Niemandes Leben verläuft in der Bahn, in der er es gerne hätte. Pläne werden geschmiedet, nur um von der Realität über den Haufen geworfen zu werden oder durch die Ignoranz der Mitmenschen zerstört zu werden.
Selina liebt die Kunst, aber die Kunst liebt vermeintlich nicht sie. So ist zumindest die Aussage ihres Professors, wenn sie ihre Werke präsentiert. Die Technik selbst beherrscht sie, aber der Rest war Schweigen. Doch nicht nur hier läuft das Leben mehr als gegen ihren Willen.
Aus der WG muss sie kurze Zeit später ausziehen und so braucht sie beides: Job und eine neue Bleibe. Einige Jahre später, sie baut sich durch ihre Arbeit als Restauratorin in der Szene gerade einen Namen auf, wird sie gebeten ein altes Bild zu restaurieren. Das ursprüngliche Bild wurde übermalt und das neue entspricht nicht dem Glauben der Kirche. Doch während Selina Schicht für Schicht abträgt, kommen ihr Zweifel wegen ihrer eigenen Vergangenheit. War alles so, wie sie es sehen wollte? Oder war alles ganz anders gewesen?
So umfangreich das Thema klingt, so kurz kommt letztlich die Geschichte daher. Mit knapp 150 Seiten ist es eine kurze Erzählung, die verschiedene Themen anspricht, ohne sie dabei zu vertiefen. Der Effekt ist, dass man über das Buch ein wenig länger nachdenkt als über andere Bücher. Die Thematik der Restauration überwiegt in der Geschichte, aber es sind die Werte und Vorstellungen, die einen das Buch nicht allzu schnell vergessen lassen.
Ein ungewöhnliches Buch über die Kunst und über die Menschen, die sie praktizieren.
3,5 von 5 Fresken
Christa Ludwig
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Christa Ludwig
Blitz ohne Donner
Die Siebte Sage
Alle Farben weiß
Hufspuren: Das Feuerfohlen
Ein Lied für Daphnes Fohlen
Hufspuren: 136 Hufe zu viel
Hufspuren: Der Himmel auf Pferden
Hufspuren: Fliegender Wechsel
Neue Rezensionen zu Christa Ludwig
Von der Schriftstellerin Christa Ludwig habe ich noch nichts gelesen.
Ihr Roman „Alle Farben weiß“ ist ein kleines Buch, das es in sich hat.
Die Autorin lässt uns an einem kleinen Stück an Selinas Leben und ihren Gedanken teilnehmen. Im Anfang war mir Selina etwas oberflächlich. Sie wollte eine große Künstlerin werden, dann musste sie doch etwas weniger spektakuläres Studium absolvieren.
Nach dem Studium überbrückt sie die Zeit, bis sie ihren richtigen Job anfängt. In einer Klosterkirche, soll sie von einem mittelalterlichen Bild die obere Schicht abtragen, denn darunter gibt es noch ein Bild.
Die Autorin versteht es sehr gut uns an der Arbeit gefallen zu fassen und bei der Freilegen mitzufiebern.
Von dem plötzlichen Ende war ich erst überrascht und wollte gerne weiterlesen, aber beim Nachdenken, bin ich doch zufrieden.
Der Roman fesselt und gefällt.
Mit „Die Siebte Sage“ schob mir meine Tante ein äußerst intelligentes Jugendbuch unter, das vom Leben zweier Völker mit unterschiedlichen Religionen im selben Land handelt, und somit auch aktuell von Bedeutung ist.
Als das Geheimnis des bardischen Hirtenmädchens Dshirah enttarnt wird, und die sechs Zehen an ihren Füßen entdeckt werden, bleibt ihr nur die Flucht. Denn ihr Geburtsmerkmal macht sie möglicherweise zum prophezeiten Dschinnu, das nach sieben Nächten im Luxus des Kalifenpalastes die verlorene Siebte Sage ihres Volkes erzählen muss, um einen fortdauernden Konflikt zwischen Barden und den herrschenden Araminen zu schlichten. Andernfalls würden sie und ihre Familie mit dem Tode bestraft.
Als das Unausweichliche näher rückt, begibt Dshirah sich gemeinsam mit ihrem Bruder Januão auf eine abenteuerliche Suche in den Palästen. Sie lesen in Mosaiken, durchstreifen Keller, Kerker und Bäder und decken nach und nach die Wahrheit über die Vergangenheit der beiden Völker auf.
Diese wunderbare Geschichte ist gleichermaßen spannend wie poetisch. Die bildhafte Sprache bezaubert und zieht den Leser schnell ganz tief in die orientalische Welt hinein, die auf der einen Seite so unendlich viel Schönheit zu bieten hat, auf der anderen Seite viele düstere Geheimnisse verbirgt.
Das Besondere: Es existieren kein Schwarz oder Weiß, kein eindeutig gutes oder schlechtes Volk, und nicht jede Grausamkeit entpuppt sich auch auf den zweiten Blick noch als solche. Die Geschichte ist facettenreich und weitestgehend unvorhersehbar, sie bietet philosophische Parabeln, stellt sich klar gegen Rassismus und bietet neben der poetischen Reise mit kniffligen Rätseln auch Einblicke in tiefe völkerübergreifende Freundschaften, die allein durch Vertrauen eine Chance haben, zu bestehen.
An einigen wenigen Stellen empfand ich die Sprache bzw. die transportierten Gedankengänge als zu abrupt wechselnd, so dass ich mich, wirklich gefangen im Text, kurz verloren fühlte und mich erst wieder neu orientieren musste. Auch hätte ich mir den Fokus gegen Ende mehr auf Dshirah denn auf Januão gewünscht.
Mein Fazit:
Insgesamt eine wunderschöne und lehrreiche Geschichte aus einem geheimnisvollen orientalischen Land, die nachdenklich stimmt und eine wundervolle Botschaft hinterlässt. Uneingeschränkt empfehlenswert.
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