Das sehr ansprechend designte und knapp 100 Seiten lange Büchlein besteht aus 17 Kapiteln, die im Mittel fünf Seiten umfassen. Jedes Kapitel ist in sich geschlossen und hat eine angenehme Länge, um beispielsweise als tägliche Andacht zu fungieren.
Basierend auf dem Gedanken der Freundschaft mit Gott gemäß Joh 15,15 nimmt der Autor die Leser mit auf eine herausfordernde Reise durch die Biografie Abrahams, bei der deutlich wird, dass Glaube nichts Abstraktes, sondern ein Akt tiefen Vertrauens in Gott ist.
Es finden sich wiederkehrend Bezugnahmen auf Erkenntnisse der Psychologie, biblischen Hermeneutik und Etymologie, auf autobiografische Erlebnisse sowie allgemeine Offenbarungen.
Die Inhalte sind theologisch fundiert, gut recherchiert und zeugen von der breiten Kenntnis des Autors. Bezugnehmend auf zahlreiche Bibelstellen, bei welchen das erste und zweite Testament gekonnt aufeinander bezogen werden, fließen immer wieder wertvolle christologische Deutungen mit ein.
Der Schreibstil offenbart angenehm prägnante Sätze, die von hohem rhetorischen Geschick zeugen, ohne unverständlich zu sein. Trotz der Tiefe des Themas liest sich das Buch äußerst leicht und humorvoll.
Stellenweise hätte ich jeden zweiten Satz unterstreichen können, da so viel Wahrheit in dem Geschriebenen steckt und die Gedankenanstöße mit eigenen Erfahrungen, der eigenen Wirklichkeit, den eigenen Kämpfen resonieren.
Das Buch ist das Gegenteil einer seichten Schlaflektüre - es fordert durch die enthaltenen Reflexionsfragen vielmehr zur Persönlichkeitsentwicklung heraus und stößt dazu an, Glaubenssätze und eigene Ängste aufzubrechen. Dabei sind die Inhalte an vielen Stellen sehr alltagspraktisch (z.B. bei den Ausführungen zum Konfliktmanagement (S.20ff.) oder zum hörenden Gebet (S.32ff.)).
Das Kapitel „ein anderes Leben“ (S.70-76) war mein persönlicher Favorit; es lädt zu einer tiefergehenden Betrachtung von Abrahams und Lots Lebenswegen, unserer Erlösung und unseren Herzen ein.
Der Autor zeigt sich im Geschriebenen sehr persönlich und vulnerabel (mit eigenen Zweifeln, Unsicherheiten und Lernfeldern), wodurch die Denkanstöße weder belehrend, noch herablassend oder eindimensional wirken. Paradoxien werden nicht aufgehoben, plattgebügelt oder übergangen, sondern in den biblischen und erlebten Kontext eingebettet und ausdifferenziert.
Eine gewisse Vorkenntnis bzw. Interesse an biblischen Geschichten und dem Glauben scheint von Vorteil zu sein, um die ganze Bandbreite der Aussagen und Bibeltexte interpretieren zu können (wer noch nie die Bibel gelesen hat, der könnte einige Hinweise oder Verknüpfungen verpassen). Wie der Titel des Buches bereits impliziert, eignet sich das Buch besonders für diejenigen, die suchend und offen sind für biblische Texte und Gottes Wort. Gut denkbar wäre auch eine Bearbeitung in Gruppen (z.B. Haus-/Lesekreise) über mehrere Wochen, um die jedes Kapitel abschließenden Reflexionsfragen mit Anderen besprechen zu können.
Die Impulse des Buches sind herausfordernd, aufweckend, vorwärtsgerichtet.
Allen, die in ihrem Glauben und ihrer Gottesbeziehung weiter und tiefer gehen wollen, wird das Buch einen guten Dienst erweisen.