Rezension zu Störfall. Nachrichten eines Tages von Christa Wolf
Rezension zu "Störfall. Nachrichten eines Tages" von Christa Wolf
von Marco
Rezension
Marcovor 15 Jahren
Im April 1986 fliegt das Atomkraftwerk in Tschernobyl in die Luft. Als die Nachrichten über diesen Unfall immer mehr Raum greifen, wird Christa Wolfs Bruder am Kopf operiert. Die Autorin beschreibt diesen Tag voller Zweifel, trüben Gedanken und zarten Hoffnungen. Entstanden ist ein nachdenklicher Text über das Leben und seinen Wendungen. Auch über 20 Jahre später, sind die Überlegungen von Christa Wolf überraschend aktuell und nachvollziehbar. Viele haben die Ereignisse nach der Katastrophe vergessen oder verdrängt. Dabei könnte es uns auch heute noch als Mahnung dienen. Auszüge: „Plötzlich habe ich mich fragen müssen, ob die Betreiber jener Arten von Technik, deren höllische Gefährlichkeit in ihrem Wesen liegt, jemals in ihrem Leben winzigste Samenkörner, in die Erde gesenkt haben, um sie später aufgehen zu sehen, und über Wochen, Monate hin das Wachstum der Pflanzen zu verfolgen.“ (Seite 34) „Was nach Aussage der Physiker höchstens einmal in 10 000 Jahren hätte geschehen können, ist jetzt geschehen. Zehntausend Jahre sind eingeschmolzen auf diesen Tag. Das Gesetzt der Wahrscheinlichkeit hat uns zu verstehen gegeben, dass es ernst genommen werden will. (...) Jede relativ neue Technik, hören wir nun, fordere zunächst Opfer.“ (Seite 64)