Christa Vogel

 3,9 Sterne bei 135 Bewertungen

Alle Bücher von Christa Vogel

Keinen Eintrag gefunden.

Neue Rezensionen zu Christa Vogel

Cover des Buches Picknick auf dem Eis (ISBN: 9783257603194)
holzmair_evas avatar

Rezension zu "Picknick auf dem Eis" von Andrej Kurkow

Ein Blick in das Kiew der 1990er-Jahre
holzmair_evavor einem Jahr

Der 1996 in russischer Sprache und 1999 in der exzellenten deutschen Übersetzung von Christa Vogel erstmals erschienene Roman schildert leichtfüßig und mit Witz das von korrupten Abgeordneten, Neureichen und Mafiosi beherrschte Kiew dieser Zeit. Die Absurdität der Handlung kippt nie ins gänzlich Unglaubwürdige. Die Leserin begreift, wieviel Wahrheit hinter den geschilderten Ereignissen steckt: 

Der Protagonist Viktor, ein „Schriftsteller, der zwischen journalistischen Versuchen und kleinen Prosaarbeiten steckengeblieben“ ist, teilt sich seine Wohnung mit dem Königspinguin Mischa. Mischa kam zu ihm, als der örtliche Zoo hungrige Tiere verschenkte, weil nicht genug Geld für deren Fütterung vorhanden war. 

Viktors und Mischas beschauliche Zweisamkeit am Rande des Existenzminimums nimmt jedoch eine unerwartete Wendung, als Viktor einen gut bezahlten Job bei einer Zeitung erhält. Er soll Nachrufe auf bekannte Persönlichkeiten schreiben, die bei Abfassung der Nachrufe noch quicklebendig sind. Unter mysteriösen Umständen sterben einige davon bald. Andere folgen. Angeblich hält über Viktor jemand Einflussreicher die Hand, denn sicher fühlt sich auch Viktor selbst nicht mehr, zumal ihm eines der zwielichtigen Nachrufsubjekte die Tochter Sonja samt einem Batzen Geld übergeben hat. Als es brenzlig wird, werden Viktor und Sonja von einem hilfsbereiten Polizisten auf dessen Datscha untergebracht, wo sie Silvester verbringen und von wo sie, weil angeblich die Luft wieder rein ist, nach Kiew zurückkehren. 

Für die kleine Sonja braucht Viktor ein Kindermädchen, denn die Nekrologe, die er schreiben soll, häufen sich. Auch dabei ist der Polizist behilflich. Er schlägt seine Nichte Nina vor, die ein Glücksgriff zu sein scheint. Geld hat Viktor nun genug, um für all das aufzukommen.

Doch auch der Pinguin verdient Geld, weil ausgerechnete die Trauergäste der von Viktor prophetenhaften ins Grab beförderten Menschen den Königspinguin als Begräbnisaufputz sehen wollen. Sie bezahlen gut für das Tier, das einem menschlichen Frackträger nicht unähnlich ist und somit die Feierlichkeiten aufwertet.

Das titelgebende Picknick auf dem Eis findet im winterlichen Kiew statt, wo der zugefrorene Dnepr einen Hauch von Antarktis vermittelt, der eigentlichen Heimat des Pinguins. Trotz Viktors Bemühungen wird das Tier zusehends schwächer und mit ihm die schützende Hand, die über Viktor ruht. Als Viktor erfährt, dass ein weiterer glückloser Schriftsteller das Kindermädchen Nina aushorcht, um Viktors Nachruf zu verfassen, ist es an der Zeit, an einer Exit-Strategie zu basteln. Ausgerechnet der behandlungsbedürftige Königspinguin, für dessen horrende Spitalskosten die Mafia aufkommt,  bietet Viktor eine Fluchtmöglichkeit aus dem immer enger werdenden Netz, in das Viktor sich zu verheddern droht. 

Einfach lesen, schmunzeln und hoffen, dass es im heutigen Kiew (nicht nur angesichts des Krieges) anders zugeht!

Cover des Buches Ein Freund des Verblichenen (ISBN: 9783257610611)
SotsiaalneKeskkonds avatar

Rezension zu "Ein Freund des Verblichenen" von Andrej Kurkow

Eine Novelle aus Kyjiw
SotsiaalneKeskkondvor 2 Jahren

Tolja lebt mit seiner Freundin in einer Einzimmerwohnung in Kyjiw. Das Leben ist nicht so, wie es ihm Gefällt, die Luft ist raus. Und so beschließt er, seinem Leben ein Ende zu bereiten. Doch nicht durch die eigene Hand soll er sterben, dafür bringt er nicht den Mut auf. Und so wird im Handumdrehen ein professioneller Auftragsmörder engagiert, eine viel heroischere und tragischere Art zu sterben, wenn man plötzlich ermordet wird, und niemand weiß wieso. Doch an dem Tag, an dem der Anschlag auf sein leben stattfinden soll, lernt er die junge Lena kennen, und plötzlich scheint das mit dem Sterben zu wollen doch nicht mehr so eine gute Idee. Doch, wie den Mörder abbestellen, wenn der jeden Moment zuschlagen könnte. 

Hier findet man eine kurze Novelle, die durch atmosphärische Sprache punktet, und dennoch ein recht rasches Lesetempo erzeugen kann. Tolja irrt durchs Leben, man erfährt beim lesen nur hin und wieder ein paar Fakten über ihn. So scheint er arbeitslos zu sein, immer knapp bei Kasse und dem Tag mit durch die Gegend streifen und anderen ruhigen Beschäftigungen zu verbringen. Über die anderen vorkommenden Personen erfährt man ebenso wenig über das bisherige Leben, oder was sie außerhalb der erzählten Sequenzen so tun. Gerade durch diese Existenz im Hier und Jetzt funktioniert die Geschichte aber meiner Meinung nach so gut. Wenig Plotgetrieben - Toljan ist wirklich nur damit beschäftigt, mit seiner Angst jeden Moment getötet werden zu können, beschäftigt - überzeugt das Buch wirklich durch Atmosphäre und Studie um die menschliche Psyche in der Ausnahmesituation des Gewissens zu sterben. 

Die Geschichte ist kurze Unterhaltung, literarischer Ausflug und emotionaler und intelligenter Nachklang zugleich, der allerdings mit wenig Geschichte aufwarten kann. Dennoch lesenswert und zu empfehlen. 

Cover des Buches Ein Freund des Verblichenen (ISBN: 9783257610611)
buchjunkies avatar

Rezension zu "Ein Freund des Verblichenen" von Andrej Kurkow

Originell und wunderbar geschrieben
buchjunkievor 3 Jahren

Schade eigentlich, dass ich schon durch bin mit diesem 137 Seiten dünnen Roman! Aber ich hatte heute viel Lesezeit😊


Tolja findet das Leben nicht mehr lebenswert, seine Frau betrügt ihn.

Er will seinem Leben ein Ende setzen, aber sich  umbringen, das kann er nicht.

Mit Hilfe seines Freundes Dima engagiert Tolja, einen Killer, der ihn ins Jenseits befördern soll. Dima aber macht er Glauben, Tolja wolle den Liebhaber seiner Frau aus dem Weg räumen lassen. 

Aber da lernt Tolja Lena kennen und hat plötzlich gar keine Lust mehr zum Sterben. Aber der Profi ist bereits unterwegs….


Ich fand die Idee der Geschichte schon sehr einfallsreich und war furchtbar neugierig auf diesen Roman. 

Mit sarkastischem Witz  erzählt Kurkow hier eine wirklich fesselnde Geschichte. 

Ich mag seine Art zu schreiben und längst ist er für mich zu einem Lieblingsautor geworden.


Ein sehr empfehlenswerter kleiner Roman mit einer Geschichte , die mit einer Überraschung aufwartet😊

 

Gespräche aus der Community

Bisher gibt es noch keine Gespräche aus der Community zum Buch. Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 201 Bibliotheken

auf 16 Merkzettel

von 2 Leser*innen aktuell gelesen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks