Rezension zu "Ich denke zu viel" von Christel Petitcollin
Es gibt Bücher, die schlägt man auf, und man hat sofort ein Aha-Erlebnis. So war es, als ich das Sachbuch der französischen Psychotherapeutin und Kommunikationstrainerin Christel Petitcollin las. Bereits auf den ersten Seiten habe ich mich wiedererkannt. Ich befand mich in einem Gewissenskonflikt und fand in Petitcollins Werk überraschend viele Antworten auf aktuelle persönlichen Fragen.
Mein Kopf bzw. Hirn steht gefühlt nie still und ich zerdenke nahezu alles. Nach Petitcollin sind es vornehmlich die intelligenten Zeitgenossen, die ständig alles in Frage stellen. Sie spricht dann gern von sog. PESM (= Personen mit mentaler Hocheffizienz) und nicht von Hochbegabten. Die Fokussierung auf die rechte Hirnhälfte, bei eben diesen PESM, wurde mir erst letztens von meiner Physiotherapeutin diagnostiziert. Nun versuche ich es, wie Petitcollin es u.a. vorschlägt, mit Yoga, um zu entspannen. Langeweile und immer wiederkehrende Aufgaben lähmen mich. Es stimmt auch, dass Eigennutz und Geld mir viel weniger bedeuten als sog. Norm-Denkern. Und auch die Anfälligkeit gegenüber dem Gegenpart von Hocheffizienten, den Narzissten, kenne ich nur zu gut aus dem eigenen Erleben. Erst wenn man erkennt, dass man manipuliert und die eigene Gutmütigkeit ausgenutzt wird, kann man aus diesem toxischen Konstrukt ausbrechen. Dabei ist es umso wichtiger, die eigenen Gaben zu erkennen und Wege zu finden, diese erfolgreich einzusetzen. Die "intellektuelle Magerkost" und "der alltägliche Stumpfsinn", wie es Petitcollin so treffend formuliert, machen mich krank. Die Beschäftigung mit Kunst, Lernen, Sport bzw. Meditation seien probate Mittel, um das Zuvieldenken zu unterbrechen und zur Ruhe zu kommen. Und das Fördern des Wissensdrangs bereitet Freude.
An diesem Buch haben mich nicht unbedingt die Entspannungstipps, sondern vor allem die Unterscheidung der Lebensart von Hocheffizienten und Norm-Denkern gereizt. Ich habe mich in vielen Beschreibungen der Autorin wiedergefunden. Dadurch kann ich mein "Anderssein" nun besser reflektieren.