Jacques Vingtras ist endlich in Paris. Weit weg von der Piefigkeit der Provinz, weg vom strengen (und prügelnden) Vater, weg von all der Enge – vor allem der geistigen Einöde – die sein bisheriges, kurzes Leben bestimmte. Doch auch und besonders in Paris muss er lernen auf eigenen Füßen zu stehen.
Eine Bleibe muss er finden. Eine Arbeit muss er finden. Was er findet ist Elend, Verzweiflung, Aufruhr. Er zählt seine Sous. Macht eine Milchmädchenrechnung nach der anderen auf. Selbst ein unerhoffter Geldsegen macht ihn jedoch nicht glücklich. Herzöffnend sind die Gespräche auf der Straße, mit Mitleidenden, in Spelunken. Ein gerüttelt Maß an Bildung hat er ja schon mit auf den Weg bekommen. Doch die Lehrmethoden der Bourgeoisie sind ihm zuwider. Er lernt auf der Straße. Hier wird nicht in verschnörkelter Sprache phrasiert. Hier wird dem Wort die Faust an die Seite gestellt.
Und Jacques Vingtras begegnet die Liebe. Doch auch die ist voller Tücken…
Jules Vallès’ alter ego Jacques Vingtras kommt einfach nicht zur Ruhe. Er wird Autor bei revolutionären Zeitungen. Er begehrt auf. Dass Paris einmal mehr ein Zentrum des Umsturzes ist, kommt ihm gerade recht. Ganz Europa ist im Umbruch. Frankreich wird geradezu auf den Kopf gestellt. Die Revolution ist mehr als ein halbes Jahrhundert her. Die Lehren daraus sind noch nicht ganz umgesetzt: Umstürzler entwickelten sich zu Tyrannen, der Kaiser kehrte zurück und stürzte Europa in ein Schlachtfeld. Das ist zwar Vergangenheit, die Vingtras meist aus Erzählungen kennt. Dennoch: Die Umgestaltung der Gesellschaft ist bei Weitem noch lange nicht angeschlossen. Und mittendrin der junge Jacques. Voller Ideen und Ideale, und der Wut der Jugend. Und dem Hunger der Jugend. Und vor allem voller Lebensdurst.
Teil Zwei der Trilogie um Jacques Vingtras, der vom Prügelknaben zum Kämpfer auf und an den Barrikaden wurde, besticht einmal mehr durch seine lebendige Sprache. Obwohl die Geschichte vor mehr als eineinhalb Jahrhunderten angesiedelt ist, sind die Ideen immer noch brandaktuell. Man stelle sich vor, dass dieser Jacques schon soziale Medien hätte nutzen können… Ach nee, doch nicht. Dann wären die Zufälle im Leben von Jacques Vingtras plan- und manipulierbar. Genießen wir die Unvorhersehbarkeit des harten Lebens auf jeder Seite dieses Buches.