»Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.« (S. 263/Immanuel Kant)
In diesem Buch beschäftigt sich Christian Bommarius mit den Monaten zwischen der Landung der Alliierten Truppen in der Normandie (6. Juni 1944) und der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945.
Als die Alliierten Truppen in der Normandie landen, glaubt man sich dem Ende der Nazi-Herrschaft über Europa nahe. Dass es noch acht Monate dauern und noch einmal so viele Menschenleben wie die gesamten fünf Jahre zuvor kosten würde, ahnt zunächst niemand.
An Hand von Briefen, Augenzeugenberichten sowie Fotos und militärischen Dokumenten erzählt Jurist und Autor Christian Bommarius, in den unten stehenden 13 Kapiteln gekonnt wie eng das Sterben und Leben nebeneinander liegen.
- 1. Kapitel 6. Juni 1944
- 2. Kapitel »Die SS, die weiß alles, die hat schon alles ausprobiert.« Normandie – Trent Park – Normandie – Oradour sur Glane
- 3. Kapitel »Heute gibt es schon wieder Sardinen, Onkel Rahm.« Konstanz – Berlin – Theresienstadt
- 4. Kapitel »Aber ich denke an Coventry …« Rom – Kreta – Brest – Lübeck
- 5. Kapitel »Wir sitzen im Kochtopf des Teufels.« Budapest – Salzburg – Ostfront – Debrecen – Obersalzberg – Paris
- 6. Kapitel »Niemand tanzt, die Freude ist ausgestorben, der Hass schwelt.« Krummhübel – Budapest – Hirschegg (Kleinwalsertal) – Moskau
- 7. Kapitel »Eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser Offiziere« Berlin – Wolfsschanze – Gertlauken – Berlin
- 8. Kapitel »Alle diese Kohlköpfe wachsen in menschlicher Asche.« Majdanek – Brest – Berlin
- 9. Kapitel »Hitler braucht erst eine Bombe unter seinem Hintern …« Wolfsschanze – Berlin – Kolberg – Leuna
- 10. Kapitel »Du wirst Sterne haben, die lachen können.« Normandie – Vercors – Paris
- 11. Kapitel »Ein deutscher Soldat kapituliert nicht.« Amsterdam – St. Malo – Brest – Berlin
- 12. Kapitel »Die grundlose Erde wogt wie ein abgrundtiefes Meer.« Ploiești – Berlin – Treblinka – Neustrelitz – Bordeaux – Drancy
- 13. Kapitel Ascheregen I. und II. Paris – Königsberg
Der Autor lässt seine Leser an einzelnen Schicksalen und verheerenden Konsequenzen für ganze Bevölkerungsgruppen teilhaben. Die große Stärke des Autors ist es, die zahlreichen unterschiedlichen Aspekte des Krieges zu beleuchten. Dabei fesselt er seine Leser mit kaleidoskopartigen Betrachtungen.
Faszinierend ist, wie Bommarius die scheinbaren Widersprüche aufzeigt und gleichzeitig den ungebrochenen Willen der Überlebenden darstellt. Dabei legt er den Fokus auch auf kleine, banale Dinge, die in anderen Sachbüchern über den Zweiten Weltkrieg „unter den Tisch fallen“.
Die nüchterne Erzählweise, die die Ereignisse aus zahlreichen, höchst unterschiedlichen Perspektiven zeigt, hat mir sehr gut gefallen.
Dem Zitat von Immanuel Kant auf Seite 263 ist, auch angesichts der aktuellen politischen Weltlage wenig hinzuzufügen:
»Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.«
Fazit:
Mit diesem Buch ist Christian Bommarius eine zugleich beklemmende und fesselnde Darstellung der letzten acht Monate des Zweiten Weltkriegs in Europa gelungen. Gerne gebe ich diesem Buch 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.