Der „schöne Fred“ ist tot und sein bester Freund, der Briefträger Berthold, kniet neben der Leiche als die, von der skurrilen Alten, Frau Feichtinger, herbeigerufene Polizei eintrifft.
Berthold traut der Polizei nicht zu, den Mörder zu finden. Warum eigentlich? Er beginnt selbst im Leben des Toten zu stöbern. Unterstützt von Russen-Pauli, einem Ganoven, kommt Berthold ständig der Polizei in die Quere und dem Täter gefährlich nahe.
Einige Ereignisse klingen ziemlich unwahrscheinlich. Auch in der zweitgrößten Stadt Österreichs wird im echten Leben ordentlich ermittelt.
Doch das hat mich weniger gestört, die Story soll ja unterhalten.
Geärgert habe ich mich über eine Vielzahl von Fallfehlern, den Nicht-Gebrauch des „ß“(Strasse statt Straße, lies statt ließ, stossen/stoßen), des Dativs statt des Genetivs usw.. Solche Schlampereien sind des Gmeiner-Verlags unwürdig.
Einige Ungereimtheiten im Plot, haben mich zurückblättern lassen. Simons Lebensgeschichte ist eine solche. Er weiß Dinge, die er eigentlich wissen können kann (z.B. das Knalltrauma von Fr. Feichtingers Hund Leopold). Sein Verhältnis zu Margarethe ist auch fragwürdig. War sie Anstaltsärztin?
Die Szene mit der Fliegerbombe kommt mir auch unwahrscheinlich vor. Wenn das gute Stück schon so weit durch die Bauarbeiten ausgegraben ist, dass ein Fußtritt sie zur Explosion bringt, haben die Bauarbeiter nicht aufgepasst. Gerade bei Bauarbeiten im Bahnhofsbereich ist der Entminungsdienst ständig vor Ort, da man hier häufig auf die Hinterlassenschaften der Briten und Amerikaner trifft. Und lieber kommen die Spezialisten einmal zu oft, wie die Zeitungsnotiz vom Februar 2011 beweist, als ein Baggerfahrer eine alte Ziegelmauer fälschlicherweise als Blindgänger identifiziert hat.
Mein Fazit:
Nachdem ich Graz ganz gut kenne, habe ich die verbalen Spaziergänge genossen, besonders die Nacktbadeszene im Stadtparkbrunnen. Die Krimi-Handlung hätte einer leitenden Hand bedurft. Eine bessere Beurteilung hat der Verlag versemmelt.
Daher vergebe ich mit Nachsicht aller Taxen drei Sterne.
Christian Feiel
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Zugestellt
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Der schöne Fred ist tot. In seinem Kopf steckt der Absatz eines pinkfarbenen Damenschuhs. Blöderweise sitzt sein bester Freund Berthold Buchinger direkt neben der Leiche, als ihn die Polizei findet. Da dieser der Polizei wenig zutraut und vor allem seine Unschuld beweisen möchte, begibt sich der Briefträger Berthold auf Verbrecherjagd. Eine Online-Singlebörse ist der erste heiße Hinweis und so lernt Berthold nun jede Menge Frauen kennen.
Normale Menschen die plötzlich zum Detektiv werden und in einem Fall ermitteln, gibt es viele. Zu oft wird dies leider unrealistisch und die Ermittlerfreude nimmt ungeahnte Ausmaße an. Hier ist es allerdings die logische Konsequenz. Dass sich Berthold nicht immer wohl fühlt in seiner Rolle als Hobbypolizist, macht ihn sehr sympathisch.
Der Titel des Buches erschließt sich mir nicht unbedingt. „Zugestellt“ im Zusammenhang mit dem Briefträger ergibt Sinn. Jedoch ist der Beruf des Briefträgers nur hintergründig. Berthold Buchinger befindet sich aktuell im Urlaub und somit spielt sein Beruf nicht unbedingt eine Rolle. Hier gäbe es bestimmt noch Potential, vor allem da „Zugestellt“ nicht der Burner ist.
Etwas skurrile, aber tolle Figuren ziehen sich durch das Buch und sorgen für Lesefreude. Ein spannender Schreibstil lässt zügiges lesen zu. Neben Berthold begleitet der Leser den Kommissar und auch schon recht früh den Mörder bzw. die Mörderin. Obwohl der Leser das weiß, liegt das Motiv im Dunkeln und die Spannung bleibt bis zum Schluss gekonnt erhalten.
Eine Tour durch Graz um den Mörder oder die Mörderin des schönen Freds zu finden. Gute Unterhaltung bei der die Seiten nur so dahin fliegen mit dem gewissen österreichischen Charme.