinem Smartphone und checkte die Uhrzeit, es war kurz nach Acht. Geplant hatten sie ihre Abreise für den Trip um zehn, deswegen fragte Tom: »Warum bist du schon so früh hier?« »Ich gehe jetzt mal davon aus, dass sie es dir nicht erzählt hat, nicht wahr?« »Was nicht erzählt?« »Wir, mein Bester.« Begann Barry und stieß seine Faust leicht gegen Toms Schulter. »Werden gemeinsam nach Ashford fahren, denn ein Brief von einer Toten ist schon ein Ding. Das will ich mit meinen eigenen Augen sehen.« »Barry, ich...« Dieser hob unterbrechend die Hand und schüttelte mit dem Kopf. Tom betrachtete seinen Freund mit runzelnder Miene. Er trug kurze Shorts, Turnschuhe und ein knalliges rotes T-Shirt mit der Aufschrift einer bekannten Pop-Gruppe. Seine hohe Stirn sah ulkig aus und ganz besonders die lockigen Haare an der Seite seines Kopfes. Das Gesicht unebenerdig und schrullig, wie der ganze Mann. »Ashley hat uns gestern Abend über die Situation informiert und das du sehr wahrscheinlich dorthin fahren möchtest. Eins muss man ihr lassen, sie ist nicht auf den Kopf gefallen.« Barry wippte grinsend mit dem Kopf. »Ja, das ist sie.« Stimmte Tom flüsternd zu. »Deswegen habe ich Ashley vorgeschlagen euch zu begleiten und den Trip gemeinsam zu machen.« »Kate ist auch da?« »Genau und wir warten alle nur auf dich.« Barry erhob sich von der Bettkante und marschierte mit weiten Armschwüngen auf die Tür zu. »Wäre schön, wenn du dir was anziehst und dann runterkommst. Noch gibt es Kaffee, ich kann aber nicht garantieren, dass es so bleibt.« Dann verschwand er aus Toms Sichtfeld. »Ich bin gleich da,« rief er Barry hinterher und schlug die Bettdecke beiseite. Mit einer fließenden Bewegung hüpfte er von der Matratze und rannte auf leisen Sohlen zum Kleiderschrank. ›Verdammter Mist‹, raunte es durch seinen Verstand. »Warum hat Ashley nichts gesagt?‹ Die Antwort kam ihm nach einem Wimpernschlag und ließ ihn kurz innehalten, bevor er seine Kleidung zusammensuchte. ›Weil ich es ihr ausgeredet hätte, deshalb! Sie machte sich bestimmt Sorgen und hat wohl während ich duschen war, bei Barry und Kate angerufen. Dann hatten sie diesen Trip gemeinsam hinter meinen Rücken geplant. Bin ich echt so berechenbar oder warum wusste Ashley, dass ich nach Ashford fahren wollte?‹ Aus dem Schrank entnahm er Socken, Slip und suchte sich neben einem Shirt, noch ein Hemd heraus, die passende Hose dazu und er war gewappnet für den Trip. Er huschte ins Bad, trug dabei die Kleidung vom Vortag mit sich und warf diese in den Wäschesack. Sein Abbild im Spiegel betrachtet entdeckte er winzige dunkle Stoppel, denen er sich nicht annehmen würde. Ihm gefiel ein leicht unrasierter Look, der ließ ihn Verwegener aussehen. Er putzte sich rasch die Zähne, anschließend wusch er sich das Gesicht und kämmte sich die Haare zurecht, die er mit Pomade fixierte. Ashley amüsierte sich köstlich, wenn sie ihn dabei beobachtete, denn diesbezüglich war Tom Eitel und Eigen. Unter die Augen rieb er sich eine Anti-Falten-Creme und empfand, dass er ganz adrett aussah. Tief durchatmend schlenderte er aus dem Bad und stieg die Stufen ins Wohnzimmer hinab. Der Geruch von frisch gekochtem Kaffee drang ihm in die Nase und er hörte, wie Barry von seinem gerade veröffentlichten Comic erzählte. Tom sah, wie er und die zwei Frauen in der Küche um die Mittelinsel standen, jeder von ihnen eine leicht dampfende Tasse in der Hand. »Guten Morgen«, meinte er in die Runde und augenblicklich kehrte Stille ein. Die drei blickten in seine Richtung und auf Ashleys Gesicht bildete sich ein herzerwärmendes Lächeln. »Guten Morgen,« erwiderten sie ihm und warteten darauf, dass er sich zu ihnen gesellte. Tom küsste seine Liebste auf den Mund, die ihn anschließend fragte: »Möchtest du Kaffee?« »Ja, bitte.« Sie drehte sich und ging zur Kaffeemaschine, wo bereits eine vierte Tasse stand, bereit befüllt zu werden. Tom wandte sich den beiden zu und wusste nicht so richtig, was er sagen sollte. »Wie geht es dir?« Erkundigte sich Kate, während Barry sich einen Schluck des heißen Getränks genehmigte. Er zog die Augenbrauen nach oben und legte seine Hände auf die Mittelkonsole. »Hm,« seufzte Tom. »Ich denke, ich bin seit gestern ein wenig verwirrt.« »Kein Wunder.« Warf der stämmige Barry ein, der zu jedem Thema seinen Kommentar abgab. »Man bekommt ja nicht jeden Tag einen Brief seiner verstorbenen Exfrau.« »Vielleicht hat sie ihn vor ihrem Tod geschrieben, das wäre doch die plausibelste Erklärung.« Meinte Kate daraufhin, ohne die Augen von Tom zu nehmen. Ashley stellte ihm die dampfende Tasse vor die Hände, woraufhin er sich bei ihr bedankte. »Warum schreibt sie dann, dass er sie in Ashford treffen soll?« Beteiligte sie sich ebenfalls an der Diskussion. »Und vor allem, warum gerade jetzt?« Keiner von ihnen antwortete. Das Schweigen dauerte einen Wimpernschlag lang, bis Barry das Wort ergriff. »Scheint, als hat Megan noch die ein oder andere Überraschung für dich hinterlassen.« »Mir ist nicht nach Scherzen.« Entgegnete Tom und nippte vorsichtig an dem heißen Getränk. »Ich meine ja nur, also ich würde mir in die Hosen machen, wenn Kate mir so einen Brief schicken würde.« Die schlug Barry gegen die Schulter und herrschte ihn mit einem zornigen Ausdruck an, was Tom und Ashley schmunzeln ließ. »Ach ja?« Fragte sie ihn mit einem zickigen Unterton. Barry hob die Arme und winkelte die Handflächen an. »Ja, verdammt. Das ist wirklich gruselig.« »Du wärst doch froh, wenn dir mal jemand einen Brief schicken würde.« Kate schüttelte mit dem Kopf und zwinkerte Ashley frech zu. »Du bekommst doch nur Newsletter per E-Mail.« Barry sah seine Freundin mit offenem Mund an, überrascht von ihrer Schlagfertigkeit. »Da sind mitunter wichtige Informationen drin.« Er lächelte und trank einen Schluck Kaffee. »Nicht wahr Tom?« »Das ist doch keine Post, sondern Müll.« »Nein«, Barry stellte seine Tasse ab und hob den Zeigefinger. »Wenn es nämlich so wäre, dann würde das in meinem Spamordner landen, macht es aber nicht.« Ashley und Kate schüttelten den Kopf und Tom betrachtete seinen Freund mit einem belustigten Ausdruck. »Du spinnst«, meinte er, woraufhin Barry lachte. »Ich weiß.« Barry Kingstons Wagen war deutlich größer und geräumiger, kein Wunder, fuhr dieser einen SUV. Ashley hatte den Morgen genutzt und zwei Koffer gepackt. Sie tat dies am liebsten allein, denn wenn Tom neben ihr stand und ihr zur Hand gehen wollte, dauerte alles nur um so länger. Seine Kleidung füllte natürlich keinen Koffer aus und so hatte sie sich die Freiheit genommen und ihre eigene mit eingepackt. Sie wusste, Tom würde wieder einen seiner für ihn witzigen Kommentare abgeben aber das störte sie nicht im Geringsten. Sie suchte gerade im Badezimmer die nötigen Kosmetika zusammen und Kate leistete ihr Gesellschaft, während er – Tom – das Gepäck nach draußen zu Barrys Wagen zog. Die Plastikrollen des klobigen Koffers machten auf dem gepflasterten Weg zur Straße einen höllischen Lärm in der morgendlichen Stille. Er kam nicht umher sich zu Fragen, was Ashley wohl wieder alles eingepackt hatte. Vor einem Jahr ungefähr flogen sie in die Karibik und man mochte es kaum glauben, ihr Gepäckstück hatte ganze vier Kilo Übergepäck und das auf der Hinreise. Auf dem Rückflug sah es nicht besser aus und so war Tom alleine auf dem Flughafen einige Dollar ärmer. Barry stand am SUV und grinste verschmitzt. Der Kofferraum war geöffnet und zu seiner Verwunderung entdeckte Tom lediglich ein großes Gepäckstück. »Ihr habt nur einen dabei?« Wandte er sich mit hochgezogenen Augenbrauen an seinen Freund. »Natürlich,« Sein Grinsen war unauslöschlich, »ich habe mir zwei Socken und ein T-Shirt eingepackt, der Rest ist von Kate.« »Keine Unterhose?« Fragte Tom skeptisch. Barry schüttelte den Kopf und warf die Luke des Kofferraums zu. »Ich trage nie Unterhosen.« Toms Gesicht schockiert, doch dann entwickelten sich seine Züge zu einem frechen Grinsen. So standen die beiden Männer da, lächelten sich an, wie Männer es in ihrer Weise untereinander taten, ohne zu bemerken, dass die Frauen sie vom ersten Stock aus beobachteten. »Was glaubst du, wie hat er es aufgenommen?« Erkundigte sich Ashley, den Reißverschluss der Kosmetiktasche zuziehend. Kate presste die Lippen aufeinander, spähte fokussierend auf Tom und stemmte ihre Handflächen gegen die Hüften. »Schwer zu sagen.« Murmelte sie flüsternd. »Ich denke, er überspielt es ein wenig. In erster Linie würde ich sagen, dass dieser Brief in ihm alte Wunden aufreißt.« Ashley nickte, Tom war auf dem Weg zurück in das Haus, womöglich um Koffer Nummer Zwei zu holen. Barry war an die Fahrertür gegangen und mit dem Oberkörper im Inneren des Wagens verschwunden. »Es wird sich aufklären, Ashley.« Kate berührte sie am linken Oberarm und streichelte diesen sanft. »Irgendwer muss den Brief schließlich geschickt haben und Megan wird es sicher nicht gewesen sein.« »Und was, wenn doch?« Ashleys Augen waren stur auf das Fenster gerichtet und der Klang ihrer Stimme hatte etwas Unheilvolles angenommen. »Was, wenn sie es wirklich ist und uns nun nach dem Leben trachtet?« Kate schluckte, versteinerte für einen Moment regelrecht, bevor sie sich wieder fasste und den Oberarm ihrer Freundin fester drückte. »Was redest du denn da?« Fragte sie Ashley, die nicht reagierte. Sanft rüttelte sie – Kate – an ihrem Arm und nannte ihren Namen. »Buh!« Blitzschnell fuhr der Kopf Ashleys herum und die Hände mit weit abgespreizten Fingern neben dem Gesicht. Kate erschrak und wich einen Schritt zurück, drohte rücklings in der Wanne zu landen. Ashley bekam ihre Hände zu fassen und sie zu stabilisieren und kicherte. Ihr Kichern schwoll zu einem lauten Lachen an, als sie das verdutzte Gesicht ihrer Freundin betrachtete. »Du blöde Kuh.« Schmunzelnd schüttelte Kate ihren Kopf und schubste Ashley leicht gegen die Schulter. »Du hast mir echt einen Schrecken eingejagt.« Noch immer kichernd, packte Ashley die Kosmetiktasche und die beiden verließen das Badezimmer. Barry fuhr, auf dem Beifahrersitz hatte Tom Platz bezogen, während die Rückbank reserviert für die zwei Damen war. Die beiden hatten die gesamte Fahrt über kein Blatt vor den Mund genommen und selbst, als Barry das Radio aufgedreht hatte, blieben sie unbeeindruckt. Die Männer schwiegen, vereinzelt warf Barry Kommentare ein, die allesamt von den Frauen mit herablassenden Blicken gewürdigt wurden. Etwa auf der Hälfte der Strecke fuhr Barry eine Tankstelle an. Tom merkte an, dass der Sprit sicher noch bis nach Ashford reichte, was der Fahrer mit vehementen Kopfschütteln verneinte. »Mein lieber Tom,« begann er mit erhobenen Zeigefinger. »Glaub mir, ich bin lieber auf alles vorbereitet. Lass uns mal in einen Stau geraten, dann sehen wir aber alt aus.« »Auf der Interstate 71? Da ist doch nie etwas los!« Entgegnete Tom, dessen Kopf von seinem rechten Arm gestützt wurde. »Vielleicht, aber nur vielleicht komme ich dem Wunsch meiner Freundin nach und lasse sie die restliche Strecke fahren.« Augenblicklich kehrte Ruhe auf den Rücksitzen ein, Kate waren die Worte im Halse stecken geblieben. Sie durfte den Wagen recht selten fahren und das Barry ihr gerade offeriert hatte, die Interstate zu fahren, ließ ihr Herz geradezu in ihrer Brust schmelzen. »Barry, ich...« Brabbelte sie, doch Barry hob unterbrechend seine Hand. »Ich sagte vielleicht!« Tom konnte nicht anders und musste schmunzeln, was der Fahrer bemerkte und einstimmte. Kate verschränkte bockig die Hände vor der Brust und meinte lediglich: »Pass auf du, du willst irgendwann wieder auf irgend ein dämliches Konzert.« »Ich drohe Tom immer mit Sexentzug, wenn er so etwas mit mir macht.« Meldete sich Ashley zu Wort. Barry machte große Augen, warf flüchtig einen Blick in den Rückspiegel. Tom drehte seinen Kopf gänzlich zu ihr um, mit offenen Mund. Ihre Miene beherbergte eine Keckheit, die er als äußerst anziehend empfand. »Ach so?« Kate nickte und schlug gegen die Kopfstütze des Fahrersitzes. »Das werde ich ab sofort auch machen. Also, darf ich jetzt fahren oder willst du einen Monat auf Sex verzichten müssen?« »Einen Monat?« Brach es aus Barry heraus, dessen Hände das Lenkrad fest umschlangen, sodass sie ganz weiß wurden. »Ich suche nur schnell eine Tankstelle, mein Liebling. Dann darfst du fahren.« Er sagte es fast schon kriecherisch und rollte albernd die Augen. »Ich liebe dich.« Gab Tom zu und sah Ashley dabei eindringlich an. Sein Blick war der eines Verzweifelten, dessen Kummer und Leid sich in der Tiefe der Pupillen versteckten, in der Hoffnung dort nie gefunden zu werden. Sie bemerkte es nicht, sie blinzelte mit beiden Lidern und warf ihm einen unsichtbaren Kuss zu, der ihn nie erreichen würde. Wenig später machten sie kurz Halt bei einer Tankstelle. Barry tankte den Wagen voll und Kate machte es sich schon einmal auf dem Fahrersitz gemütlich. Da sie jetzt die Herrschaft über das Fahrzeug hatte, bestimmte sie Ashley zu ihrer Copilotin, wie sie ihre Freundin nun taufte. Tom nutzte die Gelegenheit sich auf der Kundentoilette zu erleichtern und wünschte sich im Nachhinein, es nicht getan zu haben. Es stank bestialisch nach Urin und auch die gefliesten Wände waren bereits vor Schmutz vergilbt. Angewidert verzog er sein Gesicht und überlegte für einen Moment, ob er es sich noch verkneifen konnte. Sicher könnte er auch hinter dem Gebäude irgendwo ein lauschiges Plätzchen für sein Geschäft finden, doch Tom nahm es mit dem beißenden Geruch der Toilette auf. Neben Schmutz und Dreck zierten krakelige Graffitis die Wände, denen Tom kein Interesse entgegen brachte. Er trat an eines der Pissoirs und ließ Wasser. Kurz darauf schaukelte er die letzten Tropfen von sich, packte sein bestes Stück wieder ein und wusch sich die Hände am Waschbecken. Die Hygiene und der desolate Zustand der Sanitäreinrichtung bescherten ihm sträubende Nackenhaare. Vor Ekel schüttelte er den Kopf, rieb sich die Finger an der Hose trocken und machte sich auf den Rückweg zum Wagen. Kurz überlegte Tom, sich bei dem Mitarbeiter der Tankstelle zu beschweren, doch als er den jungen Mann durch die Glasscheibe beobachtete, wie er in der Nase bohrte, entschied er sich dafür es nicht zu tun. Vielmehr verspürte er Lust, die ganze Situation dem Gesundheitsamt zu melden. Sollen die sich doch damit herumärgern. Barry hockte auf dem Rücksitz und linste mit fast schon flehendem Blick in Toms Richtung. Mit runzelnder Stirn trat dieser näher und hörte, wie aus dem Inneren des Autos Musik dröhnte. Die beiden Frauen tanzten unharmonisch auf den Vordersitzen und grölten mit. Erst als Tom die hintere Tür auf der Beifahrerseite öffnete, erkannte er die Melodie. Karma Chamäleon von Culture Club. Der Refrain wurde von Kate und Ashley furchtbar schief wiedergegeben und ihnen schien ihre Folter sichtlich zu gefallen. »Willkommen in der Hölle.« Meinte Barry sarkastisch und ließ den Kopf sinken. »Dann hast du nicht dieses Klo gesehen.« Warf Tom ein, der Platz nahm und sich anschnallte. »Das war total widerlich.« »Kein Wunder.« Sprach Barry und zeigte in Richtung des Geschäfts, wo der Kassierer eindeutig zu erkennen war. Auf dem Tresen lehnend bastelte er sich gerade eine Zigarette zusammen. »Der Typ ist nicht unbedingt der Hellste. Da frag ich mich, wie der von all den Spermien seines Vaters der Schnellste sein konnte?« Erneut bildete sich ein Schmunzeln auf Toms Gesicht, der seinem Freund nur kurz seine Aufmerksamkeit widmete. Der Wagen rollte von der Tankstelle und während die Frauen lautstark den Refrain wiedergaben, war Tom gedankenverloren. Es breitete sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend aus, als würden sie auf direktem Wege auf den Rand einer Klippe zufahren, ohne umkehren zu können. Dieses Unbehagen, was er verspürte, ließ ihn nicht mehr los, je näher sie Ashford kamen. »Hey,« Barry packte seine Schulter und riss ihn aus seiner Beklommenheit. »Ist bei dir alles in Ordnung?« »Ja,« Antwortete Tom, um ihn nicht zu beunruhigen. »Ich habe mich nur gefragt, wie es wohl in Ashford aussieht.« »Das ist das Besondere an Kleinstädten, du kannst nach Jahren zurückkehren und stellst überrascht fest, absolut nichts hat sich verändert.« Meinte Barry und wippte dabei wie ein Vogel mit seinem Kopf. »Megan hat diesen Ort geliebt und ich kann dir nicht einmal sagen, warum.« Räumte Tom ein, den Kopf mit dem rechten Arm abgestützt. »Ich glaube, dass stetige Treiben der Großstadt war ihr zuwider und sie wäre lieber aufs Land gezogen.« Barry stimmte ihm zu und erwiderte: »Das denke ich auch. Ich habe Megan auch als sehr ruhige, in sich gekehrte Person, kennengelernt. Da wundert es mich nicht, dass sie diese Kleinstadt gemocht hat.« »Und ich bin nicht noch einmal mit ihr dorthin gefahren.« Barry berührte erneut die Schulter seines Freundes und drückte sie sanft, mit mitfühlender Miene auf dem Gesicht. Er suchte in seinem Kopf nach einem flotten Spruch, um Tom wieder aufzumuntern, doch er fand keinen. Man konnte sagen, was man wollte, Barry Kingston war ein Träumer. Ein Mensch, der genau das tat, worauf er Lust hatte. Die Schule beendete er mit durchschnittlichen Noten und hatte danach in einem Getränkehandel gearbeitet, um sich seine ersten Dollars zu verdienen. In seiner Freizeit war er damit beschäftigt zu Zeichnen. Nicht professionell und ganz sicher keine Landschaften. Nein, er zeichnete Comics. Anfangs noch, versuchte er es mit lustigen, teils absurden Geschichten. Die Zahl seiner Verkäufe beliefen sich im Monat auf wenige Exemplare. Die Werbung, den Druck, Barry machte alles selbst. Der stämmige Mann rannte von einer Messe zur Nächsten, immer mit dabei seine Comics, um sie einem möglichst breiten Publikum zu präsentieren. Irgendwann, so träumte er, würde er den Durchbruch schaffen und davon leben können. Doch der Erfolg blieb aus, was ihn zunehmend frustriert hatte. Seine anfänglichen Gehversuche in der Szene ließen Barry sich hinsetzen und sein Genre überdenken. Er begann etwas Neues, erotische Zeichnungen und formte diese zu einer Geschichte. Er ließ es zweihundert mal Drucken und fuhr zur nächsten Veranstaltung, wo er einen kleinen Stand zusammen mit einem Kollegen mietete. Nach der Hälfte des Tages hatte er alle Exemplare verkauft und das war für ihn der Wendepunkt seiner, wie er es nannte, Karriere. Die Erhöhung der Auflage gab er bereits am selben Tag in Auftrag, dann kümmerte er sich um seine Onlinepräsenz. Die Internetseite mit all den witzigen Aspekten und Bildern baute er um, in eine geheimnisvolle und lüsterne. Die älteren Werke verschwanden in einer Seitensparte und konzentrierte sich nun vollends auf das Zeichnen erotischer Geschichten. Nachdem er seinen aktuellen, wie auch kommende, Titel in sozialen Netzwerken geteilt hatte und die positiven Reaktionen stetig mehr wurden, begann Barrys Traum immer mehr zur Realität zu werden. Er mauserte sich zum Kleinunternehmer und nach gut acht Monaten gründete er seinen eigenen Verlag. Da er sich jedoch nicht vom Zeichnen seiner Comics entfernen wollte, stellte er passende Mitarbeiter ein, die allesamt ebenfalls aus dem Metier kamen. Er hatte es geschafft und sich einen Namen gemacht. Die Vielzahl der Bewerbungen, die bei ihm eingingen waren Balsam für seine Seele. Anerkennung, die war Barry wichtiger als das Geld. Nein, wenn man ihn fragen würde, wären ihm wohl beide Dinge gleich viel wert. Die Interstate 71 führte von Norden her nach Ashford, zwanzig Kilometer vor der Stadt fuhren die Vier von ihr ab und folgten einer einsam gelegenen Straße durch dichte Wälder. Tom wusste, dass sie in einigen Meilen auf der linken Seite den Pleasant Lake unter sich erblicken würden. Eingebettet zwischen zum Himmel thronenden Bergen. Das Radio gab unnachgiebig achtziger Jahre Musik von sich, die Barry allesamt kannte und leise mit summte. Die Frauen waren in eine Art Rausch verfallen, denn sie erzählten sich unentwegt von irgendwelchen Nichtigkeiten, denen Tom nur halbherzig Aufmerksamkeit schenkte. Die zahlreichen Bäume, die an Toms Sichtfeld vorbeizogen, wirkten beruhigend auf ihn, wenngleich das unbehagliche Gefühl nicht gänzlich aus seiner Magengegend verschwand. Mit den Fingern seiner linken Hand tastete er eine seiner Hosentaschen ab und fühlte das gefaltete Papier des Briefs seiner Exfrau. Er beleckte sich die Lippen und runzelte nachdenklich die Stirn. ›Ist das meine Strafe, weil ich nicht noch einmal mit dir nach Ashford gefahren bin?‹ Fragte er sich insgeheim, darauf bedacht, es sich nicht anmerken zu lassen. ›Willst du mir mit diesem Brief deinen letzten Willen aufzwingen, um mich an uns zu erinnern? Mich daran zu erinnern, was ich mit dir hatte? Das ich mich in der Zeit, wo es dir am schlechtesten ging, nicht immer an deiner Seite war. Mich der Versuchung einer neuen Beziehung hingegeben habe? Ist es das? Soll ich ganz Ashford durchkämmen, um die Erinnerungen an uns wieder zu wecken? Dich in meinem Kopf wieder lebendig machen?‹ Tom konnte sich nicht dagegen wehren, die Wucht der Erinnerung drang in seinen Verstand ein und ließ seinem Blick ganz starr werden. Er sah sich im Auto sitzen, hinter dem Lenkrad und neben ihm, auf dem Beifahrersitz, hockte Megan im Schneidersitz. Sie wippte zur Musik aus dem Radio, eine Melodie, die ihm unbekannt war. Megan jedoch summte vor sich hin, bewegte die erhobenen Arme im Rhythmus. Sie fuhren die gleiche Straße, wie Tom anhand der zahlreichen Bäume mutmaßte. Es war ihre Fahrt nach Ashford gewesen, jenen Ort, wo sie laut Megan ihre glücklichste Zeit haben würden. Er war von ihrem Vorschlag eine idyllische amerikanische Kleinstadt zu besuchen, nicht gerade begeistert gewesen. Lieber läge er an einem Strand, einen Cocktail in der Hand und die Sonne über sich, während sein Leib zunehmend braun wurde. Das war eher Toms Welt, seine Interpretation von Urlaub. Das Problem war, er und seine Exfrau teilten nicht unbedingt die gleiche Meinung und so war es dazu gekommen, dass er ihrem Wunsch nachgab. Megan hatte schon den perfekten Ort herausgesucht, eine Stadt gelegen an einem ausladenden See, eingepfercht durch Hügel und Bergen. Ein Paradies für Verliebte, so hieß es in einer TripAdvisor Bewertung. Die Zufriedenheit seiner Frau ermutigte Tom, sich darauf einzulassen. »Will der nach Ashford?« Riss Kate ihn aus der Erinnerung und in Fahrtrichtung blicken. Auf der langgezogenen Straße, die gesäumt von unendlichen Bäumen war, erkannten sie einen Mann. Ein schwerer Rucksack sattelte seinen Rücken und als sie sich näherten, drehte er sich um, die Hand mit erhobenem Daumen ausgestreckt. »Da hat er aber noch eine ganz schöne Strecke vor sich.« Meinte Barry und Tom ahnte, dass er vor hatte, den armen Kerl mitzunehmen. »Du willst ihn doch nicht mitnehmen?« Raunte Ashley vom Beifahrersitz nach hinten, dass Gesicht ihm zugewandt. Er zuckte mit den Schultern, die Augen zu Tom gerichtet, als sollte dieser eine Entscheidung fällen. »Ich halte das für keine gute Idee.« Erwiderte dieser, ohne den ausdruckslosen Blick von der Straße zu nehmen. Der Tramper hielt inne, auf dem Gesicht spiegelte sich ein Lächeln, fast schon kindlich. »Wir sollten weiterfahren.« »Das ist ganz schön hart, Tom. Bis nach Ashford sind es noch mindestens fünfzehn Meilen.« Widersprach Barry und Kate, die den Wagen fuhr, ging vom Gas. »Vielleicht ist es ein Mörder.« Fügte Ashley der Unterhaltung bei, was Barry entschieden abwinkte. »Echt, das ist das Erste woran du denkst? Du schaust zu viel Fern.« »Wir nehmen ihn mit!« Entschied Kate kurzerhand die Situation für sich und ließ den Wagen kontinuierlich langsamer werden. »Richtig so,« bestätigte Barry sie in ihrem Vorhaben und fügte hinzu: »Ich bin früher auch auf die Hilfe der Mitmenschen angewiesen gewesen.« Toms Unbehagen schrie im Inneren seines Magens lauthals auf.

Zusätzliche Informationen

Chris Fiedler wurde am 16. Oktober 1987 in Erfurt (Deutschland) geboren.

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