Christian E. Hannig ist mit dem Fahrrad unterwegs und zwar "zwischen den Anden und dem Pazifik".... ein Rad-Abenteuer im wahrsten Sinne des Wortes.
Zu Beginn allerdings war der große Salzsee überflutet und so hat er sich mit einer kleinen Gruppe Naturfans zusammengetan zu einer Tour zu eben jenem Salar und der Bergwelt nahe der chilenischen Grenze. Genau hier entstand dann auch die wohl die gefährlichste Situation der ganzen Reise...... als die acht Personen das zweifelhafte Vergnügen haben einer Auto-Schmugglerbande zu begegnen, und sich absolut nicht sicher sein können, auch heil aus dieser Situation heraus zu kommen....
Danach aber geht es wirklich los mit dem Rad - von Bolivien über die Anden bis nach Lima. Ein Stück Zeitgeschichte konnte der Autor hier ebenfalls miterleben......einen Aufstand der Campesinos u. als C. Hannig unvermittelt vor der ersten Blockade steht, weiss er zuerst natürlich nicht was los ist und wie er weiterkommt. Das bunte Tuch - die Bandera Nativa, die "Fahne der Indios" - das er hinten am Rad befestigt hat , hilft ihm weiter. Und natürlich auch seine Art: offen und so gut wie nie Angst zeigend auf die Menschen zugehend. Das ist für ihn ohnehin das wichtigste - Freundschaft zu schliessen , Kontakte zu knüpfen, die Menschen so zu nehmen wie sie sind.
Sehr schön, einerseits - andererseits führt das, zumindest in diesem Buch- zu einer gewissen, ja, ich würde sagen, "Überheblichkeit". Mir hat der Reisebericht wirklich sehr, sehr gut gefallen; man merkt, dass der Autor "mit Herz und Seele" dabei ist und reist - und schreiben, sich gut ausdrücken - das kann er ebenfalls. Was aber im Laufe der Seiten doch dann mehr und mehr störte, war der fast stets "erhobene Zeigefinger" : Seht her, ICH bin keiner der üblichen Touris und ich bin Individualist - und zwar der beste und so und nicht anders...
Wie gesagt, ein-zweimal, okay, aber das ganze Buch durch? Dafür gibt es auch den Sternen-Abzug. C. Hannig war nicht der erste und ist sicher nicht der letzte, der - egal ob mit Motorrad, Auto, Fahrrad - individuell fremde Länder erkundet - und viele andere Reisende haben den gleichen "Anspruch" wie er: nicht nur schnelles Sightseeing ,sondern Land, Kultur und Menschen zu erkunden, zu achten...zu versuchen, mit der Andersartigkeit umzugehen; sie, wenn schon nicht zu ganz zu verstehen , so doch zu akzeptieren - - - und vielen gelingt das ebenfalls....und zwar ohne dass sie sich extra dafür "loben" bzw. das immer wieder betonen. Das war das einzige, was mir wirklich sauer aufgestossen ist bei diesem ansonsten guten Buch.
Rezension zu "Unter den Schwingen des Condor" von Christian E. Hannig