Nach dem Roman "Die Wiedergänger" desselben Autors wollte ich wissen, was er sonst noch so geschrieben hat, und stieß auf diesen Roman. Ich war überrascht, eine Liebesgeschichte vorzufinden, aber eine sehr seltsame.
Alles beginnt in einem Krankenhaus, wo zwei Menschen anderen beim Sterben zusehen.
Und dann verbringen sie ein Wochenende miteinander und spielen Liebe, versuchen, Verbindlichkeiten und Rituale zwischen sich herzustellen. Jeder von uns kennt das, wenn er/sie "was Neues am Start" hat. Bei manchen Beschreibungen - zum Beispiel wenn die beiden gemeinsam im Supermarkt einkaufen, oder bei ihrem gemeinsamen Kinobesuch - musste ich schmunzeln. Ja, so geht es zu beim ersten gemeinsamen Wochenende. Man versucht, aus jeder Handlung des anderen etwas über ihn zu erfahren.
Und dann kippt es. Ganz allmählich pausen sich die Verletzungen dieser beiden Menschen durch, ihre Vergangenheit, und man spürt, ohne dass es einem im Text gesagt wird, dass viel viel mehr hier auf dem Spiel steht als Liebe, und dass es beiden gar nicht um Liebe geht, sondern - - - worum eigentlich?
Der Showdown der versuchten Gefühle geht beim Lesen wirklich unter die Haut. Das Bügeleisen auf dem Cover brennt sich ein.
Ich habe bei meiner Lektüre der letzten Zeit wenig so Eindringliches und Verwirrendes gefunden. Der Leser wird vor vollendete Tatsachen gestellt. Man ist von Anfang an wie in die Geschichte gespuckt. Die karge Sprache, die Dialoge, der konsequente Verzicht auf nähere Beschreibung eröffnen unter der Oberfläche einer Liebesgeschichte ein zwischenmenschliches Spannungsfeld, das man selbst nur zu gut kennt, aber vielleicht nicht wahrhaben wollte. In diesem Buch findet man es wieder. Schonungslos deutlich.
Christian Baier
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Neue Rezensionen zu Christian Baier
Rezension zu "Die Wiedergänger - Ein Bericht aus dem 18. Jahrhundert: Dies ist die wahre Geschichte der Vampire." von Christian Baier
Der Roman führt in die Zeit, aus der Bram Stoker seinen „Dracula“ destillierte, und an den Originalschauplatz eines Mythos, der heute, verflacht und trivialisiert, oft nur noch als Remake des Remakes vermarktet wird. Wer Blutsauger-Romane mag, kommt hier auf seine Kosten, aber ganz anders.
Natürlich beschreibt dieser Roman nicht „die wahre Geschichte der Vampire“, denn die wahre Geschichte eines Hirngespinstes gibt es nicht, aber er macht auf ungewöhnliche Weise und mit großer Kenntnis der Zeitumstände und der Volksbräuche die Atmosphäre spürbar, die in einer Massenhysterie gipfelt.
Der Gruselfaktor in „Die Wiedergänger“ sind nicht die Blutsauger, sondern die Zeit selbst, in der sie sich aus ihren Gräbern erheben: Ein von Krieg, Hunger und Seuchen verwüstetes Serbien. Wenn man sich kundig macht, war der Krieg des „christlichen“ Abendlandes gegen den osmanische Reich ein regelrechter Weltkrieg, und die Grausamkeit, in der die Auseinandersetzungen eskalierten, stellen so manches Horror-Klischee in den Schatten. Vor diesem wirklich makabren historischen Hintergrund entfaltet sich ein Schrecken, der stellenweise tief unter die Haut geht.
Obwohl der Autor sich der Berichtsprache des 18. Jahrhunderts bedient, erscheinen die Personen des Romans ungemein plastisch. Der Trick funktioniert: Mithilfe der Sprache und der Stilistik des 18. Jahrhunderts wird der Leser zu einem Zeitreisenden. Er nimmt die Sicht- und Denkweisen der Zeit an, ob er will oder nicht, und dann ist er auf einmal mittendrin in der Geschichte.
Bemerkenswert sind die wie Indizien eingestreuten Berichte über merkwürdige Vorgänge und Fallbeschreibungen, etwa die Geschichte eines Schusters, dem seine Frau stirbt, oder die Legende eines Bauern, der nach seinem Tod seine Verlobte heimsucht. Geschickt spielt der Autor dabei mit der doppeldeutigen Lesart solcher Legenden und Ammenmärchen.
Dieser Roman ist kein Gebrauchs-Buch, das man verschlingt, weglegt und bei der Lektüre des nächsten wieder vergißt. Man nimmt das 18. Jahrhundert daraus mit und schaut mit anderen Augen die Gegenwart an.Rezension zu "romantiker" von Christian Baier
Wow!
Zwei fremde Menschen, die sich zufällig (?) begegnen und ca. 30 Stunden miteinander verbringen. In dieser Zeit kommen sie sich so nah wie noch nie jemandem.
Hinter menschlichem Handeln steckt immer mehr als man sieht...!
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