Cover des Buches Mädchenauge (ISBN: 9783423215855)
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Rezension zu Mädchenauge von Christian David

Wiener Schmäh, Serienmorde und ein tolles Ermittlerteam

von Kerstin_KeJasBlog vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Komplex, psychologisch und sehr umfassend in Sachen Ermittlungsarbeit

Rezension

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Kerstin_KeJasBlogvor 9 Jahren
"Menschen sind wie Häuser. Die Fassade sagt nichts darüber aus, was sich im Inneren abspielt." (S. 309)

"Mädchenauge" von Autor Christian David, erschienen bei 'Deutscher Taschenbuch Verlag, München' ist ein 461 Seiten langer und komplexer Kriminalroman.

Erstmal zur Story:
Wien,
junge Studentinnen fallen einem Serienmörder zum Opfer. Die Bevölkerung fürchtet sich zunehmend und die Medien, allen voran die Presse, überschlagen sich bei der Panikmache.
Die junge Stattsanwältin Lily Horn bekommt den Fall überraschend übertragen, nachdem sie gerade erst aus New York zurückkam.
Ihr zur Seite steht Major Belonoz, Leiter der Wiener Mordkommisson und sein Team.
Können sie zusammen den Täter stellen und so weitere Morde verhindern?

Diese Geschichte ist, wie ich bereits schrieb, sehr komplex.
Genau dadurch läßt sie den LeserInnen aber viel Raum für eigene Überlegungen und Verdächtigungen.

Es geht nicht nur um diese grausamen Morde, die zwar deutlich angesprochen werden aber nicht unnötig in blutbesudelte und detaillierte Tatortbegehungen ausarten.
Hier geht es vielmehr um die Zusammenarbeit von Staatsanwaltschaft und Polizei, psychologisches Gespür, Bauchgefühl und gewiss auch ein Quentchen Glück.

Zeugenaussagen, Vernehmungen von Hinterbliebenen und ein tiefes Graben in Gegenwart und Vergangenheit forden ein sehr aufmerksames lesen.
Auch die eingebundenen Geschichten um die Protagonisten Horn und Belonoz sind vorhanden, gehören aber schon dazu um die Vorgehensweisen und das Verhalten zu verstehen.

Lily Horn, so jung, so begabt. Mit einer gewissen Distanz und Nüchterheit aber auch sehr starken Emotionen schafft sie es die Involvierten auf ihre Seite zu ziehen und der Geschichte damit ein glaubwürdiges Gesicht zu geben.
Major Belonoz ist eher das Gegenteil, zum einen wortkarg und launisch aber ein sehr kompetenter Vorgesetzter der seinem Team zuspielt und auch keinen Hehl daraus macht wenn ihm etwas missfällt bzw. auch zu Lob fähig ist.

Hinzu kommt eine sehr politisches Thema, der fiktive Fall 'Pratorama'.
Ein anschaulisch dargestelltes Exempel für Mauscheleien und Korruption innerhalb der Kommunalpolitik und dadurch automatisch ein gefährliches Terrain für die Staasanwältin und den Polizisten.
Aber keine Sorge, das Thema ist eher eine Nebengeschichte - oder vielleicht doch nicht?

Macht, Einfluss, Wissen, die Herren und Damen des Rathauses und des Parlaments wissen ihre vordergründigen eigenen Vorstellungen sehr gezielt und ohne Rücksicht auf Verluste einzusetzen. Manchmal Wunschdenken aber oft genug der Knüppel zwischen den Beinen der Ermittler.
Hier hat der Autor tief blicken lassen und sehr glaubwürdige Szenarien erstellt.

Was ist Schein und was ist Sein? Wer hat die Hände im Spiel und wer den längeren Atem?
Sehr gut konstruiert, viele Wege zum Ziel, mit so manchem Umweg oder Sackgasse.
Die Auflösung/Klärung gekonnt bis zum Schluss rausgezögert um dann innerhalb kürzester Zeit mit einem Paukenschlag zu erfolgen.

Spannung, Informationen, viel Wiener Lokalkolorit und ein sympathisches Ermittlerteam. Gerne mehr von Lily Horn und Major Belonoz.
Deshalb vergebe ich 5 von 5 Sternen.
c ) K.B. 08 / 2015
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