Christian Strich

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Neue Rezensionen zu Christian Strich

Cover des Buches Liebesspiele (ISBN: 9783257246476)
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Rezension zu "Liebesspiele" von Heinrich Mann

Acht Liebesgeschichten, in denen gleichzeitig die Gesellschaft kritisch durchleuchtet wird
stefan182vor 2 Jahren

„Liebesspiele“, herausgegeben von Christian Strich, versammelt acht Erzählungen von Heinrich Mann, die sich um das Thema „Liebe“ drehen. Im Folgenden stelle ich jede Erzählung kurz und spoilerfrei vor. Den Beginn macht „Der Unbekannte“. Im Mittelpunkt der Erzählung steht Raffael, ein Jüngling, der für seine ältere, verheiratete Nachbarin schwärmt. Erzähltechnisch schön gemacht ist, wie sich diese Schwärmerei sukzessiv steigert: Mehrmals deutet Raffael in seiner noch kindlichen Naivität Dinge falsch, erträumt sich so bereits die gemeinsame Zukunft mit der Nachbarin – was permanent durch den auktorialen Erzähler gebrochen wird. So sind die Lesenden Raffael immer einen Schritt voraus; seine Naivität liegt offen, was zur Tragik der Erzählung beiträgt. Die zweite Erzählung „Die Szene“ dreht sich um ein Liebespaar, das sich in einem Trennungsprozess befindet. Buchstäblich handelt die Erzählung von einer schauspielerischen Szene, die dem Trennungsprozess eine besondere Wendung gibt. Es folgt „Liebesspiele“, neben „Die Szene“ eine der kürzeren Erzählungen. „Liebesspiele“ fokussiert eine Dreiecksbeziehungen, in der es um Machtkämpfe geht. Wie auch „Die Szene“ endet „Liebesspiele“ mit einer schönen Wendung. „Gretchen“ ist eine humorige Erzählung, in der die titelgebende Figur mit ihrem Verlobten unzufrieden ist. Die Erzählung endet in einer kleinen Eulenspiegelei. „Suturp“, die fünfte Erzählung, behandelt erneut eine Dreiecksbeziehung: Der Rechtsanwalt Belling begibt sich in die finanzielle Abhängigkeit von dem Herrn von Elchem, um sich und seiner Frau Franziska eine standesgemäße Zukunft zu ermöglichen. Von Elchem allerdings strebt schon seit längerem eine Beziehung zu Franziska an, sodass die finanzielle Unterstüzung von von Elchem für Belling zu einem Teufelspakt wird. Es liegt an Franziska, Belling aus diesem zu retten. „Suturp“ ist insgesamt eine ausgefeilt komponierte Erzählung, die mehrere Wendungen bereithält. Neben dem großen Thema „Liebe“ verbirgt sich in den fünf bisher besprochenen Erzählungen – teils offensichtlicher, teils versteckter – ein weiteres Thema: die bürgerliche Moralvorstellung. Heinrich Mann arbeitet sich an dieser ab, geht mal leichtherzig und augenzwinkernd vor, mal ernst; immer entlarvt er sie als Doppelmoral. In den folgenden drei Erzählungen geht er sogar noch einen Schritt weiter: Hier werden nicht allein die scheinheiligen Moralvorstellungen kritisiert, sondern die Gesellschaft als gesamtes. So spielen in der sechsten Erzählung „Eine Liebesgeschichte“ nicht nur antiquierte Wertvorstellungen eine Rolle, sondern auch die sich schrittweise radikalisierende Kriegsgesellschaft des 1. Weltkrieges. Vor diesem Hintergrund entfaltet Mann eine Liebesgeschichte, die nicht tragischer enden könnte. Die vorletzte Erzählung „Der Verräter“ thematisiert die aufkeimende Arbeiterbewegung. Hier wird aufgeführt, wie die politische Sache für eine Liebesbeziehung missbraucht wird. Den Abschluss macht „Kobes“, die komplexeste der Erzählungen. Der Liebesaspekt rückt hier in den Hintergrund; im Fokus steht die Gesellschaftskritik: Allegorisch und satirisch wird hier der (bereits stark zum Nationalistischen tendierende) Herrschaftsapparat der 1920er kritisch durchleuchtet. Abgerundet wird der Band durch ein Vorwort des schweizerischen Schriftstellers Hugo Loetscher, der kurz in Leben und Werk Heinrich Manns einführt. Daneben finden sich in der Ausgabe des Diogenes Verlags vierundzwanzig Zeichnungen von George Grosz, dessen Darstellungen sich passend in die Gesellschaftskritik Manns einfügen. Insgesamt ist „Liebesspiele“ eine schöne Sammlung von (meist tragisch endenden) Liebeserzählungen, die mit einigen Wendungen auftrumpfen. Die Erzählungen gehen aber nicht allein in der Liebesthematik auf: Neben der Liebe spielen auch die gesellschaftlichen Umstände, in denen die Liebe gedeiht (oder eben nicht gedeiht) eine Rolle.

Cover des Buches Die schönsten deutschen Liebesgedichte (ISBN: 9783257700077)
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Rezension zu "Die schönsten deutschen Liebesgedichte" von Christian Strich

Die schönsten deutschen Liebesgedichte (Diogenes)
Perlevor 5 Jahren

Klappentext:

Die Liebe hemmet nichts;
sie kennt nicht Tür noch Riegel
Und dringt durch alles sich;
Sie ist ohn` Anbeginn,
schlug ewig ihre Flügel
Und schlägt sie ewiglich.
(Matthias Claudius)

Eigene Meinung:
Habe dieses kleine Gedichtbüchlein gestern gegen 'Mittag auf einem Flohmarkt mit noch nem anderen Engelbuch für 1€ ergattert und mitgenommen. Als ich es dann zur späten Nacht Seite für Seite durchblätterte und sentimental wurde und so richtig in romantischer Poesie-Stimmung war, wusste ich, dass ich es nicht bereute, es gekauft zu haben. Es hatte sich tatsächlich gelohnt.

Ein Gedicht und Reim schöner als der andere und wunderschön und ich konnte gar nicht aufhören und bekam nicht genug davon. Viele kannte ich noch früher - hab ja schon in den 70ern Kalender-Abreisblätter mit Sprüchen geliebt und ab 1982 selber Gedichte verfasst. In der Schule hatte ich dann das Wahlpflichtfach Literatur gewählt, wo wir den Schimmelreiter und von Goethe "Der Fischer" erörterten. Seitdem liebe und schätze ich sehr die Poesie und Gedichte und werde mich auch weiterhin dafür interessieren und mich beschäftigen. Und auch weiterhin eigene Gedichte verfassen. Das Gedicht lebt! 

Welches mir sehr gefiel:
An Chloe
Mädchen mit den schönen >Wangen!
Mädchden, kämst du jetzt gegangen,
Jetzt in dieses grüne Tal!
Welch ein Jubel! O wie flögen
Meine Küsse sonder Zahl,
Wie die kleinen, raschen Bienen,
Wenn der Himmel sich erhellt,
Und ein ganzer Schwarm von ihnen
Auf ein Blütenbäumchen fällt!
(Johann Georg Jacobi)

Es waren wirklich sehr schöne Poems drin enthalten.
Es war sehr angenehm es zu lesen und Seite für Seite mich daran zu erfreuen. Es hatte im Ganzen 160 Seiten und werde es in meiner Gedichte-Bibliothek aufnehmen und in Ehren halten.
Danke für dieses suuperschöne zusammengestellte Büchlein mit wundervollen Reimen und Gedichten voller Liebe und Schmerz und alles was es gibt.

Vergebe hierfür gut und gerne - liebgemeinte 5 Sterne.



Cover des Buches Das kleine Märchenbuch (ISBN: 9783257012446)
Flaventuss avatar

Rezension zu "Das kleine Märchenbuch" von Tatjana Hauptmann

Ein kleines Kunstwerk
Flaventusvor 6 Jahren

Das kleine Märchenbuch wird so manche Eltern nicht ansprechen. Denn in diesem sind sieben Märchen der Gebrüder Grimm enthalten. Und zwar ungekürzt. Das heißt, es gibt keine weichgespülten Texte, sondern eben jene, wie sie vor noch gar nicht mal so langer Zeit auch Kindern vorgelesen wurden.

 

Texte

Dass diese Texte im Original vorliegen, merkt der Leser u.a. auch am letzten Satz von Hänsel und Gretel, den die Wissenschaft bis heute nicht interpretieren kann. “Mein Märchen ist aus, dort läuft die Maus, wer sie fängt, darf eine große, große Pelzkappe draus machen.” (S. 18) Wenn ich bei diesem Märchen bleibe, so wird über die böse Hexe folgendes gesagt: “Wenn eins [ein Kind] in ihre Gewalt kam, so machte sie [die Hexe] es tot, kochte es und aß es, und das war ihr ein Festtag” (S.15). Ob dieses Buch für Kinder geeignet ist oder nicht, muss wohl jeder Erziehungsberechtigte selbst entscheiden.

Die sieben Märchen sind es nicht, weshalb der Diogenes Verlag das kleine Märchenbuch neu aufgelegt hat. (Erstmals ist das Buch 1997 erschienen.) Es sind die Zeichnungen von Tatjana Hauptmann, die schon seit 40 Jahren Werke des Verlags zieren.

 

Illustrationen

Ebenso wie die Texte nicht weichgespült wurden, so sind auch die Illustrationen in diesem Buch deutlich expliziter und ausdrucksstärker als in allen anderen Märchenbüchern, die wir bei uns im Regal stehen haben. Wenn zum Beispiel die Bremer Stadtmusikanten die Räuber aus dem Haus verscheuchen, dann in der Art, dass sie schrecklich aussehen möchten. Und Tatjana Hauptmann kann dies mit ihrer Darstellung sehr deutlich zum Ausdruck bringen. Dieses Bild ist nur ein Beispiel von der großartigen illustratorischen Umsetzung des geschriebenen Worts.

Zusätzlich sind es oftmals die kleine Detailzeichnungen, die ein Märchen passend unterstreichen, wenn z.B. das blutige Messer an passender Stelle von Aschenputtel dargestellt ist. Auch dies ist lediglich ein Beispiel von vielen.

Dabei sind die meisten Illustrationen in dem Buch in schwarz-weiß gehalten und untermalen oftmals lediglich dezent den Text. An anderer Stelle darf der Leser größere Illustrationen ebenfalls in schwarz-weiß bestaunen, ohne dass diese dadurch an Ausdruck verlieren. Große farbige Abbildungen gibt es dann nur wenige, was dem Gesamtkunstwerk durchaus zuträglich ist.

 

Fazit

Über den Inhalt der Märchen muss ich wohl nicht mehr Worte verlieren, als dass sie im Original vorliegen und nicht entschärft wurden. Sie dürften bei den Lesern hinlänglich bekannt sein. Somit wird “Das kleine Märchenbuch” für Leser interessant, die sich ein Märchenbuch wünschen, dass die Märchen möglichst unverfälscht wiedergeben.

Wenn schon nicht der Texte wegen, so sind es die Zeichnungen und Illustrationen, die dieses Buch lesenswert machen. In Summe liegt hier ein kleines Kunstwerk vor, und der Verlag hat meines Erachtens ein sehr stimmiges Märchenbuch erschaffen und die passende Wahl getroffen, um die 40-jährige Zusammenarbeit mit der Kinderbuchzeichnerin Tatjana Hauptmann zu honorieren.


Diese Rezension findet sich auch auf meinem Bücherblog.

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