Rezension
Minutiös arbeitet sich Christian Ingrao durch die Lebensläufe bekannter, akademischer Nationalsozialistischen wie bspw. Walter Best. Gemeinsam sozialisiert, eine solide akademische Ausbildung genossen, sind sie allesamt nach 1933 in Amt und Würden in führende Positionen aufgestiegen, vorrangig in der SS und dem SD untergekommen. Ingrao zeigt deutlich, wie wenig Einfluss „staatsnahe“ Studienfächer wie Jura hatten; zu den eigentlichen „Legitimationsfächern“ wurden schließlich Geschichte und Wirtschaftswissenschaften. Zwar finden sich unter den im Band besprochenen „Eliten“ auch viele Juristen, ihr Studium blieb indes noch weit ideologiefern. Nichtsdestotrotz waren sie an der Ideologisierung der Jahre nach 1933 maßgeblich beteiligt. Ingrao beendet seine Studie mit den Verbrecherprozessen nach 1945 und der Feststellung, dass es vielen „Eliten“ gelang, sich nach 1945 ein Auskommen zu sichern. Nur wenige erfuhren eine strafrechtliche Verfolgung oder mussten anderweitig für ihre Schuld sühnen. Insgesamt eine sehr interessante Lektüre, die aber an manchen Stellen aufgrund ihrer Detaillastigkeit etwas vom Thema abdriftete und man erst nach knappen 15 Seiten den „Roten Faden“ wiederfand.