Kriminalhauptkommissar Karl Rünz ist frühpensioniert und seine Scheidung ist gerade richtig in Fahrt, ein schöner Rosenkrieg, den er durchaus unterhaltsam findet. Aber irgendwie kann er das ermitteln nicht lassen, er langweilt sich einfach. Daher versucht Rünz es zunächst als Kaufhausdetektiv in einem Baumarkt, aber seine Art stößt, genau wie bei der Wiesbadener Polizei und seinem Ex-Chef, auf wenig Begeisterung. Was liegt also näher als sich als Privatdetektiv selbstständig zu machen, und natürlich auch als Autor von (schlechten) Actionromanen was dazuzuverdienen. Bald schon hat er seinen ersten Klienten: Einen Psychologen, der seinen selbstmordgefährdeten Patienten vermisst. Verzwickt wird der Fall, dadurch, dass die ärztliche Schweigepflicht es verhindert, dass der Arzt sich an die Polizei wendet. Der Patient, der ein Neonazi ist, hat gerade eine Herztransplantation hinter sich und erfahren, dass das Herz anscheinend von einer jüdischen jungen Frau stammt. Nun möchte auch der Vater der Toten den Empfänger des Organs kennenlernen…
Dieser fünfte Rünz Wiesbadenkrimi ist genau das, was der Titel besagt: Ein Kammerspiel. D.h. der komplette Krimi ist ein Schauspiel (und auch so geschrieben) für zwei Personen, den Detektiv Rünz und seinen Klienten. Der Fall wird durch die Gespräche der beiden vermittelt und dabei kommt es zu sehr vielen Verwicklungen, den beide, sowohl Rünz, als auch der Klient, wollen ihr Gegenüber auf verschiedene Arten und aus diversen Gründen in die Pfanne hauen. Beide lügen, beide manipulieren, teils auf sehr unterhaltsame und schlagfertige Art und Weise, eben echt Rünz.
Dabei treibt es der Autor letztendlich streckenweise zu weit (daher auch der Punktabzug), denn gegen Ende ist es dann so wirr, dass mir nicht wirklich klar wurde, wir die Lösung tatsächlich aussah. Andere Aspekte, die eher in das Privatleben der beiden Protagonisten hineinspielen, sind so vorhersehbar, platt und abgedroschen, dass sie schon lange vor Schluss klar sind.
Insgesamt aber sehr unterhaltsam, so ein Kriminalkammerspiel, vielleicht weil es für mich auch das Erste seiner Art war. Auch von Vorteil ist es, dass man die ersten vier Fälle nicht kennen muss, um an diesem Band seine Freude zu haben, vorausgesetzt man steht auf manipulative, misanthropische Ex Polizisten, die Spaß daran haben, alles und jeden in die Pfanne zu hauen.