In „Ein Mann seiner Klasse“ erzählt Christian Baron von seiner Kindheit in Kaiserslautern in den neunziger Jahren, wo er in ärmsten Verhältnissen mit einem gewalttätigen, alkoholkranken Vater und einer depressiven Mutter aufwuchs.
Er zeigt auf sehr persöniche und erschütternde Weise auf, was es heißt, im „reichen Deutschland“ in Armut und ohne Perspektiven aufzuwachsen, zu hungern, auf vieles verzichten zu müssen, Gewalt durch den Vater zu erleben. Und wie er trotzdem seinen Vater liebte und sich wünschte, dieser würde ihm ein anderer Vater sein. Trotz allem gelang es ihm, seinen Weg zu gehen und ein anderes, besseres Leben möglich zu machen.
Jeder trägt seine Kindheit in sich und viele von uns müssen das eine oder andere später im Leben aufarbeiten; die einen mehr, die anderen weniger. Christian Baron wuchs in extremen Verhältnissen auf. Diese literarische Umsetzung ist gleichzeitig natürlich auch eine persönliche Aufarbeitung. Teilweise kommt das sehr heftig rüber und mag manchen übertrieben vorkommen, muss aber wohl so sein, um verstanden zu werden. Es zeigt einen Teil der Gesellschaft, den manche gerne übersehen. Das ist stellenweise schockierend, aber auch sehr berührend und mutig, solch eine Vergangenheit ohne Scham zu offenbaren.
"Seit Jahren habe ich unseren alten Wohnblock nicht mehr gesehen. Jetzt stehe ich davor, und ich spüre meine Kindheit in mir, sie arbeitet wie Holz, sie beglückt wie ein Magenbitter, sie schmerzt wie ein Geschwür und sie heilt wie eine Wunde."
"Onkel Ralf hatte uns nicht beim Verein in unserer Nachbarschaft untergebracht, sondern bei einem Vorortklub, dessen Gelände von neu gebauten Einfamilienhäusern umgeben war. Noch bevor die weiterführende Schule begann, kam ich dadurch in Kontakt mit Menschen, die in einem Haus aufgewachsen waren. Die nie hungerten. Deren Mutter lebte. Die wussten, wie Urlaub gehen. Die schwimmen konnten. Deren Vater noch da war. Die keine Absagen von Gymnasien erhielten. In deren Garage zwei Autos parkten. Die an jeder Klassenfahrt teilnehmen konnten. Bei denen nicht alle paar Wochen die Polizei vor der Tür stand."