Rezension zu "Warum wir uns Gefühle kaufen" von Christian Mikunda
Wer verstehen will, wie die heutige Konsumwelt funktioniert, wer nachvollziehen möchte, was uns da alles verkauft wird, damit wir uns wohlfühlen, wer begreifen will, wie das geht mit den Verbindungen im Gehirn, die die entsprechenden Glücksgefühle auslösen, der ist mit dem vorliegenden Buch gut bedient.
Wer als Verkäufer und Anbieter von Produkten oder Dienstleistungen Kunden anlocken und Geld mit ihnen verdienen will, für den ist das Buch unverzichtbar. Der kritische Zeitgenosse, der davon überzeugt ist, dass es außer Konsum und den damit ausgelösten Glücksgefühlen, die offenbar evolutionär angelegt sind (vgl. das Buch "Go Shopping!" von Eva Tenzer aus dem Gustav Kiepenheuer Verlag) auch noch andere Dinge und Erfahrungen im Leben gibt, die es sinnvoll und erfüllt machen, liest dieses Buch mit Vorsicht und mit sehr kritischer Brille.
Christian Mikunda, ein erfolgreicher Vordenker der sogenannten Erlebniswirtschaft und Begründer der strategischen Dramaturgie, leitet seine sieben Hochgefühle, die er protegiert, und für deren strategischen Verkauf er wirbt, von den sieben Todsünden ab:
· Glory kommt von Hochmut
· Joy kommt von Völlerei
· Power kommt von Zorn
· Bravour kommt von Neid
· Desire kommt von Gier
· Intensity kommt von Wollust
· Chill kommt von Trägheit
Das Hochgefühl, das der Mensch erleben kann, bezeichnet Mikunda als eine positive Sublimierung der jeweiligen Todsünde aus der christlichen Ethik. Er will sein Buch nicht nur verstanden wissen als eine Anleitung für die professionelle Herstellung solcher Hochgefühle, was seine Haupttätigkeit als Berater großer Firmen ausmacht, sondern er möchte auch Wissen vermitteln, wie man kritisch damit umgehen kann.
Mich hat das Buch bei aller Logik und Stringenz dennoch befremdet. Denn wer sich nur darauf beschränkt, sich selber permanent Hochgefühle zu verschaffen, der ist stumpf und kalt gegenüber Krankheit, Armut, Elend, Hunger und Tod . Und er wird selbst, wenn ihn dunkle Zeiten treffen im Leben, nicht gelernt haben, damit positiv und vielleicht auch spirituell damit umzugehen.