Selten habe ich so sehr bedauert, mich für ein Buch beworben zu haben.Aber es hilft nichts. Ich habe mich durchgequält und schulde jetzt eine Rezension, die hier folgen soll:Christian Lorenz beschäftigt sich in seinem Debüt "Identität" mit einem komplexen Mischmasch aus Zukunftsvision, Politthriller, Dystopie und psychologischem Roman.Ein Mann namens Thomas taucht auf. er kann sich nicht zu seiner Herkunft äußern, verhält sich seltsam und bewegt sich mechanisch. Minke, in deren Garten er plötzlich steht, arbeitet als Computerspezialistin hin und wieder für eine Firma in Berlin, in der sie Personen neue Identitäten verschafft. Wo kommt Thomas her, was passierte mit ihm? Wer ist dieser Mann wirklich?
Vielleicht zu viel, zu schwer, zu "unrund", mir kam der Spruch "nicht Fleisch, nicht Fisch" in den Sinn, während ich krampfhaft versuchte, dem abgehackten Hin- und Her, dem Auftauchen und Verschwinden von Figuren, den Zeitsprüngen und Entwicklungen im Roman zu folgen.
Stattdessen verlor ich ständig den Faden und fragte mich seitenweise, was ich da eigentlich lese.Sehe ich andere Rezensionen, dann frage ich mich ernsthaft, ob ich den gleichen Thriller gelesen habe, denn ich habe keinen psychologischen Hintergrund um die Identität gelesen, keinen aktuellen Hintergrund zur derzeitigen politischen Lage gesehen, noch berührende Landschaftsbilder gefunden.Alle Themengebiete werden allenfalls oberflächlich berührt, die Protagonisten sind weder sympathisch noch greifbar. Offenbar hochintelligente Personen bestechen durch wahnhafte Ängstlichkeit, die scheinbar mit dem Dasein völlig überfordert sind. Aussteiger und Einsiedler, wohin man blickt, seltsame politische Entwicklungen, die mir so gar nicht bewusst waren, ich bin mit dieser Welt nicht warm geworden.Kaum Konversationen, kein Spannungsaufbau, es tut mir leid, ich habe da nicht durch gefunden, ich war immer froh, wenn der Name "Thomas" wieder auftauchte, in der Hoffnung endlich rein zu finden in die Geschichte. Aber es wurde immer verworrener und abstruser.Ich bin nicht mal fähig das Buch zu kritisieren, es ist die Entscheidung des Autors einen Geschichtsverlauf zu wählen, der durch Sprünge und Abbrüche keine Spannung aufkommen lässt. Es ist am Autor, keine sympathischen Figuren zu bieten, mit denen der Leser sich identifizieren kann, mit denen der Leser mitfiebern könnte. Es ist die Wahl des Autors seitenweise runter zu schreiben, statt interessante Dialoge zu kreieren, Tempo aufkommen zu lassen und den Leser einerseits rätseln zu lassen, andererseits aktiv in Gefühle und Gedanken mit einzubeziehen. Ich fühlte mich wie ein Fremdkörper in einem nahen zukünftigen Deutschland, das mich mit meinem politischen Verständnis einfach überforderte.Ich erwartete eine interessante psychologische Studie, fein gezeichnete Charaktere, einen raffinierten Plot und kein diffuses Durcheinander.Ich bin bitter enttäuscht und kann dieses Buch leider nicht empfehlen.