Cover des Buches Die Stellings (ISBN: 9783784428499)
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Rezension zu Die Stellings von Christa Kanitz

Rezension zu "Die Stellings" von Christa Kanitz

von mabuerele vor 13 Jahren

Rezension

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mabuerelevor 13 Jahren
Untertitel: Roman einer hanseatischen Kaufmannsfamilie. Stimmt! Der Roman beginnt mit dem Brand in Hamburg im Jahre 1842. Der Kaufmannsfamilie Stelling ist außer ihrem Sommerhaus nichts geblieben. Doch der Hausherr hat weitere Probleme. Der älteste Sohn Michael will Maler werden, Thomas, der Zweitgeborene, träumt von einer Karriere als Reiter. Und Victoria, das Nesthäkchen, mischt sich in die Geschäfte des Vaters. all das widerspricht den Geflogenheiten. Die Söhne haben das Geschäft weiterzuführen und die Tochter hat nichts im Geschäftsleben verloren. Während der Vater in Hamburg beim Löschen des Brandes hilft, studiert die 14-jährige Viktoria seine Papiere und entdeckt, dass eine alte Feuerversicherung existiert. Bei einer Gerichtsverhandlung, wo es um die Ursachen der Brandkatastrophe geht, blamiert Viktoria die gesamte Geschäftswelt. Als Michael an seinem 21. Geburtstag das Elternhaus verlässt, um in Italien Maler zu werden, bricht die Familie auseinander... Mir hat der Roman gefallen. Er erzählt das Leben der Kaufmannsfamilie, den Kampf der Kinder um Eigenständigkeit und insbesondere das Ringen von Viktoria um ihren Traum, die erste und beste Kauffrau von Hamburg zu werden. Die Verhältnisse werden realistisch dargestellt. Einziges Manko ist, dass der Roman sich vorwiegend auf die eine Gesellschaftsschicht beschränkt. Andere kommen nur am Rande vor. Es wird aber auch deutlich, dass die Kaufleute um ihre Verantwortung wissen. Großzügige Spenden sind üblich. Überheblichkeit wird selten demonstriert, vor allem in der jüngeren Generation. Frau Stelling ist da eine Ausnahme. Sie kann nicht damit leben, dass nach dem Feuer ihr Lebensstandard eingeschränkt werden musste. Es kommt aber auch zum Ausdruck, dass ein Großteil der Frauen nur dazu erzogen waren, ein bürgerliches Heim zuführen und Personal anzuleiten. Etikette und Anstand waren Muss. Doch die jungen Frauen waren damit nicht mehr zufrieden. Damit zeichnet der Roman ein Gemälde der „guten Gesellschaft“ im 19. Jahrhundert in Hamburg, deutet aber gleichzeitig den nötigen Umbruch an. Die Wortwahl ist dem Inhalt angemessen. Wer Spannung au Grund spektakulärer Ereignisse erwartet, ist bei dem Buch falsch. Der Roman hat mich allein dadurch gefesselt, dass an der Entwicklung der Hauptpersonen interessiert war. Wie sich ein 14-jähriges Mädchen von den Fesseln ihrer Zeit befreit und innerhalb weniger Jahre reift, um die Firma nach dem Schlaganfall des Vaters zu retten, ist überzeugend dargestellt.
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