Der Untertitel des Buches hatte mich stutzig gemacht - „Schlau, schlank und gesund über Nacht – Dr. Christian Benedict erklärt, wie es geht!“ Ganz so ist es dann nämlich doch nicht. Dies ist kein Do-it-yourself-Guide zur Top-Gesundheit, kein Heilungs-Ratgeber. Und auch keine Wellness-Oase. Es ist aus meiner Sicht schon eher ein Buch für ein spezialisiertes Publikum. Ich habe es gerne gelesen, finde aber, dass man Vorkenntnisse braucht.
Erstens einmal ist der Fokus des Buches nicht allgemein, sondern eingegrenzt auf die Verbindung zwischen den Themen „Schlaf“ und „Gesundheit“. Es ist unterteilt in drei Abschnitte. Der erste bietet – wenn auch gedrängt – Grundlagenwissen zu Hirnstrukturen, Schlafphasen und allem rundherum. Im zweiten Abschnitt geht es um die emotionale Bedeutung des Schlafes – also um Träume, Gedächtnis, Kreativität und Gefühle. Erst der dritte Abschnitt steht in Beziehung zum Titel des Buches – nämlich spezifisch gesundheitsrelevanten Themen wie Diabetes, Herz-/Kreislauf, Immunsystem und Stoffwechsel.
Ich finde, man muss dieses Buch sehr aufmerksam lesen, um nicht verwirrt zu werden. Es werden eine Vielzahl von Studien erwähnt, gefühlt auf jeder zweiten Seite eine. Wenn man mit wissenschaftlichem Arbeiten nicht vertraut ist, kann einen das als Leser leicht in Panik versetzen. Man bezieht dann vieles direkt auf sich, ohne die Arbeitsweise und die Zielsetzung der genannten Studie zu hinterfragen. Teilweise relativiert der Autor die zitierten Studien selber. Aber eben nicht immer. Für mich kam da teilweise der Punkt, wo ich mich fragte, wie sinnvoll das ständige Zitieren der Studien ist. Bewiesen wird damit nämlich nichts. Es hätte gereicht zu sagen, in welcher Richtung gerade geforscht wird. Nicht jede einzelne Studie zu erwähnen, die sich dann auch noch widerspricht…
Mich persönlich haben auch die zahlreichen „Kästchen“ eher gestört. Sie haben für mich den Lesefluss unterbrochen. Teilweise stehen sie mitten im Kapitel. Sie behandeln in ein paar Zeilen Randgebiete, die nicht in den Haupttext gepasst haben, oder auf die der Autor nur hinweisen will.
Unelegant gelöst ist für mich auch die Frage der Autorschaft. Auf dem Titelblatt und dem Cover wird beinahe verschämt eine Journalistin erwähnt, die am Buch mitgearbeitet hat. Das hat im laufenden Text den unschönen Effekt, dass der Autor von sich selber in der dritten Person spricht… „Dr. Christian Benedict und sein Team haben herausgefunden, dass...“ „...haben untersucht, dass...“ Das hätte man eleganter lösen können! Dann hätte man diese Textstellen „einebnen“ können, und lieber das Pronomen „wir“ verwenden. Mich hat das sehr irritiert, da es recht oft vorkommt.
Nach der Kritik nun die positiven Punkte…! Der Ansatz dieses Buches ist kein Infotainment, sondern kritische Information für Fortgeschrittene. Und das erledigt es recht gut! Die Sprache an sich ist verständlich und freundlich. Allerdings ist der Fokus eben erkennbar akademisch. Humor ist eher weniger vorhanden. Manchmal gibt es einleitende Abschnitte, die wie eine kleine Geschichte daherkommen. Ansonsten stürzt sich das Buch direkt in allerlei Spezialfragen, und daher ist es zum Beispiel auch nicht geeignet, „am Stück“ gelesen zu werden.
Das Buch hat mich auf interessante Zusammenhänge aufmerksam gemacht. Welche Bedeutung Schlaf für die Gesundheit hat. Schlaf ist keine Zauberformel, aber eine immens wichtige Grundlage für unser gesamtes Leben! Insofern relativiert sich der Titel des Buches. Ich empfehle es gerne weiter – würde allerdings in zukünftigen Ausgaben unbedingt den Untertitel ändern, sowie auf eine einheitliche Autorenperspektive achten.