Chris Gill

 4 Sterne bei 1 Bewertungen

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Cover des Buches The Nowhere (English Edition) (ISBN: 9780994462077)

The Nowhere (English Edition)

(1)
Erschienen am 04.06.2019

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Cover des Buches The Nowhere (English Edition) (ISBN: 9780994462077)

Rezension zu "The Nowhere (English Edition)" von Chris Gill

Ein LovelyBooks-Nutzer
Brillantes Buch, das mich niedergeschmettert und beeindruckt zurücklässt


Rezension | Review
(English version see below.)

Auf das Buch habe ich mich gefreut, seit ich den Autor auf Instagram entdeckt habe. Vom ersten Zitat an, das ich gelesen habe, klang es nach einer herzerwärmenden, leichten Coming-Of-Age Geschichte im australischen Outback. Schüchterne Annäherung, heimliche Treffen zur Erkundung der neuen Gefühle, ein dramatisches, herzzerreißendes Ende der Beziehung wegen des aufbrausenden Vaters und dann endlich eine Wiedervereinigung nach zwanzig Jahren, in denen sie einander nie vergessen konnten – das habe ich erwartet. Im Grunde den Prototypen eines Buches mit der Coming-Of-Age Geschichte eines schwulen Jugendlichen. Bekommen habe ich nichts davon, denn das Buch war anders. Ganz anders. „Don't judge a book by its cover“, kann ich dazu nur sagen. Und jetzt stehe ich vor der Frage: Wie bewerte ich ein Buch, das brillant gemacht war und von dem ich gleichzeitig vergessen möchte, dass ich es jemals gelesen habe? Nicht, weil ich es nicht mochte, sondern weil es so intensiv gewesen ist, dass ich am Ende fast schon depressiv war?

Von Anfang an hat das Buch mich vor Nervosität fast durchdrehen lassen. Ich habe mich gefühlt wie kaum jemals zuvor beim Lesen: ängstlich. Es war das reinste Grauen. Diese Art von Grauen, bei dem man weiß, dass etwas Fürchterliches geschehen wird, aber man weiß weder was noch wann. Je mehr ich gelesen habe, desto mehr Angst hatte ich. Ein Drittel. Nichts war passiert. Die Hälfte. Nichts war passiert. Auf der einen Seite wollte ich dieses fürchterliche Ereignis, von dem ich mir sicher war, dass es kommen würde, endlich hinter mich bringen; auf der anderen Seite habe ich gehofft, nie an dem Punkt der Geschichte anzukommen. Dieses Buch hat meine Gefühle völlig verrückt spielen lassen. Immer weniger Seiten waren noch übrig und immer noch war nichts passiert. Die Geschichte an sich war zwar langsam und intensiv, aber nicht übermäßig spannend oder dramatisch. Trotzdem haben meine Hände gebebt, ich habe gezittert und konnte mich kaum noch beruhigen. Ich war so mitgerissen, dass ich nicht mehr aufhören konnte. Dabei kann ich nicht einmal sagen, woran das genau lag. Vielleicht an der Wortwahl des Autors, vielleicht am Setting, vielleicht an den Charakteren, vielleicht an der nicht-chronologischen Erzählung, vielleicht an allem gleichzeitig. Ich weiß nur, dass ich schon lange nicht mehr solche Angst hatte, schon gar nicht beim Lesen. Da ich noch nie etwas von Chris Gill gelesen hatte, wusste ich auch nicht, ob ich nach all dem Grauen noch auf ein Happy End hoffen konnte.

Wenn ich mit diesem Buch eines über den Autor gelernt habe, dann dass er erzählen kann. Das fängt schon mit dem Aufbau der Geschichte an. Diese beginnt im Jahr 2017 und erzählt die aktuellen Lebensumstände des Protagonisten Sebastian. Langsam fasst er Vertrauen zu seiner Arbeitskollegin Sandra und beginnt, ihr vom Leben auf der Farm vor zwanzig Jahren zu erzählen. Statt ihn alles rezitieren zu lassen, springt der Autor aber in die Vergangenheit ins Jahr 1997 und lässt den siebzehnjährigen Seb diese verhängnisvolle Vergangenheit erleben. Dadurch wurden die Erlebnisse intensiver und lebendiger. Doch nicht immer ist 1997 das Ziel. Manchmal werden auch Kapitel von 1995 eingeschoben. Oder von 2005. Immer so, wie es gerade passt. Nicht immer leitet der aktuelle Zeitstrang die Rückblicke ein. Manchmal ist es auch andersherum. So verschmelzen die unterschiedlichen Zeitstränge zu einer Geschichte, die mich in ihrem Sog gefangen gehalten und nicht mehr losgelassen hat. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass der Autor sich sehr viele Gedanken um die Reihenfolge Der Schilderung gemacht und alles sorgfältig in Szene gesetzt hat.
Beigetragen hat zu meinem gebannten Lesen aber nicht nur die nicht-chronologische Struktur, sondern auch der Schreibstil des Autors. Das ganze Buch war unfassbar intensiv. Die Einsamkeit, die Seb auf der Farm verspürt, die totale Isolation dort im Nirgendwo: Es war bedrückend. Wunderschön geschrieben, aber deprimierend. Lebendig erzählt, aber grauenerregend. Ich wollte unbedingt weiterlesen und gleichzeitig aufhören. Mit jedem Kapitel habe ich mich schlechter gefühlt, aber ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen. Dieses Buch ist ein brillantes Kunstwerk. Und gleichzeitig niederschmetternd. Es war brillant, aber ich möchte es vergessen wegen allem, was es mit mir und meinen Emotionen gemacht hat. Eigentlich ist es ein 5-Sterne-Buch, weil es wirklich genial war. Trotzdem habe ich mich entschieden, nur vier Sterne zu vergeben, weil es mir nach dem Lesen wirklich richtig schlecht ging. Ich glaube nicht, dass ich jemals den Mut haben werde, dieses Buch erneut zur Hand zu nehmen. Ich kann es nur empfehlen, keine Frage, aber in mir hat es etwas ausgelöst, das mir so viel Angst macht, dass ich es schnellstmöglich wieder vergessen möchte. Welch ein Paradoxon …

English version:
I've been looking forward to read this book ever since I first discovered the author on Instagram. It sounded like a heartwarming, sweet coming-of-age story in the Australian outback. Shy approaches, secret meetings to explore the new feelings, a dramatic, heartbreaking end of their relationship because of the short-tempered father, and finally a reunion after twenty years of never forgetting each other - that's what I expected. Basically the prototype of a book with the coming-of-age story of a gay teenager. I did not get any of that because the book was different. Completely different. I can only say: "Do not judge a book by its cover". And now I'm faced with the question: How do I rate a brilliant book of which I want to forget I've ever read it? Not because I did not like it, but because it was so intense and depressing? Because depressed is what I was after reading.

Right from the beginning this book freaked me out. I felt something I've barely ever felt before while reading a novel: fear. I was genuinely horrified. The type of horrified where you know something devastating is going to happen, but you neither know what nor when. The more pages I read the more anxious I got. A third. Nothing had happened. Half. Nothing had happened. On the one hand I wanted the devastating event to finally happen, while on the other hand I desperately hoped it would never come to pass. This book has made my feelings go crazy. Fewer and fewer pages were left and still nothing had happened. The story itself was slow and intense, although not thrilling. Nevertheless I was trembling, shaking and could barely calm down. I felt like I was way too invested, but I didn't know how to stop. I don't even know where it came from. Maybe the author's choice of words, maybe the setting, maybe the characters, maybe the non-chronologically ordered chapters, maybe all at once. All I knew was that I was horrified. And because it's been my first book by Chris Gill I didn't even know whether there was any hope left for a happy ever after.

If there's one thing I've learned about the author while reading this book it's that he can tell stories. It began with the construction of the story. The prologue is set in 2017 and tells the current life circumstances of the protagonist Sebastian. Slowly he takes confidence in his colleague Sandra and begins to tell her about life on the farm twenty years ago. Instead of having him recite everything, however, the author jumps into the past into the year 1997 and lets the seventeen-year-old Seb experience his fateful past. This made the experiences more intense and lively. But it's not always 1997. Sometimes chapters from 1995 are also inserted. Or from 2005. Always the way it works best. Not always does the current timeline initiate the retrospectives. Sometimes it's the other way around. Thus, the different strands of time merge into a story that has kept me captive and never let me go. As I read, I felt that the author had given a lot of thought to the sequence of the narrative and carefully staged everything without forcing it.
Not only the non-chronological structure thrilled me, but also the writing style of the author. The whole book was incredibly intense. The loneliness Seb feels on the farm, the total isolation there in the nowhere: it was depressing. Beautifully written, but depressing. Lively narrated, but still depressing. I really wanted to keep reading and to stop at the same time. I got more depressied with every chapter, but I just couldn't stop reading. This book is a brilliant work of art. And at the same time devastating. It was brilliant, but I want to forget it because of everything it made me feel. Actually, it's a 5-star book because it was really awesome. Nevertheless, I have decided to score it with only four stars, because I felt horribly depressed after reading it. I do not think I'll ever have the courage to pick up this book again. I can only recommend it, no question, but it has triggered something in me that scares me so much that I want to forget it as soon as possible. What a paradox ...

Fazit | Conclusion
Dieses Buch hat mich völlig fertig gemacht. Es fällt mir schwer, ein Fazit zu ziehen, weil ich immer noch ziemlich am Ende bin. Ich würde dieses Buch als brillantes Kunstwerk beschreiben. Es war wunderschön geschrieben, sorgfältig aufgebaut und intensiv erzählt. Gleichzeitig hat es einen Punkt in mir getroffen, der meine Gefühle so hat verrückt spielen lassen, dass ich teilweise richtig Angst hatte, weiter zu lesen. Ich glaube nicht, dass ich mich jemals trauen werde, es wieder in die Hand zu nehmen. „The Nowhere“ ist ein geniales Buch, das ich aufgrund seiner Wirkung auf mich aber am liebsten wieder vergessen würde, sodass ich mich für eine Bewertung mit vier Schreibfedern entschieden habe.

This book destroyed me. It's hard for me to come to a conclusion because I'm still pretty much done. I would describe this book as a brilliant work of art. It was beautifully written, carefully constructed and told intensively. At the same time, it touched something in me that made my feelings go crazy, so that I was scared to continue reading. I do not think I'll ever dare to pick it up again. "The Nowhere" is an ingenious book, which I would like to forget because of its effect on me, so I have decided for a rating with four stars.

Vielen Dank an Chris Gill und PRNTD Publishing für das Rezensionsexemplar!
Thanks to Chris Gill and PRNTD Publishing for providing me with an ARC!

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