Cover des Buches Das kalte Blut (ISBN: 9783257069730)
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Rezension zu Das kalte Blut von Chris Kraus

Eine Familie im Strudel der Geschichte

von sar89 vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein Meisterwerk! Keine Seite zu viel.

Rezension

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sar89vor 7 Jahren
Die deutsch-baltische Familie Solm gerät mitten in den Strudel der Geschichte. Zuerst wird Pfarrer Grosspaping Solm bei der Apfelernte brutal ermordet und im Teich ertränkt. Dann gerät die Familie in die Wirren des ersten Weltkriegs. Zu Hub und Koja gesellt sich bald Ev, die von der Familienamme Anna mitten in den Hungerjahren angeschleppt wird. Vater Solm malt Ev gerne und die Mutter lernt von Ev haushalten, was sie als Abkömmling von Adligen nie musste. Der jüngere Bruder Koja gibt für Ev sein nicht zielführendes Architekturstudium auf und Ev wird Medizinerin. Hub zieht Koja dann in die Nazi-Szene hinein. Ev ist kurzzeitig mit Sneiper verheiratet und dann abwechslungsweise mit Hub und Koja. Während Hub zuerst eine steile Karriere bei den Nazis hinlegt, bekommt Koja eher speziellere Aufträge zugeteilt wie Kunstbeauftragter usw., bis er immer mehr in Geheimdienstarbeit hineinkommt und sich als Doppelagent in ihr verstrickt. Im Verlauf der Zeit arbeitet Koja unter unterschiedlichen Namen und Identitäten für SD, KGB, BND, CIA und den Mossad. Er Verrät seine Familie, schützt sie aber auch immer gleichzeitig. Die beiden Brüder zerstreiten sich, vor allem nach einem grossen Schicksalsschlag, der die ganze Familie erschüttert. Hub wird Alkoholiker und gesellschaftlich und politisch irrelevant. Koja steigt innerhalb der Geheimdienste auf und macht Karriere. Koja erzählt die ganze Familiengeschichte seinem sterbenden Hippienachbarn im Krankenzimmer, denn Koja hat sich gegen Ende seiner Geheimdienstzeit eine Kugel eingefangen.


Trotz der 1200 Seiten ist der Roman immer sehr spannend zu lesen und die Seiten vergehen im Flug, vorausgesetzt man ist an Geschichte interessiert. Sehr spannend ist die Tatsache, dass viele Ex-Nazis in den Behörden an höchster Stelle wirkten, was zwar allgemein bekannt ist aber im Roman sehr im Fokus steht. Die Figur Koja Solm ist komplex, widersprüchlich und birgt einige Untiefen. Die Beziehung der beiden Brüder entwickelt sich zwar negativ aber sie macht genau wie die Charaktere im Buch eine Entwicklung durch. Einzig die Figur von Ev behält während des ganzen Buches ihre Haupteigenschaften bei und zeigt immer wieder die gleichen extremen Verhaltensmuster. Alles in allem ist "Das kalte Blut" sehr, sehr lesenswert!
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