Christian Kolb

Lebenslauf

Christian Kolb, 1970 geboren, studierte französische Literatur und Filmwissenschaft in Berlin und Paris. Neben den Romanen von David Foenkinos übersetzte er u. a. Jérôme Colin, Julie Estève, Nicolas Fargues und Monica Sabolo. Er lebt in Berlin.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Christian Kolb

Neue Rezensionen zu Christian Kolb

Cover des Buches Charlotte (ISBN: 9783328100225)
wandablues avatar

Rezension zu "Charlotte" von David Foenkinos

Ein Denkmal für Charlotte Salomon
wandabluevor einem Monat

  "Charlotte" liegt ein schwieriges Thema zugrunde: der Holocaust. Dennoch liest sich das Lebensbild der Malerin Charlotte Salomon sehr angenehm, ist gut verkraftbar. Ich gebe deshalb eine uneingeschränkte Leseempfehlung! 

David Foenkinos hat mit „Charlotte“ in zweifacher Hinsicht einen ganz außergewöhnlichen Roman geschrieben. Zum ersten hat er eine biografische Skizze in Versform geliefert: Hauptsatz an Hauptsatz - beinahe stakkatoartig besetzt ein Satz eine ganze Zeile. Zum anderen hat er seine Befindlichkeiten in Bezug auf das zu recherchierende Thema, zuerst das Kind, die Heranwachsende, die Frau und Malerin Charlotte Salomon einfließen lassen.

Durch die Versform, freilich ungereimt, kommt ein ganzes Büchlein zustande. Vielleicht wäre der Stoff zu knapp bemessen gewesen, hätte der Autor es anders geschrieben, denn das Leben von Charlotte Salomon, begabtes Ausnahmetalent, eine Berliner Malerin, war bestürzend kurz. Sie wurde im Alter von 26 Jahren zusammen mit ihrem ungeborenen Kind in Südfrankreich denunziert, verhaftet und in einem Konzentrationslager vergast. Punkt. In einfache Hauptsätze presst Foenkino eigentlich Unaussprechliches, Unfassbares und Ungeheuerliches. Schon in „Souvenirs“ habe ich entdeckt, wie einfühlsam der Autor schwierige Themen auf scheinbar ganz leichte Art präsentiert.

„Es ist leicht, in die Rolle der feschen Arierin zu schlüpfen.
In dieser Rolle erscheint das Leben wunderschön.
Man wird nicht mehr bespuckt.
Man lebt wie Barbara.“

Der Autor sinnt über Charlottes Werk nach, über die Kunst.

„Wörter müssen nicht immer einem Sinn zustreben.
Sie brauchen gar nicht bis zu den Gefühlen vorzudringen.
Sie können auch kopflos durch die Gegend irren.
Und genau darin besteht das Vorrecht des Künstlers.
Er kann in diesem Chaos leben“.

Charlotte Salomon war mir bis dato nicht bekannt. Auch nicht ihr eindrückliches autobiografisches Werk „Leben? Oder Theater?“, in dem sie ihre gesamte Existenz zusammenfasst, ein bebildertes Musikstück, das heute in den Archiven des jüdischen Museums in Amsterdam liegt, wo es selten das Tageslicht erblickt. Hin und wieder wird es jedoch auf Reisen geschickt und Charlotte Salomon bekommt eine Ausstellung. Man sollte diese Bilder öfter anschauen dürfen!

David Foenkinos hat mir Charlotte und ihre Familie sehr nahe gebracht und mir die Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus auf eine ganz eigene, lyrische Art ins Herz geschrieben. Ich hätte nicht geglaubt, dass so etwas möglich ist. Besonders jungen Leuten möchte ich dieses Buch empfehlen!

Die Zuordnung zu einem Genre ist schwierig bei diesem Buch, denn es ist kein Roman im eigentlichen Sinne. Diese Hauptsätze sind selber wie eine Ausstellung, Sätze, die einer nach dem anderen an der Wand hängen. Man geht staunend von einem zum anderen. Bleibt davor stehen, denkt nach, läßt den Inhalt widerhallen. Das flüssige Hintereinanderweglesen wie in einem „normalen“ Roman ist demgemäß nicht gegeben. Das macht nichts. In einer Ausstellung nimmt man sich Zeit.

Am ehesten ist „Charlotte“ eine biografische Skizze, eine Ode an ein Naturtalent, dem die Nazis die Luft zum Atmen raubten.

Fazit: Die skizzenhafte Biografie Charlotte Salomons ist großartig, berührend, überzeugend und weit jenseits von dem, was man unterhaltend nennt. 

Kategorie: Biografie/ Biografische Skizze
Verlag: Deutsche Verlagsanstalt (DVA), 2015

 



Cover des Buches Das Leben meiner Schwester (ISBN: 9783328110699)
Janinezachariaes avatar

Rezension zu "Das Leben meiner Schwester" von David Foenkinos

Für mich nicht interessant gewesen
Janinezachariaevor 5 Monaten

Ich fand den Aufbau des Buches für mich nicht geeignet. Es hat Unterpunkte gegeben, um noch einmal etwas zu erklären, was man auch so im Buch hätte schreiben können.

Anstatt dass sich Mathilde einmal gefragt hat, was mit ihrem Freund los ist, fällt sie aus allen Wolken, als er sie verlässt. Dabei war er schon einige Tage zuvor komisch drauf.

Mathilde lebt irgendwie in ihrer eigenen Welt, sie ist in einem Tunnel, lebt Lügen und glaubt sie auch noch.

Es war schnell gelesen, aber für mich war der Stil leider nichts. Vielleicht lag es an der Übersetzung, dass ich keine Gefühle gespürt habe, vielleicht aber auch an der Art, wie David Foenkinos allgemein schreibt. 

Es ist ja nicht schlecht, doch ich bin absolut nicht damit warm geworden. 

Man hätte Mathilde Hilfe anbieten müssen, nachdem sie wie in Trance etwas gemacht hat. Stattdessen wurde sie von ihrer Schwester aufgenommen und alles, was diese gemacht hat, wirkte auf Mathilde nicht richtig. Als würde ihre Schwester gegen sie spielen. Sie aufziehen. 

Schade. Aber das ist in Ordnung. 

Vielleicht ist es ja etwas für jemand anders.

Cover des Buches Das Leben meiner Schwester (ISBN: 9783328110699)
Hyperikums avatar

Rezension zu "Das Leben meiner Schwester" von David Foenkinos

Das Psychogramm einer psychisch kranken Frau
Hyperikumvor 5 Monaten

Mathilde Pécheux ist Französischlehrerin und liebt Focault, den sie gerne im Unterricht durcharbeitet. Sie nimmt sich ganz besonders der Kinder an, die Lernschwierigkeiten zeigen und gibt auch Einzelunterricht. 

Sie teilt ihr Bett seit fünf Jahren mit ihrem Freund Étienne, den sie in einer schwierigen Lebensphase kennenlernte, als die Liebe seines Lebens ihn verlassen hatte. Mathilde glaubt eine gute Partnerschaft zu haben, deswegen ist sie über Étiennes plötzliche Schweigsamkeit erstaunt. Doch weil sie keinen Druck ausüben möchte, lächelt sie seine Betrübnis einfach weg. Als Étienne ihr dann eröffnet, dass er auszieht, verliert Mathilde den Boden unter den Füßen. 

Mathilde will Étiennes Entscheidung nicht verstehen, ruft ihn an, schreibt ihm, fühlt sich abserviert. Ein Freund von Étienne varrät ihr, dass Étienne wieder mit seiner Ex-Freundin zusammen ist, dass sie aus Australien zurückgekehrt ist. Mathilde kann den Verlust nicht hinnehmen, das Gefühl der Erniedrigung nagt an ihr. 

Sie lässt sich von einer Therapeutin Krankschreiben, nimmt Beruhigungsmittel und quält sich mit ihren Gedanken an Étienne, glaubt, dass er erkennen wird, wie sehr er sie geliebt hat und dass er bald zu ihr zurückkommt.

Fazit: David Foenkinos hat das Psychogramm einer psychisch kranken Frau erstellt. Der Klappentext liest sich vielversprechend und verspricht Spannung, die der Autor nicht halten kann. Die Protagonistin ist extrem unsympathisch, ich habe in ihrem Charakter nichts gefunden, das auch nur ein Krümelchen Mitgefühl bei mir erzeugt hätte. Alle Frauen in der Geschichte werden einseitig dargestellt. Die Protagonistin ist neidisch, missgünstig, eifersüchtig, rachsüchtig, narzisstisch. Ihre Schwester naiv und oberflächlich. Eine Kollegin geschwätzig, selbstdarstellerisch und unsicher. Für mich hat der Autor jedes Klischee, dass es über Frauen gibt, ausgespielt. Das Ende der Geschichte ist absolut vorhersagbar. Wäre der Plot, ein wenig ausgefeilter, bezüglich der labilen Psyche, der Protagonistin gewesen, hätte mir das Lesen mehr Spaß gemacht. Der pathetische Ton hat mich eher abgeschreckt als in die Geschichte reingezogen. Das hat mir nicht besonders gefallen.

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